25 Rollen

2 Tage, bevor die Ausgangsbeschränkung in Bayern in Kraft getreten ist und noch niemand so recht wusste, wie die denn ausfallen wird, bin ich mit der Hexar RF durch das Dorf spaziert. So einigen ausgedehnten und richtigen Spaziergang hatte ich hier noch nie unternommen. Unbedingt wollte ich noch ein paar Frames fotografieren, bevor ich vielleicht für einige Zeit keine Chance mehr dazu haben würde. Nun kam alles nicht so dicke und ich konnte in den letzten Wochen immer wieder raus.

Olympus mju II + Kodak Gold 200

Meistens bin ich am Abend losgegangen, eine Stunde vor der Goldenen. Nach zwei, drei Spaziergängen wusste ich, wie das Licht an den meisten Orten funktioniert und versuchte, bekannte Routen, mit unbekannten zu verbinden. Einige Orte suchte ich immer wieder auf und manche Motive fanden ihren Weg auf einige Rollen. Ich begann auch mit Filmen, Belichtungen und Kameras zu experimentieren. Es war ein wunderbarer Lernprozess.

Nikon F90x + 24mm f2.8 D + Kodak Gold 200

Am Folgetage entwickelte ich die Filme selbst und fand so auch einen Fehler in meinem Prozess, den ich schon lange unbemerkt mitgeführt hatte. Man kann nach dem Entwickler ein Stoppbad einfügen, um die Leistungsfähigkeit des nachfolgenden Blix-Bades besser zu sichern. Irgendwas bringe ich damit aber durcheinander und es kommt zu Farbverschiebungen. Die Filmmaske ist auch deutlich blasser und weniger Orange. Erst, in dem ich mich kontinuierlich damit beschäftige, ist es mir aufgefallen.

Contax T2 + Kodak Gold 200

Ich habe auch gelernt, wie meine verschiedenen Kameras die Belichtung messen und worin sie sich hier unterscheiden. Nun weiß ich, wie ich Kodak Gold 200 und Color Plus 200 (ISO125 bei Sonne und 200 an bewölkten Tagen) am liebsten mag und dass ich Fuji C200 lieber etwas knapper belichte (ISO 160). Auch den Scan Prozess konnte ich optimieren. Letztendlich nutze ich weiterhin Nikon Scan 4.0, aber ich habe VueScan nun final verstanden (Tutorial folgt.)

Hexar RF + 35mm Nokton F1.4 II + Kodak Color Plus 200

Meine wichtigste Erkenntnis ist aber nicht technischer Natur. Wir sind durch visuelle Eindrücke aus den USA und anderen westlichen Ländern geprägt. Wir wollen keine Landstraßen in Brandenburg fotografieren, sondern uns an der Route 66 abarbeiten, als hätte es nicht schon mindestens „ein“ anderer vor uns getan. Ich mag die Arbeiten von Ian Howorth und er katapultiert den Betrachter gerne mal in die Vergangenheit und dabei fotografiert er vieles nur in UK. Manche Aufnahmen sind für Deutschland undenkbar schwierig, denn solche Motive und solche Ästhetik finden wir hierzulande nur sehr schwer. Lange habe ich damit gekämpft, mich davon frei zu machen, denn ich wollte ähnliches schaffen und fand es hier einfach nicht. Mir ist es nun aber gelungen, mich mehr auf den Ort einzulassen, an dem ich nunmal lebe. Es bedeutet nicht, dass hier nichts zu finden wäre. Man findet viel, aber es ist etwas anderes, was man findet und das muss man sehen und lieben lernen. Genial ist davon nichts und es gibt viele Strecken dieser Art in diesen Tagen. Man muss wohl sich auch damit abfinden, dass man in erster Linie alles erstmal für sich selbst fotografiert. Ob jemand anderes etwas darin finden kann, muss dieser dann selbst entscheiden.

Die wohl am Ende tatsächlich bedeutendere Erkenntnis ist aber, mein Arsch ist sehr privilegiert. Mir geht es gut und es ist wie ein langer Urlaub. Selbst Sheilas Kurzarbeit stecken wir locker weg und ich betrachte es als Geschenk, dass sie jetzt solange zuhause war. Es geht mir sehr gut und ich weiß um jene, die mehr zu kämpfen haben. Während ich hier Geld in Filme und Chemie stecke, um die Banalitäten des Dorfes zu fotografieren, fehlt dieses Geld anderen und sie verkaufen ihre Kameras, um irgendwie die Miete hinzukriegen. Das darf man nicht vergessen.

Covid-19 und die Pflege

Helmut ist ein Kunde und Freund von mir. Meistens unterhalten wir uns über Fotografie, den Gossip Talk der Szene, oder einfach nur, was uns gerade so beschäftigt. Fotografie ist für uns beide ein enorm wichtiges Thema und so sprechen wir hin und wieder sehr ausgiebig darüber. Als er mich vor ein paar Tagen anrief, war mir aber klar, dass es diesmal ein anderes Thema werden würde. Helmut trägt die Verantwortung über einen Pflegedienst und kommt seit 2 Wochen nicht mehr zur Ruhe. Seit Januar sind die Verbrauchsmaterialen vergriffen, die notwendig sind, um Patienten und Mitarbeiter zu schützen und die Risiken jeglicher Infektionen auf ein Minimum zu reduzieren.

Helmut ruft gerade einige Leute an und rüttelt an jedem Ast, um zu sehen, ob nicht etwas Desinfektionsmittel, oder eine Atemschutzmaske herunterfällt. Man merkt, sein Geist kann gerade nicht abschalten. Ständig kommt er auf Ideen und versucht alle mit einzubeziehen. Als ich fragte, was ich tun kann, sagte er, schnapp dir die Kamera und werd mal wieder Bildjournalist, aber vorher guckst du mal deine Kontaktliste durch und überlegst, wen du kennst, der helfen kann, Masken und Desinfektionsmittel zu organisieren, oder besser noch zu produzieren. Helmut kennt viele Leute und ist regional gut vernetzt. Warum soll nur Trigema Masken produzieren? Jeder Textilhersteller kann das tun und so versucht er nebenbei, während ich ihn fotografiere, ein anderes Unternehmen zu überreden, die Produktion auf Atemschutzmasken umzustellen.

Eine andere große Problematik sind gerade die Behörden. Krankenhäuser und Notaufnahmen sind sehr im Fokus. Für Mitarbeiter in der Pflege gibt es aktuell nur die Option sich privat testen zu lassen, wobei auch für sie regelmäßige Tests und schnell Ergebnisse wichtig sind, um ihre Prozesse am Laufen zu halten und nicht die Patienten zu produzieren, die dann die Notaufnahmen überlasten könnten. Bei Verdacht auf einen Kontakt mit dem Virus gilt aktuell die Weisung, dass 2 mal täglich Fieber zu messen ist und ein Tagebuch geführt werden soll, was täglich ans Gesundheitsamt gefaxt wird. Dort wertet das dann ein Mitarbeiter aus und entscheidet über ein weiteres Vorgehen. Die Arbeit und der Patientenkontakt soll weiterlaufen. Auch verbindliche Aussagen zu Lieferungen mit Verbrauchsmaterialien kommen sehr spät und sind ernüchternd. Es gibt nichts und diese Information erleichtert Helmut so gar etwas, denn nun weiß er, woran er ist.

Was bleibt, ist zu nutzen, was man hat und kein Risiko einzugehen. Freunde werden mal kurz und mit einigem Abstand besucht und auch meine Anwesenheit ist ein Risiko, was besonders reduziert werden muss. Ich trage eine der kostbaren Atemschutzmasken. Hätte ich nicht ein Paket frischer Masken mitbringen können, hätte ich wohl ein schlechtes Gewissen, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich gerade so viel beitragen kann, wie so eine banale Maske es kann.

Ich halte Abstand und Fotografieren ist nicht einfach. Mir fällt auf, wie wenig greifbar dieses Thema ist. Das Problem ist nicht sichtbar, nur die Auswirkungen sind es. Ich treffe an diesem Tag keinen Mitarbeiter, der Patientenkontakt hat.

Niemand darf ausfallen. Fällt ein Dominostein, ist das Spiel schnell vorbei und mir ist etwas komisch zumute. Mir geht es gut. Ich habe keinen Kontakt zu jemanden gehabt, der irgendwelche Symptome gezeigt hat und überhaupt, versuche ich gerade alles richtig zu machen, aber auch ich weiß nicht, was ich mit mir rumtrage. Mehr testen würde helfen. Das hört man auch von Experten immer häufiger. Distanz ist gut, aber wir müssen eigentlich wissen, wer verbreitet und wer ist safe.

Wie ich so meine Zeit mit Helmut verbringe, merke ich, wie sehr ihn das Thema bedrückt und wie gut es ihm tut, mal über Fotografie zu sprechen und jemanden zu treffen, der nicht seit zwei Wochen weiß, dass der nächste Tag vermutlich schwerer wird, als der letzte. Wir fahren zu seinem Haus. Helmut möchte mir etwas zeigen.

Mit Unterstützung von Freunden und Familie produziert man jetzt eigene Masken aus Baumwollstoffen und Moltontüchern. Den Eigenbedarf bekommt man so gedeckt. Man kann sie bei 90°C waschen und wiederverwenden. Wenn das Desinfektionsmittel ausgeht, nehmen wir Pennergold aus dem Aldi. Was wie ein Scherz klingt, ist ernst gemeint. Jägermeister hat gerade 50.000l Alkohol für diesen Zweck bereitgestellt.

Am Ende des Tages merke ich, dass ich gar nicht so viel fotografiert habe und besser Masken genäht hätte. Ich frage, was ich tun kann, um zu helfen. Helmut sagt, schreib es auf, erzähl es. Er rüttelt wieder an jedem Ast und als ich gehe, sehe ich noch 2 Motive, die gar nicht zum Thema passen, aber mich beruhigen, denn sie sind für mich irgendwie greifbarer und realer, stellen sie doch eine Welt dar, die ich kenne und gewohnt bin, zu beobachten.

Wenn ihr Desinfektionsmittel, oder Atemschutzmasken habt, die ihr aktuell nicht benötigt, ruft bei den Pflegediensten in eurer Region an und fragt, ob ihr ihnen damit aushelfen könnt. Es würde mich freuen.

Postcards from Lanzarote

Ist es nicht schön, wenn man einen Titel, egal für was, in englischer Sprache verfasst? Das klingt so schön schmissig. Warum wir das so empfinden und ob mir das nicht ein bisschen zu einfach ist, solche Tricks anzuwenden, um etwas cooler erscheinen zu lassen, als es eigentlich ist, darüber habe ich im „Urlaub“ nachgedacht. Also eigentlich habe ich keinen Urlaub gemacht, sondern nur etwas weniger oft im Internet abgehangen. Solche Gedanken mache ich mir ja ständig und am Ende versuche ich besser zu sein, als ich eigentlich bin und dann schreibe ich das alles wieder ins Internet, um irgendeine Art Response zu erhalten (Anglizismen sind so coooool! …aber seit 1998 nicht mehr cutting edge.), denn man kann ja nie sicher sein, ob man keinen Unfug erdacht hat, bis nicht ein anderer auch diesen Unfug mitdenkt und zack ist es etablierter Mainstream.

Ich schweife ab, also ich hab so über dies und jenes nachgedacht. Manchmal bin ich, glaube ich zumindest, auf einem guten Weg, was mir nicht so gut in der Welt gefällt, zumindest für meinen Teil, besser zu machen und genauso oft bin ich gar nicht gut darin, weil ich mich dann wieder so sehr darüber ärgere, dass manches nicht so läuft, wie ich es gerne hätte. Dann gerate ich in Konflikte, weil ich nicht verstehe, dass andere sich viel besser in den ganzen Schattierungen zwischen Schwarz und Weiß bewegen können, als ich. Für mich ist vieles immer so absolut und dann ist da auch noch mein Idealismus. Der vernichtet viel Potential und während ich gerade Potential schreibe, kommt er wieder auf und ruft von ganz hinten: „Erfolg messen wir in Geld und wir müssen Geld überwinden!“ und während ich ihn rufen höre, fragt sich eine andere Stimme, wem der Idealismus eigentlich gefallen will und eine dritte Stimme tritt auf und fragt ein bisschen ängstlich, ob ihr auch die Stimmen hören könnt, oder ob das alles nur Einbildung ist.

Im „Urlaub“ bin ich jedenfalls darauf gekommen, dass ich vieles gerne anders hätte, weil ich eigentlich faul bin und mich ganz und gar meinen Ideen hingeben möchte. Es lenkt ab, wenn man ständig mitbekommt, was alles im Argen liegt und worüber man sich so Gedanken machen muss, damit man am Ende nicht so viele Probleme hat, die einen dann vollständig einengen. Social Media verstärkt das, denn wir sind am Arsch wegen:

  • Trump
  • AfD
  • Klimawandel
  • nicht stattfindender Verkehrswende
  • Bolsonaro
  • Erdogan
  • Putin
  • Iran und / oder Saudi Arabien
  • Assad
  • Neokapitalismus und daraus resultierende Folgen
  • Influencern
  • Brexit
  • Hass im Internet begünstigt durch Social Media Algorithmen

Man wird quasi schon sauer, nur weil man 2 Minuten Facebook Posts liest und das, obwohl man sich in seiner eigenen Blase aufhält. Ich möchte gerne einen Umgang damit finden und wenn ich Umgang sage, dann meine ich, dass ich einfach nicht das Gefühl haben will, nicht die Dinge angehen zu können, die ich gerne umsetzen möchte, weil ich vorher noch vernünftigerweise den Weltuntergang durchorganisieren muss. Vermutlich ist Abstand ein gutes Werkzeug, aber vielleicht ist es ein besseres, zusätzlich noch mehr Ideen umzusetzen, statt sich frustriert mit allem auseinanderzusetzen, was nicht gut funktioniert.

Jetzt habe ich sehr viel erzählt, obwohl ich doch nur sagen wollte, ich habe mal „Urlaub“ gemacht.

Meine Spielsachen

Immer wenn ich einen Film von Rossmann abhole und scanne, flute ich damit meinen Instagram Account. Teilweise sind das recht belanglose Bilder, denen ich da eine viel zu große Bühne einräume, aber in den Momenten freue ich mich einfach so sehr über diese Aufnahmen und irgendwann fragt dann halt einer, warum man so viele Kameras besitzt und wieso man überhaupt Filme einlegt, wo doch die digitale Leica auch im Schrank steht. Da ich Fragen oft nicht mit einfachen, kurzen und prägnanten Sätzen beantworten kann, versuche ich es nun hier, komplexer, so wie eben die Welt für mich ist – komplex. (Ist es nicht herrlich, wie oft man im Internet Dinge rechtfertigt, die man ohne Internet einfach nur tun würde?)

Wie bei jeder ernsthaften Betrachtung, müssen wir in die Vergangenheit reisen und schauen, wie alles angefangen hat. Als ich nach dem Studium meinen ersten Job bekam, nach Aachen zog und in einer Werbeagentur arbeitete, viel mir plötzlich auf, dass ich jetzt Geld hatte, Geld um mal eben eine Kamera zu kaufen. Mein neuer Job war nicht unbedingt das, was ich wollte, aber von irgendwas muss man ja leben und während ich mich etwas gestrandet fühlte, stolperte ich über CamerabagTV, eine Interviewserie mit Fotografen, die damals hauptsächlich analog fotografierten und sie alle waren da irgendwie reingeraten, in dieses Fotografieren. Ich habe die paar Folgen verschlungen und begann mich mit den Kameras zu beschäftigen, die sie benutzten. Ich hatte ja jetzt etwas Spielgeld. Eine Yashica T4 war damals schon zu teuer, aber eine T3 kostete 55€. Mittlerweile gibt es das Format aber nicht mehr und nur wenige Schnipsel sind noch zu finden. Frank Ockenfels ist sehr empfehlenswert:

Yashica T3

Die Yashica T3 ist eine ganz wunderbare Kamera. Sie ist robust, soll Staub und Wasser abweisen und das 35mm f2.8 von Zeiss ziemlich ordentlich. Man kann quasi nichts einstellen und sie übersteht nahezu jede menschliche Emotion, die ich ihr zugemutet habe. Wir haben was erlebt und ich gebe sie nie wieder her.

Ich habe mich da richtig reingestürzt. Eine Mamiya M645 gekauft, eine Hexar AF, Yashica 35 Electro GT, Minolta CLE und sehr viel Schwarzweiß fotografiert und auch selbst entwickelt. In der Agentur stand ein Flachbrettscanner mit Durchlichteinheit und so blieb ich dort so gar, wenn ich mal keine Überstunden machen musste. Ich habe ein gutes Jahr kaum mehr digital fotografiert. Ich glaube, ich habe erst jetzt begriffen, warum. Liegt da ein Film in der Kamera, dann stelle ich mir ein Bild erstmal vor. Man will ja keinen Frame verschwenden und so drückt man viel öfter einfach nicht ab, während ich digital oft ein Bild nur aus Langeweile mache, um mich zu beschäftigen. Der Gedanke, es einfach wieder löschen zu können, ohne dass es Folgen hat, lässt einen schon viel Müll fotografieren. Damals war mir das weniger bewusst. Eigentlich wollte ich Fotografie nur mal endlich ernst nehmen, sie mir verdienen, ein bisschen das Handwerk lernen, oder aber davon ablenken, dass ich nicht mutig genug war, zu kündigen und mich mal mehr um mein Lebensglück zu kümmern. Es war aber auch eine Frage des Respekts. Ich wollte mich anstrengen, wenn jemand mir ein gutes Motiv war. Analog zu fotografieren, oder heute eine Kamera ohne Autofokus zu benutzen, ist für mich eben das. Ich mache es mir etwas schwerer, als es sein müsste und nutze den Aufwand, mir ein bisschen mehr Sorgfalt abzuverlangen. Es hilft mir auch, gerade, wenn ich jemanden portraitiere, zu zeigen, dass mir das sehr wichtig ist, was wir da machen.

Na ja, 2013 wurde mal in mein Auto eingebrochen und ich war mittlerweile selbstständig, also seit ein paar Wochen. Dumme Sache, um weiterarbeiten zu können, musste ich alles verkaufen, was man zu Geld machen konnte. Nur die Yashica T3 blieb. Ich habe dann sehr lange nicht mehr analog fotografiert. Erst 2015 hat mir Ben Bernschneider mir wieder Lust darauf gemacht, Filme zu belichten. Zufällig stolperte ich auch über eine Olympus MJU II.

Olympus MJU II

Sie hat mich keine 30€ gekostet und wäre sie nicht so klein, würde ich sagen, dass sie das viele Geld, was man sonst teilweise dafür zahlt, nicht wert ist. Das Ding ist einfach eine Hypekamera, die schon ordentlich arbeitet, aber Wunder kann sie auch nicht vollbringen. Sie ist mir gleich nach ein paar Tagen runtergefallen und das Batteriefach schließt nun nur noch mit Tape.

The Classic Presets

Als ich angefangen habe, an den Classic Presets zu arbeiten, musste ich auch wieder vermehrt auf Film fotografieren. Woher soll man sonst ein Gefühl für den ganzen Kram bekommen. Seit letztem Jahr digitalisiere ich auch wieder selbst. Zuerst mit einem Canoscan 9000f mk II und nun mit einem Plustek OpticFilm 7400. Wenn man etwas sucht und die Ansprüche nicht riesig sind, dann bekommt man mit den Plustek-Scannern schon alles, was man braucht. Ich fotografiere viel Kodak Gold 200, UltraMax 400 und Agfa Vista 400, eben was günstig ist und an dem ich schwer vorbeigehen kann, wenn ich mal wieder einen Film zu Rossmann bringe. Dort lasse ich aktuell noch Farbfilme entwickeln. 2,50€ kostet die Entwicklung und funktioniert für mich sauber. Man hört immer mal wieder, dass die Drogerien einen Film versaut hätten, aber da stehen ja auch Großlabore, wie Cewe dahinter, die bei C41 oder E6 wirklich nicht viel falsch machen können. Nun ja, zuhause scanne ich dann in Ruhe, nachdem ich brav meine 3-5 Tage auf den Film gewartet habe. Das empfinde ich als meditativ und ich habe so gelernt, dass der Film allein nicht den Look bestimmt. Wenn wir ihn digitalisieren, interpretieren wir ihn auch gleichzeitig und so haben Scanner, Software und Methode der Negativumwandlung schon noch mal ordentlichen Einfluss auf das Gesamtergebnis. All das ist wichtig, wenn ich dann meine Classic Presets optimiere, oder an etwas ganz neuem arbeiten möchte. Es gibt auch einige Details und Facetten, die wir niemals digital hinbekommen werden. Nuancen, Farbverschiebungen, die Darstellung von Mischlicht, die sich oft richtiger anfühlen, oder zumindest auch mal visuell überraschend wirken. Ich weiß längst noch nicht absolut, was ich da tue, wenn ich auf Film fotografiere und vielleicht ist es auch das, was mich daran so begeistert.

Geschenke

Wenn man so viel darüber redet, viel zeigt und immer eine Kamera dabei hat, dann bekommt man manchmal auch was geschenkt. Mein Kumpel Alex hat mit eine Konica Pop und eine Minolta X300 geschenkt. Neulich bekam ich auch einen Haufen Kodak Ektar 100.

Minolta X300

Viele Minoltas sind ganz wunderbare Kameras. Es gibt viele gute Objektive, die auch nicht so teuer sind. Mit irgendwas aus Minoltas X-Serie kann man nichts falsch machen. Diese Kamera hat ihren Weg zu mir gefunden. Das Objektiv stammt vom Flohmarkt und ein 50mm hat mir Johannes geschenkt. Der erste Film wird gerade entwickelt. Ich bin sehr gespannt.

Nikon F90x

Die Nikon F90x habe ich angeschafft, weil ich nur Point and Shoots besaß und gerne Herr über Blende und Zeit sein wollte, wenn ich Referenzbilder für meine Classic Presets fotografiere. Sie stand bei einem Händler im Schaufenster und ich dachte, es wäre bei Nikon so easy, wie bei den analogen Canon EOS, wo man wirklich jedes EOS-Objektiv nutzen kann. Die F90x versteht sich aber mit Objektiven nicht, die eine elektronische Blendensteuerung haben. Das schränkt die Auswahl sehr ein und ich muss noch etwas Geld in die Hand nehmen. Weil sie aber ein absolutes Arbeitstier ist und wirklich schön die Belichtung misst, werde ich wohl mal ein Nikon AF Nikkor 35 mm/2,0 D kaufen.

Canon AE 1

Willst du ein analoges System, was viele günstige und gute Objektive bietet, dann ist man bei Canon richtig. Die FD-Linsen sind ganz ok und vor allem weit verbreitet und günstig. Die AE1 ist auch eine tolle Kamera. Mit ihr muss ich noch viel fotografieren. Der Winter hat mich nur ein bisschen aufgehalten.

Contax T2

Hier hat der Hype mich mal richtig erwischt. Die Preise, zu denen die T2 gehandelt wird, werden nur von denen der T3 übertroffen. Es ist absolut verrückt, aber ich wollte sie so gerne haben. Das Objektiv ist wirklich charismatisch und wir reden hier nicht von Bildschärfe. Man kann es schwer beschreiben, aber da passiert Magie und sie ist jeden Euro wert. Ich hatte bei einer eBay-Auktion Glück und der Verkäufer akzeptierte meinen Preisvorschlag. Verschuldet euch nicht, aber wenn ihr es doch tut, hier verbrennt ihr kein Geld.

Ich fotografiere gerne analog. Es macht mir einfach Freude. Man kann nicht sagen, dass man unbedingt analog fotografieren müsste, es überlegen, elitär, oder besser wäre. Am Ende macht man dort die gleichen Fehler, die man immer macht und es hilft mir nur, nicht die Motivation, das Interesse, oder den Mut zu verlieren. Ich kenne langsam alle Tricks, um mich auf Kurs zu halten, so dass ich mich entwickeln kann, wenn auch langsam und mit großen Umwegen, aber immerhin geht es voran und ich lerne immer wieder dazu. Eines muss aber klar sein. Es geht nie um eine Kamera, oder einen Film, ein Werkzeug eben. Es geht immer nur um Inhalte und niemand wird automatisch ein bessere Fotograf, weil er diese, oder jene Technik benutzt. Manche Dinge machen mehr Spaß als andere, manche lenken einen ab und andere helfen bei der Konzentration. Man muss rausfinden, was einem gut tut und was man meiden sollte, aber ich kenne niemanden, der sich nicht gefreut hat, als er seinen ersten Film selbst entwickelt hatte und da tatsächlich Bilder zu sehen waren.

Nun bleibe ich Bilder aus den Kameras und mit den Filmen schuldig. Es würde den Rahmen sprengen und schon jetzt habe ich das Gefühl, ganz viel nicht erzählt zu haben. Vielleicht muss man da mal in die Tiefe gehen, oder ihr schaut mal bei Matt Day vorbei.

X-Pro 2 statt Leica M

Die X-Pro 2 bekommt viel zu wenig Liebe. Ich nehme sie so selten mit, wenn es nicht gerade um einen Job geht. Sie ist zu einem reinen Vernunftswerkzeug verkommen, was sie aber nie sein sollte. Die Sache ist ja die, da steht die Leica neben der X-Pro 2 und Leica verpflichtet halt. Das Ding will ich mir immer wieder neu verdienen und dabei müsste ich mir die X-Pro 2 erstmal verdienen. Die meisten Bilder waren nicht gerade grandios, sondern nur solides Handwerk. Meine Passion hat sie wenig füttern können. Ich habe ihr einfach kaum eine Gelegenheit gegeben. Ich muss zugegeben, es war auch ein komisches Gefühl, die X-Pro 2 einzupacken und die Leica M-P 240 zuhause zu lassen. Es war, als würde ich bewusst etwas wichtiges vergessen. Die Leica hat meine Art zu fotografieren ein bisschen beeinflussen können und ich habe mich gefragt, ob sie mich dazu jedes mal aufs Neue zwingt, oder ob da wirklich etwas hängen geblieben ist. Na ja, zumindest habe ich mich erstmal damit beruhigt, aber auch damit, dass ich mir sicher war, eigentlich alles schon hinreichend mit der M-P fotografiert zu haben. Auch wenn ich immer wieder meine Familie und mir wichtige Motive in meiner Heimat fotografiere, könnte ich es verschmerzen, wenn das einmal nicht so klappt. Es ist eher eine Tradition, als eine Notwenigkeit. Die Fuji macht immer noch Spaß, auf ihre Art. Sie ist keine M und die Haptik der M ist mir lieber, aber vielleicht ist es auch nur Gewohnheit. Kann man sich vorstellen, dass man sich an den Autofokus erstmal wieder gewöhnen muss? Eingepackt habe ich auch zwei Objektive, die ich weniger benutze, als ich sollte. Das 18mm F2 R und das 35mm F2 WR. Meistens nutze ich das 23mm F2 WR oder das 18-55mm f2.8-4. Kürzlich habe ich erst überlegt, ob ich das 18mm überhaupt brauche, dabei ist es wesentlich angenehmer, als das schwerere Zoom. Man merkt die Kamera fast gar nicht, so leicht ist die Kombi. Die M-P kommt mir nun, wo ich wieder zurück bin, fast etwas übertrieben vor, kann man doch mit der X-Pro 2 die gleichen Geschichten erzählen und genauso fotografieren. Das war mir vorher schon klar, aber gemacht habe ich es dennoch nicht. Erinnert mich bitte in nächster Zeit, dass ich das öfter mal mache. 

Leica M Messsucher justieren

Stell dir vor, du bist gerade irgendwo, fotografierst vielleicht so gar wichtige und weniger belanglose Dinge als sonst, wenn du feststellst, dass der Fokus an deiner Leica M nicht mehr hinhaut. Dann kannst du dich ärgern und mit einem unangenehmen Gefühl nachhause fahren. Ich meine, wer hat schon eine zweite Leica, als Backup rumliegen und man weiß ja nie, wie ausgelastet man gerade in Wetzlar ist. Man kann sich dem aber auch selbst annehmen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie der Fokus verstellt sein kann.

Das Messsucherfeld ist vertikal verschoben

Bei älteren Leicas benötigt man hierfür ein spezielles Werkzeug, das „Vertical Alignment Tool“. Bei meiner M-P240 tut es aber auch ein Torx-T8.

Zunächst muss man die Schraube, die bei der M-P das Leica Logo ersetzt, lösen. Bei der M240 entfernt man stattdessen vorsichtig das Leica Logo, um es später einfach wieder einzukleben. Wer Angst vor Kratzern hat, nutzt lieber ein Werkzeug aus Plastik. Ich habe die Schraube später wieder mit Edding „lackiert“, aber die Lösung dürft nicht jedem genügen. Hinter dieser Schraube befindet sich der Zugang zur Einstellmöglichkeit der vertikalen Ausrichtung des eingespiegelten Messucherbilds.

Hier setzt man einfach mit dem Torx an und kann das Feld mit leichten Drehen justieren. Dreht man im Uhrzeigersinn, hebt man das Bild und gegen den Uhrzeigersinn senkt man es. Schwer ist es nicht und mit ein bisschen Fingerspitzengefühl bekommt man das ziemlich genau hin.

Front- oder Backfocus

Oft liegt es daran, dass die Unendlichstellung nicht passt. Das lässt sich leicht überprüfen. Sucht euch ein Objekt in größerer Entfernung, vielleicht 50 oder 100 Meter und Fokussiert darauf. Der Fokusring des Objektivs sollte nun am Anschlag liegen und das eingespiegelte Bild sich mit dem Objekt decken. Erreicht der Fokusring den Anschlag zu früh, habt ihr einen Backfocus. Erreicht ihr den Anschlag gar nicht, dürfte es sich um einen Frontfocus handeln. Mitunter fällt diese Abweichung erstmal nicht auf und man gibt sich selbst die Schuld dafür, dass man entferntere Objekte nicht getroffen hat. Besser man kontrolliert auf diese Art eine Fehlstellung hin und wieder. Auch das ist leicht mit einem 2mm-Imbus zu beheben. Man muss nur das Objektiv abnehmen und mit dem Werkzeug, wie auf dem Bild zu sehen, ansetzen. Durch leichtes Drehen kann man die richtige Unendlicheinstellung erreichen, wenn das weit entfernte Objekt mit dem eingespiegelten Bild im Messsucher überlappt und das Objektiv seine korrekte Unendlicheinstellung erreicht hat. Mit ein bisschen Gefühl hat man es schnell raus und alles funktioniert wieder richtig.

 

Ein Tag am Strand

Manchmal driftet meine Fantasie etwas ab. Ich spiele dann dieses oder jenes in Gedanken durch und träume so vor mich hin. Eines dieser Gedankenspiele war es, sich ins Auto zu setzen und ans Meer zu fahren, aber nicht an die Ostsee, oder rauf zum Timmendorfer Strand. Irgendwie kamen mir die beleuchteten Autobahnen in den Niederlanden, oder Frankreich in den Sinn, obwohl ich damals nie auf einer dieser gefahren war. Ich hatte ja gerade mal einen Führerschein. Wie schön würde es wohl sein, in einer lauen Sommernacht darauf zur Küste zu fahren, weil man am Ende eines Abends beschlossen hat, dass der Abend nicht vor dem Sonnenaufgang am Meer enden dürfte. Es ist eine eklig romantisierte Vorstellung ohne nähere Hintergründe. Es wundert mich etwas, dass ich das solange vergessen hatte. Ich kam erst wieder darauf, als ich gestern Abend die Lichter am Abendhimmel vorbei driften sah, nur eben in die falsche Richtung. Es wäre das perfekte Bild für den Ende dieses Posts, aber manche Bilder fotografiert man nicht, man behält einfach nur die Erinnerung.

Man kann immer noch was lernen.

Als ich angefangen habe zu fotografieren, war das gleich auf der Straße. Street Photography war mir damals noch gar kein Begriff. Ich wollte schlichtweg einfach nicht in ein Studio, oder sonst irgendein festes Setting fotografieren. Eigentlich wusste ich gar nicht was ich will, bis ich es gesehen hatte und das ist heute irgendwie noch genauso. Erst seitdem ich Tomasos Arbeit an seinem Buch 28mm verfolgt habe, hinterfragte ich überhaupt, was ich da über die Jahre gemacht habe. Dann kam auch noch die Leica und ich gewöhnte mich an ein etwas anderes Arbeiten. Mein Interesse und mein Blick auf alltägliche Situationen blieb gleich, aber die Art, wie ich diese dargestellt habe, hatte sich verändert. Das war mir bewusst, aber irgendwie war ich nur damit beschäftigt mein Werkzeug dafür zu verwenden immer gleiches zu erschaffen. Oft waren die Bilder mehr Studien von Personen, als Studien von Situationen, aber eben auch nur manchmal indirekte Porträts, oft eher gar nicht.

Ich habe neulich angefangen, mir den Masters of Photography Course mit Joel Meyerowitz anzusehen. Über die 140,00€, die das Ding kostet, können wir uns jetzt bestimmt länger unterhalten und über den Sinn solcher Kurse ebenfalls. Ich sehe so was ja gerne kritisch. Das Joel einer der Guten ist und man dem Mann einfach immer gut zuhören sollte, steht für mich aber außer Frage. Sehr zu empfehlen ist sein Talk in Milan.

Ich bin noch nicht weit gekommen und so wirklich viel neues hat er mir auch nicht erzählt, der gute Joel, aber eines hat er geschafft, ich achte wieder mehr auf Situationen, um die Bilder mit mehr Inhalt zu füllen. Auch weiß ich eigentlich schon gut, wann und wo ein Bild sich lohnt, aber dennoch fotografiere ich oft dennoch dort, wo es sich eben nicht lohnt. Ich variiere zu selten und bin sehe zu wenig vorher, weil ich nur damit beschäftigt bin, die markanteren, interessanteres, wenn man so will plakativeren Gesichter zu finden.

Nach dem ich die ersten 6 Kapitel geschaut hatte, war ich mit Sheila in Roermond, mehr zufällig als geplant und habe versucht, all das umzusetzen und zu beherzigen, was der gute Joel wieder wachgerufen hat. Ob sich da nun wirklich was verbessert hat, keine Ahnung, aber ich habe große Lust mehr daran zu arbeiten.

 

 

 

Hometown Show

Wäre ich Musiker, würde ich gerne einmal in meiner Heimatstadt spielen, dort wo mich niemand kennt. Immer wenn ich zurückkehre, habe ich das Gefühl, nicht befürchten zu müssen, angesprochen zu werden. Niemand wird mich fragen: „Na, was machsten du jetzt so?“. Alle sind gegangen, oder man vergaß einander. Ich kenne mich dort aus, aber es ist dennoch so fremd, wie in einem Traum. Wäre ich doch nur Musiker, ich würde mich einfach in den alten Stadtpark stellen und den Verstärker etwas lauter drehen. Spätestens, wenn man mich wegen der gemeldeten Ruhestörung entfernen würde, könnten die Polizisten beim Feststellen der Personalien etwas überrascht sagen: „Ach, Sie kommen von hier?“. Manchmal nehme ich mir vor, einige Zeit wieder dort zu verbringen und einen Bildband, eine Ausstellung, oder nur einen besser geplanten Blogpost zu fotografieren, aber ich bin dieser Stadt und ihrer Bürger nichts schuldig. Kannste also auch lassen und überhaupt, was soll der Gedanke. Ich bin ja nicht wichtig. Es überrascht mich nur, dass ich dort geboren wurde und nun irgendwie ganz woanders gelandet bin. Hätte ich nie für möglich gehalten. Am Wochenende war ich mit Sheila wieder da. Familie, Gegend, spanisches Schnitzel und wieder heim.