Ich mache mir da so meine Gedanken…

Guten Morgen Freunde,

ich sitze noch im Bett. Mein müdes Hirn springt von IG Story zu IG Story. Eben fühlt ich mich noch wohlig aufgeregt, weil ich geträumt habe, dass ich mit unseren Katzen im Wald war und sie dort die lustigsten Dinge in der Natur angestellt haben. Nun schwingt mein Gefühl mehr zu einer Art besorgten Ratlosigkeit. IG ist voll mit Aufrufen wählen zu gehen. Seit Wochen wird mir dort und auch auf Twitter das aktuelle politische Dilemma dargelegt. Selbst in nischigsten FB Groups haut man sich mit konservativen Trollen, dazu aber später mehr.
Am Sonntag ist Wahl und mehr noch, als vor 4 Jahren, habe ich das Gefühl, dass jedes wahrscheinliche Ergebnis, nicht hilfreich sein wird, um die wirklich nötigen Dinge anzugehen. Wenn man die Perspektive von meinem politisch bösen Zwilling einnehmen würde, also genau das andere Lager betrachtet, dann kann man dort aber auch nicht zufrieden sein. Ich frage mich, aus Neugier, woher kommt das?
Haben beide Extreme so sehr an der Gesellschaft gezerrt, dass man Stillstand erreicht hat, obwohl alle immer noch immense Kraftanstrengungen aufwenden? Wenn ich mir die Inhalte dieser Bundestagswahl ansehe, dann glaube ich aber eher, dass Parteien und Kandidaten alles tun, um dem Wähler die vielen Baustellen nicht erklären zu müssen, die sich da gerade auftun. Mir fällt auf, dass es einen großen Unterschied gibt, zwischen Verwaltung und Regierung. Ich dachte immer, dass eine Regierung, oder ein Landesminister, oder vielleicht auch nur der Bürgermeister einer Gemeinde, auch die Aufgabe hat, die Probleme in seinem Verantwortungsbereich zu lösen. Sicherlich würde das parteipolitisch beeinflusst passieren und sicherlich könnte nicht jeder bei jedem Thema super gut sein, aber zumindest versuchen müsste man es. Meine Erwartungshaltung hat sich hier jedoch sehr gewandelt und auch wenn ich verstehen kann, warum man Themen ausklammert und aussitzt, die schwer zu erklären, unbequem für den Wähler, aber dennoch aus Sicht aller notwendig sind, enttäuscht mich dieser Umstand sehr.
Aber wie gesagt, ich kann es verstehen und hier beginnt die Frage – Verzeiht mir meine Sprünge. Das sind alles sehr viele Gedanken, die noch kein Ende gefunden haben. – ob unsere Gesellschaft überhaupt die Grundlage bietet, um eine Demokratie zu ermöglichen, in der politische Vertreter sich verwaltend um Probleme der Gesellschaft kümmern.
Ich habe in der letzten Woche an zwei Diskussionen in sehr nischigen FB Groups teilgenommen, weil ich rausfinden wollte, ob das jetzt fitte Trolle sind, die ihr Handwerk verstehen und jede rationale Debatte ins Absurde führen, oder ob die Grundlage, zum Verstehen etwas komplexerer, aber mit guter Informationslage versehener Themen überhaupt vorhanden ist. Wir haben hier eine FB Group, in der Infos, Fragen, Anliegen im Dorf geklärt werden können. Da wurde das örtliche Ergebnis der U18-Wahl publiziert und eine Hand voll Dorfbewohner, fingen an die wenigen Jugendlichen (13 haben insgesamt teilgenommen) zu beschimpfen und ihnen jede Form von Respekt abzusprechen. Der Stein des Anstoßes war, dass der etwas größere Teil, also vielleicht 5-6 von ihnen, sich vermutlich für eine etwas zukunftsorientiertere und sozialere Politik ausgesprochen haben. Das las sich, als ob wir ne eigene Trollfabrik im Ort hätten. Die meisten kennen sich ja hier und jetzt stellt euch mal vor, der Typ zwei Straßen weiter, der euch immer grüßt, wenn er mit dem Hund draußen ist, macht sich im Internet über euer Kind lustig. Man kann ja eine andere Haltung haben und auch wenn sie irrational ist, geht man doch dann in einen Diskurs. Nach ein paar Kommentaren, bin ich der Meinung, dass jene Kommentatoren nicht wissen, wie man komplexe Themen bearbeitet und dann eine Argumentationsstruktur aufbaut, um die eigene Haltung einzubringen. Das miteinander Diskutieren wird nicht funktionieren, wenn wir nur die Argumente von Trollen aus dem Internet übernehmen und anfangen, uns genauso zu verhalten.
Wenn das jetzt die Grundlage für den gesellschaftlichen Diskurs sein soll, dann funktioniert doch Demokratie nicht mehr. Vielleicht hat sie aber noch nie so funktioniert, wie sie sollte, oder könnte?
Wie gesagt, ich habe da einfach nur Fragen, sehr viele lose Enden, die nach zwei, drei Ecken, um die man gegangen ist, ins Leere laufen.
Wie gehe ich persönlich nun damit um? Ich habe heute Nacht auch noch davon geträumt, dass ich als Beifahrer miterlebt habe, wie jemand anderes, in mein Auto gefahren ist. Habe ich jetzt Angst vor Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen? Eher nicht, auch wenn ich die Tage versucht habe, die Traggelenke zu erneuern, damit man nochmal kurze Zeit das Auto ausfahren kann, ohne dieses leicht schwimmende Fahrgefühl zu bekommen. Am Ende bin ich also auch so ein irrational handelnder Mensch, der genau weiß, dass Autos verschwenderische und nicht effiziente Konzepte sind. Mit dem Gedanken als Ausgangspunkt, habe ich mich gefragt, ob ich nicht meinen Beruf wechseln, oder zumindest so umziehen sollte, dass ich nicht mehr absolut auf das Auto angewiesen bin, um meine Arbeit auszuüben. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass die verwaltenden Entscheidungsträger mir hier Mobilitätskonzepte vor die Nase stellen, mit denen ich mein Auto ersetzen kann und dennoch meine Dienstleistung den Kundenanforderungen entsprechend erbringe. Muss sich nicht also dann meine Dienstleistung ändern?
In der Pflege gibt es viel zu tun. Da muss ja auch mal wer ran. Von Renten habe ich keine Ahnung. Mit Menschen umzugehen liegt mir mehr, als Geld durch die Gegend zu schieben. Beides sind aber auch wichtige Themen, die im Wahlkampf gar nicht stattgefunden haben, als ob alle Teilnehmer vorher mal kurz darüber gesprochen hätten, welche Themen man besser gar nicht erst anspricht.

Viele Fragen, Fragen und Fragen. Aus all dem erwächst aber gerade auch der Gedanke, eine Serie über den „hässlichen Deutschen“ zu fotografieren. Da sind sicher andere auch schon dran, aber den Spiegel kann man nicht oft genug hochhalten.
Geht bitte am Sonntag wählen. Es ist zwar irgendwie immer mit einem bitteren Beigeschmack verbunden, aber egal, wie ihr politisch aufgestellt seid, mit vielen Nichtwählern kommt es für jeden am Ende noch mieser.
Wenn ihr mir jetzt noch einen ganz großen Gefallen tun wollt, dann fangt man an, euch mit den großen Themen unserer Zeit auf sachlicher und rationaler Ebene auseinanderzusetzen. Ihr müsst Klimaschutz nicht mögen, um den Klimawandel zu verstehen. Ich möchte aber mit euch darüber sprechen können, ohne das Gefühl zu bekommen, ihr hättet die 3. Klasse nicht geschafft. 😉

Ach, wo ich das Beitragsbild gerade so sehe, was ist eigentlich aus den vielen motivierten und engagierten Leuten geworden, die vor 4 Jahren in die SPD eingetreten sind, um ihr wieder einen echten sozialdemokratischen Charakter zu verleihen? Ich meine, Olaf ist doch nur gerade in den Umfragen so gut dabei, weil er der eloquentere Konservative ist. 😉