March Diary

Das Wetter war ja richtig gut. Man könnte meinen, dass jetzt die Motive richtig reinfliegen müssten. Auf dem Schreibtisch stehen so gar 4 Filme, die ins Labor gehen sollen, aber das ist das Werk von Monaten. Sie kommen aus 4 verschiedenen Kameras und die standen Monate im Schrank. Wenn ich auf meine Festplatte gucke, dann sind da nur 3 Ordner von 3 Tagen, wo ich eine Kamera mitgenommen habe. Ich war in Passau. Von dort hat es ein Bild in die Monatsauswahl geschafft. In Regensburg war ich dann neulich nochmal unterwegs und habe eigentlich nur auf dem Weg vom Parkplatz zum Ziel einen Golf fotografiert. Ich hatte noch Hoffnungen, den für’s Monatsende war ein Ausflug nach Österreich geplant. So wirklich ergiebig war das aber auch nicht. So wenig, wie im Moment, habe ich wohl noch nie fotografiert, seitdem ich überhaupt fotografiere. Ja, die Pandemie ist ein gutes Stück Schuld, denn man hat es verlernt, unter Leute zu gehen. Echte Projekte schiebe ich immer noch auf, weil es sich falsch anfühlt, andere darum zu bitten, bei ihnen und mit ihnen eine Strecke zu fotografieren. Wenn es nicht unbedingt sein muss, dann lasse ich das und so wie aktuell mit der Pandemie umgegangen wird, werde ich wohl noch ein weiteres Jahr mich allem entziehen müssen. Die Hoffnung, dass es eine Phase im Sommer gibt, wo das Infektionsgeschehen soweit zurückgeht, dass es nicht unverschämt wirkt, jemanden um Zugang und Mithilfe zu bitten und ihm dann noch dem Risiko von Kontakten auszusetzen, die er nicht unbedingt haben müsste, nur damit man ein paar Bilder für’s Portfolio macht, habe ich nicht mehr. Aus diesem Gedanken heraus ist es nicht mehr weit, um zu hinterfragen, wie weit man eigentlich das mit der Fotografie noch treiben will. Ich versuche seit 3 Jahren Anlauf zu nehmen, alles gelernte in tatsächlichen Strecken umzusetzen, um dann auch mal wieder zu arbeiten. Als wir nach Bayern gezogen sind, wollte ich ein paar neue Arbeiten für das Portfolio fotografieren und dann hier nach neuen Kunden suchen, denn meine alten Auftraggeber bin ich mit dem Umzug losgeworden. Teilweise, weil sie nur in NRW beauftragen, aber auch weil man einfach weg ist, als hätte man den Planeten verlassen. Nun sitze ich hier, mit Bildern die man heute nicht mehr zeigt und warte auf den Moment, wo man mal wieder was neues machen könnte. Manchmal träume ich davon. Manchmal motiviert mich etwas, so dass ich schon fast denke, nächste Woche fotografiere ich, doch dann überlegt man, wie man es denn anstellen könnte und es fühlt sich einfach nicht richtig an. Ich bin ein ganz schlechter Egoist. Mit Auftrag, da könnte man noch sagen, dass die Bilder ja auch wem anders wichtig sind, aber nur für mich, nur für’s Portfolio? Ich bin ein ganz schlechter Egoist und ich verzichte auf jeden Egoismus, in der Hoffnung, damit ein bisschen mehr Egoismus eingespart zu haben, als andere ausleben, die da irgendwas von Freiheit erzählen. Überhaupt hat man das Gefühl, man müsse die Welt komplett alleine retten. Es wird überall etwas angeprangert und kritisiert. Ein großer Haufen Scheiße türmt sich auf, wenn man das Internet aufmacht und liest, was denn jetzt alles in Ordnung zu bringen ist. Manche kümmern sich, aber es geht nicht voran. Dann sitzt man hier und reduziert und reduziert, aber es geht nicht voran. Ich bin da ratlos und fürchte, irgendwann hat man verzichtet und gewartet, um am Lebensende festzustellen, dass alles nichts genützt hat. Gucken wir mal, wie der April so wird.