Wir machen es uns unnötig schwer.

Eigentlich sollte der nächste Post eine ganze Reihe Bilder von der Ostsee enthalten. Vor etwa einem Jahr habe ich dort einige Filme belichtet, sie entwickelt und gescannt, aber irgendwie gelingt es mir nicht daraus eine Serie zu generieren. Zunächst waren es eher die Farben. Ich habe wirklich jeden Workflow ausprobiert. Trichromatic Camera Scanning, Negative Lab Pro, Vuescan, Silverfast, bis ich dann so weit eingestiegen bin und mir meinen eigenen Photoshop Workflow für meine Negative zurecht gelegt habe, um sie denn auf den Bildschirm zu bringen. So richtig passt mir das am Ende immer nicht. Irgendwann ist mir aufgefallen, wie viel Zeit ich investiere, nur um irgendwelchen Farben nachzujagen. Der Workflow, das Material, die Werkzeuge, auf all das konzentrieren wir uns oft mehr, als auf Motive, Geschichten und überhaupt den Bedarf für die Motive, die wir da abzubilden versuchen. Gerade die Analogfotografen zieht man ja gerne mal durch den Kakao, weil die Motive so generisch sind, die wir auf Reddit und Instagram sehen. Hauptsache #Kodakfilm, #120, oder #CineStill werden vertaggt. Ich muss mich davon irgendwie frei machen. Vielleicht liegt es auch an der Pandemie, aber ich habe in letzter Zeit einfach viel weniger fotografiert. Wo ist der dokumentierte Alltag? Wo sind die visuellen Schätze vom Wegesrand?
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob man es sich nicht manchmal unnötig schwer macht, um sich vor der wichtigeres Arbeit zu drücken. Klar ist eine Leica etwas schönes, aber irgendwann hat sie uns erzogen. Brauchen wir sie dann noch, genau wie Film? Beiden sprechen wir immer zu, dass sie uns zum diszipliniertem Arbeiten anhalten, vielleicht so gar zwingen, aber irgendwann sind wir doch mal erwachsen geworden. Brauchen wir dann noch diese Stützräder? Klar macht es Spaß mit der M zu arbeiten und man freut sich, wenn das Labor eine Mail mit Link zu den frischen Scans schickt und da darum geht es gar nicht. Wobei, vielleicht doch. Es ist ja alles auch ein bisschen motivierend, aber genauso kann es zur Belastung werden und man vergisst, wohin sich alles entwickelt. Ich stelle zumindest bei mir fest, dass ich mich da sehr verkopfe, vielleicht auch, weil ich die Classic Presets immer noch ein bisschen besser machen möchte. Mein Anspruch stellt mir ja öfter mal ein Bein, dass wissen wir ja schon. Das eigentliche Sammeln, Fotografieren, der Fokus auf Geschichten und Motive hat gelitten. Ich gelobe Besserung und versuche wieder mehr zu Sammeln. Hier kommt der erste Schwung vom Wochenende.