Vienna Street Photography Photo Dump

Ich mag meine Leica M10, doch manchmal scheint es mir ein bisschen unverhältnismäßig, wenn man immer die Leica mitnimmt, wenn man nur mal ein paar kleine Wege erledigen möchte. An manchen Tagen ist dann auch noch das Wetter sehr mies und das Licht wirft doch eh nichts ab, zumindest weiß man, dass man mit F8 und 1/1000 nicht weit kommen wird. An anderen Tagen sollte man sich mehr auf den Moment selbst konzentrieren und nicht all seine Konzentration für’s Abschätzen von Entfernungen aufwenden. Manchmal wäre F4 und Autofokus vielleicht doch eine adäquate Alternative. Man soll sich ja immer anstrengen, aber muss man es sich deswegen gleich immer maximal schwer machen? Da ich etwas weniger analog Fotografieren möchte, habe ich die Konica Hexar RF gegen eine Fuji X-E3 mit 18-55mm und 23mm F1,4 R getauscht. Damit war ich jetzt in Wien und habe genau da fotografiert, wo ich schon sehr oft mit der Leica war. Ich würde sagen, man bekommt die gleichen Bilder und vielleicht so gar noch ein paar mehr. Überhaupt war ich entspannter und konnte mich etwas mehr darauf konzentrieren einfach mal in Wien zu sein.

Lightroom Preset Stresstest

Ihr kennt die Bilder. Sie sind 3 Jahre alt und stammen von ein paar Tagen auf Lanzarote. Solche kleinen, lose zusammenhängenden Serien schnappe ich mir gerne, um eine neue Arbeit zu testen. In der Zeit nach diesem Urlaube hab ich mich nämlich so sehr in der analogen Fotografie verloren, dass ich mich jetzt zwar richtig gut auskenne, weil ich auch richtig viel falsch gemacht und auf die Nase gefallen bin. Da hab ich mich mal richtig schön verrannt. Mittlerweile konnte ich mich ein bisschen davon frei machen, alles selbst entwickeln und scannen zu müssen. Tobi macht da die bessere Arbeit und wenn man nicht gerade eine Kamera als „defekt“ gekauft hat, weil man sich sicher ist, es mal wieder besser zu wissen und sie wieder mit ner frischen Batterie zum Laufen bringen zu könnnen, muss man die Bilder echt nicht am gleichen Tag haben. Nun, ich schweife ab. So insgesamt bin ich einfach so schnell ich kann, auf die analoge Fotografie zu gelaufen und habe irgendwie das Gefühl, es übertrieben zu haben. Jetzt will ich auf ein gesundes Level runter, aber irgendwie dann doch keine, oder wenig Kompromisse machen. Gerade mit der Street Photography fange ich nun wieder an und komme auch schön zurecht. Analog ist mir das aber mittlerweile viel zu teuer. Manchmal fehlt mir aber der Vibe dann dennoch. Genau für diesen Zweck bastle ich mir nun etwas neues und habe meine noch namenlose Kreation auf meine Urlaubsbilder losgelassen. Oft macht man den Fehler und probiert einen Look nur an wenigen Bildern aus und denkt, man hat den großen Wurf gelandet, aber dabei ist es nur Zufall. Schauen wir doch mal gemeinsam, ob das jetzt rund aussieht, oder ob irgendwas gar nicht funktioniert. Mir ging es vor allem um die goldenen Hauttöne, wie Rot und Grün funktionieren und auch um das Verhalten, wenn man den eine Blende überbelichtet. Alles soll aber niemals perfekt sein, sondern ein bisschen kantigen Charakter bekommen. Das Bild darf scharf und detailreich sein, aber muss sich uns dennoch irgendwie ein bisschen schlecht gelaunt entziehen wollen. Insbesondere die Bildschärfe ist bei den Frontier Lab Scans interessant. Auf Pixelebene wirkt sie manchmal chaotisch, fast wie eine andere Art von zusätzlichem digitalem Korn, aber von weiter weg betrachtet erzeugt sie ein markantes definiertes Bild. Hier muss ich aber wirklich noch ein bisschen die Balance finden. Auch die Sättigung ist noch nicht authentisch. Global mag ich es etwas gesättigter und das wäre so dann wieder nicht authentisch. Es ist also noch ein kleiner Weg, aber ich freue mich schon mal über mein neues Spielzeug.

Analog Dump

Jeden Monat eine Auswahl von Bildern zu zeigen, klappt irgendwie nicht so gut, wenn man sehr viel auf Film fotografiert und die Filme zu selten ins Labor gibt. Gut 10 Stück habe ich gesammelt und man denkt sich, warte noch, da sind ja noch 3 angefangene Filme in den Kameras. Die sind auch gleich fertig und dann legt man wieder einen neuen Film ein… Nun ja, freut euch nun auf Bilder aus den letzten Monaten.

March Diary

Das Wetter war ja richtig gut. Man könnte meinen, dass jetzt die Motive richtig reinfliegen müssten. Auf dem Schreibtisch stehen so gar 4 Filme, die ins Labor gehen sollen, aber das ist das Werk von Monaten. Sie kommen aus 4 verschiedenen Kameras und die standen Monate im Schrank. Wenn ich auf meine Festplatte gucke, dann sind da nur 3 Ordner von 3 Tagen, wo ich eine Kamera mitgenommen habe. Ich war in Passau. Von dort hat es ein Bild in die Monatsauswahl geschafft. In Regensburg war ich dann neulich nochmal unterwegs und habe eigentlich nur auf dem Weg vom Parkplatz zum Ziel einen Golf fotografiert. Ich hatte noch Hoffnungen, den für’s Monatsende war ein Ausflug nach Österreich geplant. So wirklich ergiebig war das aber auch nicht. So wenig, wie im Moment, habe ich wohl noch nie fotografiert, seitdem ich überhaupt fotografiere. Ja, die Pandemie ist ein gutes Stück Schuld, denn man hat es verlernt, unter Leute zu gehen. Echte Projekte schiebe ich immer noch auf, weil es sich falsch anfühlt, andere darum zu bitten, bei ihnen und mit ihnen eine Strecke zu fotografieren. Wenn es nicht unbedingt sein muss, dann lasse ich das und so wie aktuell mit der Pandemie umgegangen wird, werde ich wohl noch ein weiteres Jahr mich allem entziehen müssen. Die Hoffnung, dass es eine Phase im Sommer gibt, wo das Infektionsgeschehen soweit zurückgeht, dass es nicht unverschämt wirkt, jemanden um Zugang und Mithilfe zu bitten und ihm dann noch dem Risiko von Kontakten auszusetzen, die er nicht unbedingt haben müsste, nur damit man ein paar Bilder für’s Portfolio macht, habe ich nicht mehr. Aus diesem Gedanken heraus ist es nicht mehr weit, um zu hinterfragen, wie weit man eigentlich das mit der Fotografie noch treiben will. Ich versuche seit 3 Jahren Anlauf zu nehmen, alles gelernte in tatsächlichen Strecken umzusetzen, um dann auch mal wieder zu arbeiten. Als wir nach Bayern gezogen sind, wollte ich ein paar neue Arbeiten für das Portfolio fotografieren und dann hier nach neuen Kunden suchen, denn meine alten Auftraggeber bin ich mit dem Umzug losgeworden. Teilweise, weil sie nur in NRW beauftragen, aber auch weil man einfach weg ist, als hätte man den Planeten verlassen. Nun sitze ich hier, mit Bildern die man heute nicht mehr zeigt und warte auf den Moment, wo man mal wieder was neues machen könnte. Manchmal träume ich davon. Manchmal motiviert mich etwas, so dass ich schon fast denke, nächste Woche fotografiere ich, doch dann überlegt man, wie man es denn anstellen könnte und es fühlt sich einfach nicht richtig an. Ich bin ein ganz schlechter Egoist. Mit Auftrag, da könnte man noch sagen, dass die Bilder ja auch wem anders wichtig sind, aber nur für mich, nur für’s Portfolio? Ich bin ein ganz schlechter Egoist und ich verzichte auf jeden Egoismus, in der Hoffnung, damit ein bisschen mehr Egoismus eingespart zu haben, als andere ausleben, die da irgendwas von Freiheit erzählen. Überhaupt hat man das Gefühl, man müsse die Welt komplett alleine retten. Es wird überall etwas angeprangert und kritisiert. Ein großer Haufen Scheiße türmt sich auf, wenn man das Internet aufmacht und liest, was denn jetzt alles in Ordnung zu bringen ist. Manche kümmern sich, aber es geht nicht voran. Dann sitzt man hier und reduziert und reduziert, aber es geht nicht voran. Ich bin da ratlos und fürchte, irgendwann hat man verzichtet und gewartet, um am Lebensende festzustellen, dass alles nichts genützt hat. Gucken wir mal, wie der April so wird.

February Diary

So Freunde,
Januar wäre sicher eine bessere Möglichkeit gewesen, um mit dieser kleinen Sache hier anzufangen, aber irgendwie kam ich leider erst im Februar darauf. Es nervt mich etwas, die Social Media Kanäle bedienen zu müssen. Man lässt Bilder nicht mehr ruhen und postet alles sofort. Gerade im Winter merke ich dann immer, wie viele Material IG so fressen möchte und wie sehr man dadurch unter Druck gerät, denn man muss ja liefern. Seit einigen Wochen poste ich dort kaum noch. Wenn überhaupt rege ich in der Story die eine, oder andere Frage an, weil mir gerade ein Thema im Kopf herumschwirrt. Fotografieren zu müssen, möchte ich nicht mehr müssen. Vielmehr konzentriere ich mich darauf zu überlegen, wo ich mit all dem denn hin möchte.

So habe ich die Leica im Februar nicht wirklich angefasst und stattdessen old school die Nikon D800 bemüht und ich muss sagen, es macht mir wieder Spaß. Schuld daran sind auch die analogen SLRs. Man schaut durch den Sucher und sieht, was die Linse sieht. Komponieren mit längeren Brennweiten gelingt besser und ich fange an mehr in 50 und 75mm zu denken. Hätte ich mehr Spielgeld, würde ich wohl so gar ein 85mm, oder 135mm Objektiv anschaffen, allein schon, weil ich mich mit diesen Brennweiten noch nie richtig beschäftigt habe.

Fotografie ist für mich eine Beschäftigung, technisch, kreativ, aber auch als Sinn füllende Aufgabe für meinen Tag. Leider gibt es für mich seit Monaten schon kaum etwas interessantes zu fotografieren und so widme ich mich den Banalitäten am Wegesrand. Ich finde da Egglestons demokratischen Ansatz ganz wunderbar. Die Motive bewerben sich bei mir, dem Betrachter. Ich entscheide dann, ob mehr für, oder mehr gegen sie spricht. Was ich mit den Bilder will, weiß ich auch nicht. Ich mache sie einfach und nun zeige ich sie euch.

Bis spätestens im April, Freunde! Habt einen schönen März!
André

Presets: Classic Film Presets 2021 | Kodak Portra 160 & Kodak Tri-X 400

Ich mache mir da so meine Gedanken…

Guten Morgen Freunde,

ich sitze noch im Bett. Mein müdes Hirn springt von IG Story zu IG Story. Eben fühlt ich mich noch wohlig aufgeregt, weil ich geträumt habe, dass ich mit unseren Katzen im Wald war und sie dort die lustigsten Dinge in der Natur angestellt haben. Nun schwingt mein Gefühl mehr zu einer Art besorgten Ratlosigkeit. IG ist voll mit Aufrufen wählen zu gehen. Seit Wochen wird mir dort und auch auf Twitter das aktuelle politische Dilemma dargelegt. Selbst in nischigsten FB Groups haut man sich mit konservativen Trollen, dazu aber später mehr.
Am Sonntag ist Wahl und mehr noch, als vor 4 Jahren, habe ich das Gefühl, dass jedes wahrscheinliche Ergebnis, nicht hilfreich sein wird, um die wirklich nötigen Dinge anzugehen. Wenn man die Perspektive von meinem politisch bösen Zwilling einnehmen würde, also genau das andere Lager betrachtet, dann kann man dort aber auch nicht zufrieden sein. Ich frage mich, aus Neugier, woher kommt das?
Haben beide Extreme so sehr an der Gesellschaft gezerrt, dass man Stillstand erreicht hat, obwohl alle immer noch immense Kraftanstrengungen aufwenden? Wenn ich mir die Inhalte dieser Bundestagswahl ansehe, dann glaube ich aber eher, dass Parteien und Kandidaten alles tun, um dem Wähler die vielen Baustellen nicht erklären zu müssen, die sich da gerade auftun. Mir fällt auf, dass es einen großen Unterschied gibt, zwischen Verwaltung und Regierung. Ich dachte immer, dass eine Regierung, oder ein Landesminister, oder vielleicht auch nur der Bürgermeister einer Gemeinde, auch die Aufgabe hat, die Probleme in seinem Verantwortungsbereich zu lösen. Sicherlich würde das parteipolitisch beeinflusst passieren und sicherlich könnte nicht jeder bei jedem Thema super gut sein, aber zumindest versuchen müsste man es. Meine Erwartungshaltung hat sich hier jedoch sehr gewandelt und auch wenn ich verstehen kann, warum man Themen ausklammert und aussitzt, die schwer zu erklären, unbequem für den Wähler, aber dennoch aus Sicht aller notwendig sind, enttäuscht mich dieser Umstand sehr.
Aber wie gesagt, ich kann es verstehen und hier beginnt die Frage – Verzeiht mir meine Sprünge. Das sind alles sehr viele Gedanken, die noch kein Ende gefunden haben. – ob unsere Gesellschaft überhaupt die Grundlage bietet, um eine Demokratie zu ermöglichen, in der politische Vertreter sich verwaltend um Probleme der Gesellschaft kümmern.
Ich habe in der letzten Woche an zwei Diskussionen in sehr nischigen FB Groups teilgenommen, weil ich rausfinden wollte, ob das jetzt fitte Trolle sind, die ihr Handwerk verstehen und jede rationale Debatte ins Absurde führen, oder ob die Grundlage, zum Verstehen etwas komplexerer, aber mit guter Informationslage versehener Themen überhaupt vorhanden ist. Wir haben hier eine FB Group, in der Infos, Fragen, Anliegen im Dorf geklärt werden können. Da wurde das örtliche Ergebnis der U18-Wahl publiziert und eine Hand voll Dorfbewohner, fingen an die wenigen Jugendlichen (13 haben insgesamt teilgenommen) zu beschimpfen und ihnen jede Form von Respekt abzusprechen. Der Stein des Anstoßes war, dass der etwas größere Teil, also vielleicht 5-6 von ihnen, sich vermutlich für eine etwas zukunftsorientiertere und sozialere Politik ausgesprochen haben. Das las sich, als ob wir ne eigene Trollfabrik im Ort hätten. Die meisten kennen sich ja hier und jetzt stellt euch mal vor, der Typ zwei Straßen weiter, der euch immer grüßt, wenn er mit dem Hund draußen ist, macht sich im Internet über euer Kind lustig. Man kann ja eine andere Haltung haben und auch wenn sie irrational ist, geht man doch dann in einen Diskurs. Nach ein paar Kommentaren, bin ich der Meinung, dass jene Kommentatoren nicht wissen, wie man komplexe Themen bearbeitet und dann eine Argumentationsstruktur aufbaut, um die eigene Haltung einzubringen. Das miteinander Diskutieren wird nicht funktionieren, wenn wir nur die Argumente von Trollen aus dem Internet übernehmen und anfangen, uns genauso zu verhalten.
Wenn das jetzt die Grundlage für den gesellschaftlichen Diskurs sein soll, dann funktioniert doch Demokratie nicht mehr. Vielleicht hat sie aber noch nie so funktioniert, wie sie sollte, oder könnte?
Wie gesagt, ich habe da einfach nur Fragen, sehr viele lose Enden, die nach zwei, drei Ecken, um die man gegangen ist, ins Leere laufen.
Wie gehe ich persönlich nun damit um? Ich habe heute Nacht auch noch davon geträumt, dass ich als Beifahrer miterlebt habe, wie jemand anderes, in mein Auto gefahren ist. Habe ich jetzt Angst vor Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen? Eher nicht, auch wenn ich die Tage versucht habe, die Traggelenke zu erneuern, damit man nochmal kurze Zeit das Auto ausfahren kann, ohne dieses leicht schwimmende Fahrgefühl zu bekommen. Am Ende bin ich also auch so ein irrational handelnder Mensch, der genau weiß, dass Autos verschwenderische und nicht effiziente Konzepte sind. Mit dem Gedanken als Ausgangspunkt, habe ich mich gefragt, ob ich nicht meinen Beruf wechseln, oder zumindest so umziehen sollte, dass ich nicht mehr absolut auf das Auto angewiesen bin, um meine Arbeit auszuüben. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass die verwaltenden Entscheidungsträger mir hier Mobilitätskonzepte vor die Nase stellen, mit denen ich mein Auto ersetzen kann und dennoch meine Dienstleistung den Kundenanforderungen entsprechend erbringe. Muss sich nicht also dann meine Dienstleistung ändern?
In der Pflege gibt es viel zu tun. Da muss ja auch mal wer ran. Von Renten habe ich keine Ahnung. Mit Menschen umzugehen liegt mir mehr, als Geld durch die Gegend zu schieben. Beides sind aber auch wichtige Themen, die im Wahlkampf gar nicht stattgefunden haben, als ob alle Teilnehmer vorher mal kurz darüber gesprochen hätten, welche Themen man besser gar nicht erst anspricht.

Viele Fragen, Fragen und Fragen. Aus all dem erwächst aber gerade auch der Gedanke, eine Serie über den „hässlichen Deutschen“ zu fotografieren. Da sind sicher andere auch schon dran, aber den Spiegel kann man nicht oft genug hochhalten.
Geht bitte am Sonntag wählen. Es ist zwar irgendwie immer mit einem bitteren Beigeschmack verbunden, aber egal, wie ihr politisch aufgestellt seid, mit vielen Nichtwählern kommt es für jeden am Ende noch mieser.
Wenn ihr mir jetzt noch einen ganz großen Gefallen tun wollt, dann fangt man an, euch mit den großen Themen unserer Zeit auf sachlicher und rationaler Ebene auseinanderzusetzen. Ihr müsst Klimaschutz nicht mögen, um den Klimawandel zu verstehen. Ich möchte aber mit euch darüber sprechen können, ohne das Gefühl zu bekommen, ihr hättet die 3. Klasse nicht geschafft. 😉

Ach, wo ich das Beitragsbild gerade so sehe, was ist eigentlich aus den vielen motivierten und engagierten Leuten geworden, die vor 4 Jahren in die SPD eingetreten sind, um ihr wieder einen echten sozialdemokratischen Charakter zu verleihen? Ich meine, Olaf ist doch nur gerade in den Umfragen so gut dabei, weil er der eloquentere Konservative ist. 😉

Eine Übung.

Seitdem wir nach Bayern gezogen sind, habe ich nur noch wenige Jobs fotografiert. Einiges habe ich abgelehnt, andere Kunden hätten mich gerne gebucht, wenn ich denn noch in NRW leben würde. Hier in Bayern habe ich noch gar keinem wirklich Bescheid gesagt, dass ich jetzt hier bin und gerne gebucht werden möchte. Das hat vor allem den Grund, dass mein Portfolio voll mit Arbeiten aus 2014 -2016 ist. Manches ist so gar noch älter. Irgendwie kommt mir das sehr komisch vor, damit bei Bildredakteuren und Art Buyer um einen Mappentermin zu bitten.

Letztes Jahr sollten dann frische Portfoliostrecken entstehen, aber ich war mir extrem unsicher, wohin ich mich entwickeln möchte und sollte und was der Markt denn gerne haben wollen wird. Dann kam Covid-19 und ich konnte mir noch ein weiteres Jahr Grübelei gönnen. So richtig bin ich immer noch zu keinem Ergebnis gekommen. Vermutlich muss ich alle Optionen ausprobieren und danach entscheiden, was sich richtiger anfühlt. Mir ist dabei aber wichtig, dass jene, die mir dabei helfen werden, sehr viel Wertschätzung und Respekt erhalten. Ohne sie gibt es kein Motiv. Ich werde Zugang brauchen, Hilfe und Zeit von Menschen, die mich kaum, oder vielleicht gar nicht kennen. Damit sie im Vorfeld besser entscheiden können, ob die Sache ihrer Mühe wert ist, fange ich mal langsam an, kurze Strecken von banalsten Themen mit denen umzusetzen, bei denen ich mir sicher sein kann, dass sie sofort und ohne weitere Fragen dabei sein werden.

Eigentlich ist das eine schöne Übung für jeden, der sich mal allem beschäftigen möchte, was einem nicht sofort zufliegt. Mir war es wichtig mehr mit Kunstlicht zu arbeiten und den Blitz dazu zu verwenden, ein Lichtkonzept über die Aufnahmen zu stülpen, dass sie etwas mehr zusammenhält. Außerdem ging es mir um Details und lange Brennweiten. Ich weiß, ich kann den ganzen Raum gut mit erzählen, aber diesmal wollte ich ihn wegdrücken und ganz bestimmte Einzelheiten hervorholen.

Dazu habe ich mir eine ganz einfache Geschichte ausgesucht, in der ich mich gut auskenne. Mein Vater hat sich gleich nach seiner Pensionierung ein Gewächshaus gebaut und zieht Gemüse heran, was man nicht im Supermarkt kaufen kann. Es ist eine Offenbarung und total verrückt, wieviel doch in der industriellen Landwirtschaft verloren geht, nur um Erträge zu steigern und Kosten zu senken. Das ist natürlich nichts Neues, aber es direkt zu erfahren, haut mich jedes mal wieder um.

Ich habe in der halben Stunde, in der wir an den Bildern gearbeitet haben, sehr viel über den Prozess gelernt und denke, dass ich mit dieser Übung Genüge getan habe, um beim nächsten Mal nicht die Zeit, die Mühe und den guten Willen anderer zu verschwenden. Nun muss ich mir eine neue Geschichte suchen, die sich dann etwas mehr für das Portfolio eignet.

Abstand tut gut.

Neulich habe ich euch ja erzählt, dass ich mich zu sehr in Prozesse verkopft habe und dass ich da nach einem Ausweg suche. Heute kann ich euch sagen, dass ich auf einem gutem Weg bin, glaube ich zumindest. Nachdem ich mal wieder „richtig“ gearbeitet und auch mal assistiert habe, ist wieder viel Motivation da, um mich an tatsächlichen Strecken abzuarbeiten, statt irgendwelche Farben zu versuchen hinzubekommen. Dennoch habe ich auch ein paar Filme belichtet und habe gerade nicht das Gefühl, dass ich hätte mehr, oder weniger belichten müssen. Vor einem Jahr war ich da noch unglaublich hungrig und wollte fast jeden Tag etwas entwickeln. Es war schon eine Manie, doch im Moment fühle ich mich ausgeglichen. Mal sehen, wie lange das anhält. 😉

Eine Geschichte muss ich euch aber noch erzählen. Na ja, vielleicht werden es auch zwei, oder drei. Mein Lieblingsfotolabor hat einen Noritsu HS 1800 Scanner angeschafft und ich wollte unbedingt ein paar frische Filme durch das Ding jagen lassen, um noch ein bisschen Referenzmaterial für meine Classic Film Presets zu bekommen. Man muss sich ja immer ordentlich Mühe geben, damit die Mutti stolz auf einen ist. Also habe ich mir meine Contax G1 geschnappt und bin ein bisschen durchs Dorf spaziert. Noch immer entdecke ich Straßen, in denen ich noch nie war. Das Licht war gut und ich mag das ganz gerne, mit mir da so allein zu sein. Hier ist auch nie viel los und eigentlich hat man auch nicht das Gefühl, dass man da jemanden auf die Nerven geht. Ich fotografiere ja auch nichts besonderes. Vermutlich finden die meisten Leute die Bilder so gar ziemlich langweilig und werden damit nichts anzufangen wissen. Manchmal weiß ich ja nicht mal selber, was ich mit dem Motiv jetzt sagen wollte. Jedenfalls wuchs da etwas Rasen an einer Bordsteinkante und ein Schatten fiel frech in das Geschehen ein. Das hat meine Aufmerksamkeit geweckt und ich habe dann kurz einige Perspektiven ausprobiert, aber doch kein Foto gemacht. Es war einfach doch nichts, was mich irgendwas fühlen lies, dass den Frame wert gewesen wäre. Als ich so weitergehen will, ruft mir eine Frau aus der Einfahrt auf der anderen Straßenseite rüber, was ich da tue und ob ich das denn dürfte, oder so ähnlich. Genau habe ich sie nicht verstanden und ging dann rüber. Sie fragte dann nochmal was ich denn da fotografieren würde und ich musste etwas lachen, denn ich dachte mir, jetzt haben sie mich mal wieder erwischt, wie ich Trottel da 2 Minuten das Unkraut auf der Straße spannend fand. Nun, wie erklärt man nun, was man da tut und warum das jetzt nicht die schlechteste Ausrede der Welt dafür ist, dass man eigentlich irgendwas Böses im Schilde führen würde? Die gute Dame schien nämlich etwas argwöhnisch und misstrauisch zu sein. Ich hab ihr dann ein paar andere Bilder auf dem Handy gezeigt, die bekanntere Ecken im Ort zeigen und die etwas davon ablenken sollten, dass ich es jetzt auf ihre Nachbarschaft abgesehen hätte. Sie fragte dann, ob ich mich irgendwie ausweisen könnte. Meine Karte wollte sie aber nicht. Der Versuche meine Identität zu belegen, genügte dann doch wieder schon. Auf Nachfrage erklärte sie dann, dass sie mich im Ort ja noch nie gesehen hätte und es wären ja schonmal andere Leute mit dem Auto da gewesen und hätten ein Foto aus dem Auto raus gemacht. Ihr denkt euch beim Lesen jetzt sicherlich, dass das alles sehr irrational ist und schmunzelt etwas. Vielleicht kennt ihr aber auch solche Geschichten, vielleicht nicht so, aber so ähnlich irgendwie. Teilweise werden manche Leute von ziemlich irrationalen Ängsten beherrscht. Meine Dorfkollegin hier, sprach auch direkt davon, dass man ja so viel im Fernsehen sieht, was alles falsch läuft. Leider wollte sie nicht wirklich länger mit mir darüber sprechen, denn als ich so weiterging und darüber nachdachte, fiel mir auf, wie still und leer das ganze Viertel war. 19:30 im Sommer, bestes Wetter und die Häuser sind verrammelt, niemand ist im Garten, der zwar sehr gepflegt ist, aber scheinbar nie genutzt wird. Man hat keine Kinder gehört, niemand saß zum Essen draußen. Ich glaube, in dem Viertel verkriecht man sich im Haus und hat Angst, dass irgendwer kommt und einem das „gute Leben“ wieder wegnimmt. Ein paar Straßen weiter waren dann alle wieder mit ihren Hunden und Kindern spazieren, oder saßen in den Gärten, normale halt. Der Sommer ist ja nun ziemlich vorbei und ich habe jetzt auch den Ort gut abgearbeitet. Nun überlege ich aber, wie ich Leuten die Sorgen nehmen könnte, denn nicht jeder spricht einen vielleicht an? Das man mich merkwürdig findet, ist ja ok, aber ein schlechtes Gefühl soll nicht zurückbleiben. Möglicherweise muss man die Nummer wirklich mal hinterher auflösen und im Ort ein paar Arbeiten zeigen. Ob das dann nur auch verstanden wird? So ganz zu Ende gedacht habe ich das noch nicht. Künftig werde ich aber die Menschen häufiger mal ansprechen, winken, oder freundlich zunicken.

Am gleichen Tag ging dann noch meine Contax G1 kaputt. Gut 10-12 Filme hat sie bei mir gesehen. Die Kamera treibt ja über einen Stangenantrieb den Fokus des Objektives an. Das Objektiv selbst hat keinen Motor. Irgendwas schien erst etwas blockiert und dann drehte der Motor nur noch durch. Ich dachte erst, die Verbindung mit dem Objektiv stimmte nicht, aber es muss etwas im Antrieb selbst verschlissen sein. Wenn die Kamera wenig Kraft benötigt, geht es noch, nur mit entsetzlichen Geräuschen. Eine etwas tiefere Recherche ergab dann, dass der Motor leider sehr unzugänglich verbaut ist. Man muss die ganze Kamera zerlegen und am Ende hat man ja immer noch kein Ersatzteil. Nun machte ich mich auf die Suche nach Dienstleistern, die mir da helfen könnten. Amsterdam Camera Repair hat leider bis heute nicht geantwortet. Die haben vermutlich viel zu viel zu tun. FFS-Tritec aus Braunschweig war dagegen sehr schnell. 3 Tage später war die Kamera bei ihnen und noch am gleichen Tag kam der KVA. Das Bauteil selbst kostet netto 61,95€ und die Lohnkosten liegen bei 217,50€, was völlig legitim ist. Der Aufwand ist halt nicht ohne. Am Ende gibt es eine G1 in sauber, gecheckt, funktionierend und auch dazu noch mit neuem Zählwerkdisplay zurück. Das ist billiger, als zu versuchen, auf eBay eine neue Ersatz-G1 zu bekommen. Gönnt euch so was zukünftig ruhig mal. Wir müssen die Dinger am Leben erhalten. Sie werden nicht weniger und solange es Leute gibt, die reparieren können und wollen, müssen wir so was nutzen.

Wir machen es uns unnötig schwer.

Eigentlich sollte der nächste Post eine ganze Reihe Bilder von der Ostsee enthalten. Vor etwa einem Jahr habe ich dort einige Filme belichtet, sie entwickelt und gescannt, aber irgendwie gelingt es mir nicht daraus eine Serie zu generieren. Zunächst waren es eher die Farben. Ich habe wirklich jeden Workflow ausprobiert. Trichromatic Camera Scanning, Negative Lab Pro, Vuescan, Silverfast, bis ich dann so weit eingestiegen bin und mir meinen eigenen Photoshop Workflow für meine Negative zurecht gelegt habe, um sie denn auf den Bildschirm zu bringen. So richtig passt mir das am Ende immer nicht. Irgendwann ist mir aufgefallen, wie viel Zeit ich investiere, nur um irgendwelchen Farben nachzujagen. Der Workflow, das Material, die Werkzeuge, auf all das konzentrieren wir uns oft mehr, als auf Motive, Geschichten und überhaupt den Bedarf für die Motive, die wir da abzubilden versuchen. Gerade die Analogfotografen zieht man ja gerne mal durch den Kakao, weil die Motive so generisch sind, die wir auf Reddit und Instagram sehen. Hauptsache #Kodakfilm, #120, oder #CineStill werden vertaggt. Ich muss mich davon irgendwie frei machen. Vielleicht liegt es auch an der Pandemie, aber ich habe in letzter Zeit einfach viel weniger fotografiert. Wo ist der dokumentierte Alltag? Wo sind die visuellen Schätze vom Wegesrand?
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob man es sich nicht manchmal unnötig schwer macht, um sich vor der wichtigeres Arbeit zu drücken. Klar ist eine Leica etwas schönes, aber irgendwann hat sie uns erzogen. Brauchen wir sie dann noch, genau wie Film? Beiden sprechen wir immer zu, dass sie uns zum diszipliniertem Arbeiten anhalten, vielleicht so gar zwingen, aber irgendwann sind wir doch mal erwachsen geworden. Brauchen wir dann noch diese Stützräder? Klar macht es Spaß mit der M zu arbeiten und man freut sich, wenn das Labor eine Mail mit Link zu den frischen Scans schickt und da darum geht es gar nicht. Wobei, vielleicht doch. Es ist ja alles auch ein bisschen motivierend, aber genauso kann es zur Belastung werden und man vergisst, wohin sich alles entwickelt. Ich stelle zumindest bei mir fest, dass ich mich da sehr verkopfe, vielleicht auch, weil ich die Classic Presets immer noch ein bisschen besser machen möchte. Mein Anspruch stellt mir ja öfter mal ein Bein, dass wissen wir ja schon. Das eigentliche Sammeln, Fotografieren, der Fokus auf Geschichten und Motive hat gelitten. Ich gelobe Besserung und versuche wieder mehr zu Sammeln. Hier kommt der erste Schwung vom Wochenende.

Digital vs. Analog

Fotografiere auf Film, das entschleunigt. Du wirst dann auch gewissenhafter und arbeitest genauer. Gewöhne dir den digitalen Fastfood ab und versuche mit 36 Bilder klarzukommen.

Ist ja alles richtig, aber irgendwann herrscht auch Stress. Neulich habe ich den ganzen Tag entwickelt und gescannt, denn ich wusste, dass der nächste Tag schon wieder neue belichtete Filme bereithalten wird. Zum ersten Mal war das nicht entspannend für mich.

Gestern bin ich 7h Auto gefahren und der Wetterbericht sagt, es wird eng mit gutem Licht, solange ich am Meer sein werde. Ich habe sofort nach Motiven gesucht und wollte bloß keinen Ausschuss fotografieren. Also habe ich nochmal genauer gemessen, als sonst und kam völlig in Stress. Irgendwann wurde mir klar, dass ich gar keine Emotionen mehr meiner Umwelt gegenüber entwickele und nur abarbeite. Erstmal ist das kein Urlaub und dann müssen wir auch sagen, dass man so nicht mehr gut sieht.

Heute hat es mir richtig gut getan, digital zu fotografieren. Man verballert keinen teuren Portra, Zeit und Hoffnungen. Es ist alles ein bisschen egaler. Man denkt nicht: „Das Motiv ist ok, aber auf Gold 200 wird es nicht aussehen.“ Man verzeiht sich mehr und geht Risiken ein, die manchmal nötig sind und dennoch war es gut, in den letzten Monaten so sehr auf digitale Fotografie verzichtet zu haben. Ich merke, dass ich besser sehe und ökonomischer arbeite. Vielleicht sind meine Bilder nicht besser, aber ich garantiere, dass ich weniger Unfug fotografiere.

In den letzten Monaten hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich die teure Leica M10 kaum in den Hand genommen habe und Bilder, auf die ich wirklich stolz bin, mit 30,00€ Point and Shoots und einem Kodak Gold 200 für 2,65€ fotografiert habe. Was ich nun aber weiß ist, dass man dafür auch genug Geduld und Ruhe braucht.

Bearbeitet mit den neuen Classic Film Styles 2020 für Capture One.

Die Classic Film Styles für Capture One sind das Gegenstück zu den Classic Film Presets für Lightroom und bieten Ihnen 61 Film-Stile, die die wichtigsten Negativ- und Positivfilme in Ihrem bevorzugten Raw-Konverter simulieren. Sie sind so konzipiert, dass sie den höchstmöglichen Grad an Anpassung und reibungsloser Bildmanipulation bieten. Hier wird nicht an jedem Regler gedreht, um es kompliziert und teuer aussehen zu lassen. Die Classic Film Styles sind leicht verständlich und passen in den typischen Capture One Workflow.