Seitdem wir nach Bayern gezogen sind, habe ich nur noch wenige Jobs fotografiert. Einiges habe ich abgelehnt, andere Kunden hätten mich gerne gebucht, wenn ich denn noch in NRW leben würde. Hier in Bayern habe ich noch gar keinem wirklich Bescheid gesagt, dass ich jetzt hier bin und gerne gebucht werden möchte. Das hat vor allem den Grund, dass mein Portfolio voll mit Arbeiten aus 2014 -2016 ist. Manches ist so gar noch älter. Irgendwie kommt mir das sehr komisch vor, damit bei Bildredakteuren und Art Buyer um einen Mappentermin zu bitten.
Letztes Jahr sollten dann frische Portfoliostrecken entstehen, aber ich war mir extrem unsicher, wohin ich mich entwickeln möchte und sollte und was der Markt denn gerne haben wollen wird. Dann kam Covid-19 und ich konnte mir noch ein weiteres Jahr Grübelei gönnen. So richtig bin ich immer noch zu keinem Ergebnis gekommen. Vermutlich muss ich alle Optionen ausprobieren und danach entscheiden, was sich richtiger anfühlt. Mir ist dabei aber wichtig, dass jene, die mir dabei helfen werden, sehr viel Wertschätzung und Respekt erhalten. Ohne sie gibt es kein Motiv. Ich werde Zugang brauchen, Hilfe und Zeit von Menschen, die mich kaum, oder vielleicht gar nicht kennen. Damit sie im Vorfeld besser entscheiden können, ob die Sache ihrer Mühe wert ist, fange ich mal langsam an, kurze Strecken von banalsten Themen mit denen umzusetzen, bei denen ich mir sicher sein kann, dass sie sofort und ohne weitere Fragen dabei sein werden.
Eigentlich ist das eine schöne Übung für jeden, der sich mal allem beschäftigen möchte, was einem nicht sofort zufliegt. Mir war es wichtig mehr mit Kunstlicht zu arbeiten und den Blitz dazu zu verwenden, ein Lichtkonzept über die Aufnahmen zu stülpen, dass sie etwas mehr zusammenhält. Außerdem ging es mir um Details und lange Brennweiten. Ich weiß, ich kann den ganzen Raum gut mit erzählen, aber diesmal wollte ich ihn wegdrücken und ganz bestimmte Einzelheiten hervorholen.
Dazu habe ich mir eine ganz einfache Geschichte ausgesucht, in der ich mich gut auskenne. Mein Vater hat sich gleich nach seiner Pensionierung ein Gewächshaus gebaut und zieht Gemüse heran, was man nicht im Supermarkt kaufen kann. Es ist eine Offenbarung und total verrückt, wieviel doch in der industriellen Landwirtschaft verloren geht, nur um Erträge zu steigern und Kosten zu senken. Das ist natürlich nichts Neues, aber es direkt zu erfahren, haut mich jedes mal wieder um.
Ich habe in der halben Stunde, in der wir an den Bildern gearbeitet haben, sehr viel über den Prozess gelernt und denke, dass ich mit dieser Übung Genüge getan habe, um beim nächsten Mal nicht die Zeit, die Mühe und den guten Willen anderer zu verschwenden. Nun muss ich mir eine neue Geschichte suchen, die sich dann etwas mehr für das Portfolio eignet.