Philipp Höfer’s WESTBALKAN

Manche machen Bücher, nein man muss es anders formulieren. Manche drucken ihren alten Tumblr Blog aus und nennen das ein Buch. Manche nehmen die Fotografie aber auch sehr ernst und machen wirklich ein Buch. Philipp ist so einer, der es ernst meint.

Ich bin ein bisschen stolz gewesen, stolz auf Philipp und auch etwas mit Ehrfurcht erfüllt, als ich den Umschlag am Sonntagabend aufriss und diese Widmung las. Er hat es durchgezogen, mit Mühe und all den anderen nervigen Konsequenzen, die etwas nach sich zieht, wenn man es denn richtig machen möchte.

Philipp sprach vor etwa einem Jahr von einem Buch, welches er gerne machen würde. Er zeigte mir Auszüge aus seiner Westbalkan-Serie und ich hab gleich Bilder markiert und ihm eine endlose Anzahl von Voice Messages geschickt, während ich mir die Bilder ansah. Einige Bilder waren sehr stark und da schien tatsächlich Potential zu sein, denn immerhin war er dahin gefahren, wo es wirklich etwas zu erzählen gibt. Die Bilder hatten auf mich die Wirkung, als dürfte ich plötzlich ein stiller Beobachter sein, der sich durch eine ferne Region bewegt. Die Menschen hielten brav inne und gaben mir Zeit, sie zu betrachten. Es ist eine vorurteilsfreie und unaufgeregte Sicht auf Orte, Menschen und Situationen. In diesem Buch geht es nicht um Sensationen, oder plakative Übertreibungen. Philipp fotografiert nicht so, dass es besonders gut im Instagram Stream aussieht und genau das spricht mich visuell sehr an.

Was Philipp seitdem gemacht hat, war einfach nur solide. Er hat eine Druckerei gesucht, mit der er gut zusammenarbeiten konnte und die ihn bei diesem ersten Projekt gut beraten konnte. Für alles holte er sich die richtigen Leute und begann nicht ziellos etwas zusammen zu klicken. Je weiter das Projekt kam, desto mehr merkte man, wie sehr Philipp hinter diesem Buch stand und nun weiß ich auch, warum. Papier, Layout, die Bilder selbst, alles fügt sich nahtlos zusammen und wirkt nicht, wie ein erster Versuch, ein Akt der Langeweile. Hier meint es jemand ernst und man fühlt, dass es hier nicht darum geht, das Buch zu verkaufen. Es geht vor allem darum, dass dieses Werk existiert und genau das zeichnet es aus.

Vielen lieben Dank, lieber Philipp. Du hast mir gezeigt, wie man ein Buch macht, nein du hast so gar gezeigt, wie man alles, was man gerne machen möchte, zum Leben erwecken, es existieren lassen kann. Du hast mir gezeigt, dass es um nichts anderes, als das kreieren des Werkes, dem Projekt, der Tat und der Umsetzung einer Idee geht. Es geht nicht um Risiko, Gewinn, Ruhm, Ehre, oder darum Aufmerksamkeit zu erzielen. Solange man es einfach nur in den Händen halten können will und alles andere in den Hintergrund rückt, kann man erschaffen, was man will, solange man nur will. Ich freue mich sehr über dieses Exemplar.

Kaufen könnt ihr WESTBALKAN für 24.99€.

JPEG

Das ist ein JPEG aus der Leica. Es stürzt mich in ein Dilemma. Durch das ganze Preset-Geklicke für The Classic Presets habe ich mich satt gesehen, mag heute dies und morgen das. Ich will nicht mehr lange überlegen und ständig Bilder neu bearbeiten, damit ich es morgen wieder anders mache. Die Story im Bild ist doch viel wichtiger und seit einer Weile fotografiere ich nur noch, was mir vor die Füße fällt. Ich strenge mich nicht mehr an, zumindest gefühlt. Nun ist dieses JPEG-only-Fotografieren auch einfach nur eine arrogante Attitüde. Jeder hat ja so sein Ding. Wir Fotografen neigen ja zur Selbstüberhöhung und es gibt dann immer nur diesen einen richtigen Weg. Film ist das einzig wahre, oder die Bilder müssen mit Capture One und einem Eizo Monitor bearbeitet werden, damit sie denn auch taugen. Es ist ein bisschen so, als wären wir alle Verkäufer im Mediamarkt. Das kann es ja auch nicht sein und das möchte ich nicht predigen. Ich will gar nicht predigen. Ich will nur einen Ausweg, eine Antwort, die Wand einrennen, die da vor mir steht. Ich will mich festlegen und wer jetzt denkt, dass Film die Antwortsein muss, der hat noch nie Farbfilm digitalisiert. Das Ding ist ja, das Bild oben zeigt ein Motiv an dem man nichts mehr verändern muss. Das Bankgebäude steht gegenüber unserer Wohnung es kommt gerade mal noch genug Licht über die Hänge der Stadt, um vor dunklen Wolken einen Teil des Gebäudes anzustrahlen. Es war ein kurzer Moment und dafür fotografiert man doch, um Momente darzustellen, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, diese noch mehr zu stilisieren, zu überzeichnen und zu verändern. Dagegen habe ich nichts, wenn man sich nicht so fürchterlich verrennen könnte. Ihr kennt das sicher. Hat das eigentlich jemals wer überwunden?

Classic Film Presets für Lightroom

Bei meinen Preset-Projekten versuche ich immer eine bisschen nach Bedarf zu arbeiten, oder sagen wir es mal anders, ich habe sehr viel Freude daran, wenn man jemanden ein Spielzeug in die Hand geben kann, was er sich sehr gewünscht hat. Es ist kein Zufall gewesen, dass der Agfa Vista 100 Teil der der Classic Film Styles für Capture One geworden ist. Wir leben in einer so tollen Zeit, wo ich einen sehr direkten Kontakt zu meinen Kunden pflegen kann und wir uns ständig austauschen. Ich frage auch einfach oft direkt in die Facebook Gruppe hinein: „Was wollt ihr haben?“ und dann wird es umgesetzt. Die Classic Film Styles waren noch gar nicht fertig, da stand schon der Wunsch nach einer Lightroom Adaption im Raum und ich habe mich erst ein bisschen dagegen gewehrt. Es gibt sehr viele schlechte, aber auch einige sehr gute Umsetzungen, die schon existieren und von uns allen benutzt werden. Warum also noch mal das Rad neu erfinden? Mir ist es wichtig, einen deutlichen Mehrwert zu schaffen. In den Gesprächen, die ich fortan immer mal wieder führte, kamen dann aber einige Punkte zum Vorschein, wo man ansetzen könnte, um eine eigene, bessere Interpretation zu schaffen.  Manche der existierenden Film-Presets arbeiten relativ verschachtelt. Da sind die RGB-Kurven dann sehr extrem angelegt und der dadurch deutlich zu hohe Kontrast, wird mit den anderen Tonwertwerkzeugen wieder korrigiert. Das erzeugt nicht das beste, da nicht sehr homogene Ergebnis. Außerdem ist es nicht so einfach zu verstehen. Dann gibt es keine Profile für exotische Kameras, oder man muss sehr lange warten, bis aktuelle Modelle unterstützt werden, oder es ist einfach nur der geliebte Fuji Acros 100, der nirgends zu finden ist. Es gibt ihn also doch, den Mehrwert. Ich habe mich dann darauf konzentriert die Film Styles sorgsam zu adaptieren und in Lightroom darauf zu achten, jede Funktion mit Bedacht und im schonendem Maße anzuwenden. Diesmal ist Adobe Standard das Basisprofil für jedes Preset. Eigene Kameraprofile hätten zwar mehr Optionen geboten, aber die Entwicklung auch um Jahre verzögert. Für die CineStill-Profile, also für 2 Filme, brauchte ich einige Wochen. Für 31 Profile würde ich mal vorsichtig 2 Jahre schätzen. Für die Zukunft überlege ich aber, ob man Profile auf LUT-Basis einsetzen könnte, um den Aufwand geringer zu halten und dennoch die Classic Film Presets entscheidend zu optimieren. Wäre doch gelacht, wenn man da nicht noch irgendwas besser machen könnte. Wir werden sehen, denn die Möglichkeiten nach dem Lightroom Update auf Version 7.3 haben nicht nur Verwirrung mit sich gebracht.

Die Classic Film Presets für Adobe Lightroom bestehen aus 31 Filmemulationen. Mehr Infos gibt es bei The Classic Presets.

Kodak T-Max ASA 400

Natürlich haben mir diesmal auch wieder wunderbare Menschen geholfen. Daniel Dittus zum Bespiel. Von ihm stammt sehr viel Material, mit dem ich testen durfte und was nun im Online Shop und diesem Post einen Platz an der digitalen Wand des Internets findet. Torsten Scholz hat mein wirres, kreatives Hirn dabei geholfen, ein bisschen Ordnung zu halten, aber das erkläre ich lieber in einem Film zusammen, mit einem kleinem Ausblick, was da noch so kommt.

Für 39,99€ gibt es die Classic Film Presets im Shop bei The Classic Presets.

Mehr Samples

Daniel Dittus / Fuji Velvia ASA 100

Daniel Dittus / Kodak Portra ASA 400 / Creamy Highlights

Daniel Dittus / Fuji 400H ASA 400 / Warmer

Daniel Dittus / Kodak Gold ASA 400

Kodak Portra ASA 400 pushed to 800 / WB Tungsten / Contrast – 2

Fuji Sensia ASA 100 / Magenta Cast +

Kodak E100G / Contrast – 2 / Cooler ++

Fuji Superia ASA 100 / Cooler +

38889

Ab und an besuche ich meine Eltern und meine Großmutter. Gerne würde ich das öfter tun und in letzter Zeit, fällt mir immer wieder auf, dass ich gerne noch bleiben würde. Es ist so schön dort, wenn auch auf eine langweilige Art schön. Man kann sich dem Wesentlichen widmen, zumindest ich aus der luxuriösen Sicht eines Gastes. Alles ist so herrlich unaufgeregt und dennoch findet ständig eine kleine Entwicklung statt. Mir ist aufgefallen, dass ich immer weniger Bezug zu meiner Heimatstadt habe. Es ist nicht so, dass ich dort tief verwurzelt war, aber es sind eigentlich nur noch Erinnerungen und meine Familie präsent. Die meisten Freunde sind gegangen und ich selbst betrachte es immer wieder als kleines Wunder, dass ich dort aufgewachsen bin und heute mache, was ich mache. Ich habe mir vorgenommen, irgendwann einmal wieder länger zu bleiben und ein paar Tage lang durch den Ort zu spazieren und mit jedem zu sprechen, der mich interessiert. Ich möchte Porträts fotografieren, Straße, aber weniger distanziert, als ich das bei meinen Besuchen jetzt tue. Keine Ahnung, ob man das in einer kleinen mitteldeutschen Stadt tun kann, oder ob man damit eine ordentliche Bauchlandung macht. Am Ende wäre es auf jeden Fall mal wieder schön, länger geblieben zu sein und es versucht zu haben.

Es ist ein Ritual. Immer wenn ich ankomme, fotografiere ich gleich die Sicht aus dem Küchenfenster. Das Motiv ist immer gleich, aber meine Sichtweise ändert sich ebenso, wie kleine Details, die den Lauf der Zeit wiedergeben.


Wie ich auf die Schuhe kam? Blink. Irgendwas musste ich doch zum Abiball anziehen und seither trage ich sie in guter Erinnerung, jedes Jahr ein neues Paar.

Mein Vater hat allerhand gebaut und repariert. Wenn ich mir etwas von ihm mitgenommen habe, dann ist es eine gewisse Geduld und Beharrlichkeit, aber auch viel Selbstvertrauen und Mut sich Wissen und Fertigkeiten anzueignen. Ich werde mich vielleicht erst dann erwachsen fühlen, wenn ich auch den Motor eines Autos alleine gegen einen anderen ausgetauscht habe, oder zumindest für den Anfang auch ein Gewächshaus gebaut zu haben.

 

Wien

Man müsste mal nach Wien fahren und nichts anderes tun, als fotografieren, aber das hebe ich mir noch auf. Auch wenn ich jetzt ein paar mal dort war, lerne ich immer noch die Stadt kennen und fotografiere mehr so nebenbei, als mit wirklichem Plan. Vielleicht müsste man auch einfach in ein paar Jahren mal alle Bilder nebeneinander legen und so nach einem roten Faden suchen. Als ich das erste Mal Wien bereiste, war ich total verkopft und habe noch versucht, meine Werkzeuge zu begreifen. Wie so oft, wollte ich gleich alles und habe gar nicht gewusst, wo ich anfangen soll. Mittlerweile versuche ich ein bisschen mehr zu variieren und verschiedene Distanzen einzunehmen und nicht nur verschiedene Charaktere zu erzählen. Klappt so, na ja. Ich setzte mich aber nicht mehr unter Druck und bin frustriert. Man muss sich Zeit nehmen. Vielleicht liegt es auch an den verschiedenen Leuten, die mich da inspirieren. Die Stile von Tomaso Baldessarini, Jo Fischer, Milad Ahmadvand und Severin Koller unterscheiden sich halt auch sehr und bloßes Nachturnen kann es nicht sein. Na ja, man muss sich wohl wirklich Zeit nehmen.

 

Hallo Regensburg

Ich lebe in einer Stadt, wo fast jeder Fünfte überschuldet ist. Seit fast 2 Jahren hatte ich nur Jobs, die mich aus der Stadt rausführten und angenehm fand ich es hier nie richtig. Manchmal bin ich regelrecht erstaunt, wie entspannt und freundlich Menschen anderer Orte sein können. Der Wuppertaler mag es eher kompliziert, ein bisschen intrigant und müht sich ab, für einen verhältnismäßig geringen Erfolg. Manchmal glaube ich, er gefällt sich in der Rolle, denn… Stop, ich möchte nicht über die Stadt schimpfen. Man lässt sich so leicht mitreißen, wenn man nicht aufpasst und darum versuchen wir die Kurve zu kriegen und rechtzeitig abzuspringen, bevor der Zug entgleist. Seit einiger Zeit schaue ich mich mit Sheila nach Alternativen um und wie so oft, ist es der Lauf der Dinge, der uns beim Einkreisen hilft. Der Süden hat den Norden und das Meer leider vorerst überbieten können. Regensburg hat gutes Eis, nette Menschen, einen Kameraladen, der mich nicht arm machen wird, aber gelegentlich überraschen könnte. Insgesamt war es sehr angenehm. Fortsetzung folgt.

On Photography mit Ben Bernschneider

Ich hab so eine Liste mit Menschen, mit denen möchte ich gerne sprechen und ich will diese Gespräche aufzeichnen. Das ist im Wesentlichen das einzige Prinzip meines Podcasts und auf dieser Liste stand neben Milad auch Ben Bernschneider ganz weit oben, denn Ben gehört zu den empathischsten Menschen, die ich kenne. Er brennt für seine Kunst und sein Tun, wie kaum ein anderer, dem ich bisher begegnet wäre und das, ohne dabei unsympathisch, abgehoben, oder einfach drüber zu sein. Ich möchte gar nicht mehr über Ben sagen, denn wir müssen Ben einfach erleben.

Wer es gern in iTunes genießen möchte, klickt HIER.

Bens Bilder

Bad Sheriff

Ben im Netz: Portfolio / Instagram

 

On Photography mit Milad Ahmadvand

Ich spreche sehr gerne mit Menschen, lieber noch, als zu schreiben. Sprechen hat immer etwas persönlicheres und ich rufe lieber an, als eine Mail zu schreiben, wenn mir etwas wichtig ist. Die Metaebenen in Gesprächen können Texte nur schwer einfangen und will ich eine Person wirklich kennenlernen, dann muss ich sie ansprechen. Ich möchte viele Menschen besser kennenlernen und bin neugierig, denn sie und was sie tun, interessiert mich sehr. Darum möchte ich ein eigenes kleines Podcast-Experiment beginnen, nachdem ich neulich bei Peter und Sebastians Podcast Gast sein durfte und es richtig viel Spass gemacht hat. On Photography wird ein kleiner Podcast ohne Schnörkel, Intros, Musik oder fancy Cuts werden. Ich nehme, was ich habe, ein Notebook und ein Headset vom Smartphone, um mich ein bisschen mit jenen zu unterhalten, die mich gerade interessieren.

Den Anfang macht Milad Ahmadvand. Ich kenne Milad noch nicht sehr lange, aber er seitdem schaue ich mir immer wieder seine Bilder an. Wir hatten ein bisschen Kontakt, als es darum ging, die Capture One Film Styles zu testen und schnell wurde klar, dass er nicht nur das Herz da trägt, wo ein jeder es tragen sollte, sondern er auch ein spannender Kandidat für mein kleines Podcast-Projekt darstellen könnte.

Wer es gern in iTunes genießen möchte, klickt HIER.

Milads Arbeiten:

Milad im Netz: LoveWinti / Instagram

Milads Inspiration: Stefan Groenveld / Alex Webb

 

Journal Eins

Erinnert ihr euch noch an Journal Eins? Vor einiger Zeit hatte ich überlegt, ein Buch zu machen, nicht weil ich es verkaufen wollte, auch nicht für Ruhm und Ehre, eigentlich mehr um es zu machen, daran zu lernen und viel viel mehr Zeit in etwas zu stecken, was herrlich unvernünftig ist, als einfach mal Jobs zu machen und mal ein bisschen vom Fleck zu kommen. Meine erste Konzeptidee hielt genau 6 Seiten lang und wurde dann lange mit nicht beachtet und fast schon vergessen.

Neulich sah ich mir „Somewhere“ an und erinnerte mich, warum ich eigentlich ein solches Buch machen wollte. Ich erinnerte mich daran, welche Geschichten ich liebe und wie ich ewig an ihren Details, wie dem Soundtrack, oder kleinen Zitaten hängenbleibe. Einen Tag, nachdem ich Somewhere gesehen hatte, fuhr ich nach München und am Wegesrand fanden wieder so viele schöne Momente statt, aber ich konnte nicht anhalten.

Der nächste Tag war voll mit Arbeit und am Ende war ich lustlos, unkreativ und auch irgendwie unzufrieden. Vor meiner Rückreise besuchte ich noch Daniel, aber eine Kamera nahm ich gar nicht erst mit, was für mich sehr untypisch ist. In der letzten Woche saß ich dann vor Photoshop und blickte auf die Daten meiner Jobs aus diesem Jahr. Es ist mein Handwerk, was ich sah, aber nicht die Kunst, die mir Freude bereitet.

Gestern habe ich dann eine Handvoll Bilder fotografiert. Nichts bedeutsames, aber genug um mal zu testen, was ich seit meinem ersten Gedanken an Journal Eins getan hatte. Ein Problem für mich war der Look. Ich wollte keine zu digitalen Bilder und durch mein Preset Projekt bin ich viel zu verkopft gewesen. Es braucht bei mir manchmal eine Weile, bis eine Idee sich von alleine zu dem formt, wie sie funktionieren kann. Ich hab nun meinen digitalen Workflow, wie er mir aber nicht zu digital wirkt und mehr der Tonalität entspricht, die ich anstrebe, ohne dabei zu willkürlich zu sein. Ihr verzeiht mir, dass ich zum ersten Mal an dieser Stelle ein Geheimnis, um das Wie machen werde, zumindest vorerst. Man kann es eh nicht in ein Lightroom Preset packen.

Eine weitere Hürde ist für mich die Zeit gewesen. Alles sollte eigentlich nebenbei passieren, aber das ist illusorisch. Ich werde mir jetzt feste Tage nehmen, feste Ziele bestimmen und auch Faktoren nutzen, die genug Chaos erzeugen, damit am Ende doch alles zufällig genug bleibt. Ein Tag in der Woche, wird jetzt Buchtag. An diesem Tag werde ich schreiben, fotografieren, mich mit Menschen umgeben und auch etwas dem Alltagstrott entfliehen. Mal sehen, wie ich damit vorankomme und das Journal Eins endlich mit Geschichten, Gedanken, Menschen und Situationen fülle, die ich allesamt so wunderschön finde.

Fuji X-Pro 2 – Nur ein paar Worte

Ich habe im Januar eine neue, weitere Kamera gekauft und es niemanden gesagt. Na ja nicht so ganz niemanden, verheimlicht habe ich es nicht, aber groß kommuniziert auch nicht. Das Internet ist voll von Techniknerds und keiner spricht über Bilder. Das Marketing der Konzerne verspricht uns bessere Bilder, wenn wir nur das aktuellste Modell kaufen, oder besser gleich zu Sony wechseln. Da werden Summen durch die Gegend geschoben, die ich nicht mal in meinen SLK investiert habe, nur für eine vermeintlich bessere Leistung des Sensors. Es ist ein Irrsinn und ich mache da so gar mit. Wer mir in den diversen Social Media Kanälen folgt, der weiß, dass ich mich für eben den gleichen Kram interessiere, wie alle anderen auch und am Ende doch nicht so wichtige Diskussionen über Sony A7RIII, X-Pro2 oder MacBooks anstoße, um dann lange zu reden und doch nichts zu entscheiden. Lebenszeitverschwendung und darum hielt ich erstmal meine Klappe. Doch nun sind sie da, die vielen Fragen und ich beantworte sie ja gerne, doch nicht ohne die mahnenden Worte:

„Geht fotografieren und kauft nicht ständig Zeug!“

Ich hatte noch nicht so viele Gelegenheiten mit der Fuji X-Pro 2 zu fotografieren. Ein bisschen Street, zwei Jobs, aber wirklich alle Anforderungen konnte ich noch nicht abprüfen. Darum wird das hier erstmal eine Art Schnellfazit.

Seit über einem Jahr fristet meine Canon 6D ein Schattendasein. Sie liegt im Schrank, oder wird zu Jobs mitgenommen, ohne dass ich sie überhaupt auspacke. Sehr viel fotografiere ich mit der Leica und nur wenn es gar nicht anders geht, kommt die olle Spiegelreflex zum Einsatz. Das Ding ist für mich einfach nur noch Mittel zum Zweck, aber keine Freude. Es ist schwer. Der Autofokus ist so mies, dass ich anfangs nicht wusste, ob das defekte Tamron wirklich defekt ist, oder ob es an der Kamera selbst liegt. Es war das Tamron, aber besser fühlt es sich dennoch nicht an. Seit 2 Jahren spiele ich schon mit dem Gedanken, das Ding zu ersetzen und hatte mich da fest auf Sony eingeschossen, um die Sigma Arts mitnehmen zu können. Das war ein Datenblatt motivierter Gedanke und wenig vernünftig, wollte ich doch die Leica M ergänzen.

Pro:

Fuji lockt mit Cashbacks und so begann ich zu rechnen. Für den Preis eine A7RIII bekomme ich schon alles, was ich brauche und habe ein ordentliches, wenn auch nicht perfektes System.

Mit der X-Pro 2 gibt es das Fuji XF 35mm F2 R WR als Kitobjektiv. Das Ding ist ziemlich gut, leicht, gegen Wasser geschützt und damit perfekt für die Reportage. Weiterhin habe ich das XF 23mm F2 R WR und das XF 18mm R F2 gekauft. Dieses Setup ist so klein und leicht, dass die Leica dagegen immens schwer wirkt. Alles passt nun in eine Tasche und lässt sich bequem tragen. 

Der Autofokus ist bei Tageslicht ziemlich gut und trifft im Gegensatz zur 6D deutlich besser. Ich muss mich noch daran gewöhnen, tatsächlich mehr als nur das mittlere Fokusfeld zu nutzen. Bei schlechtem Licht ist der Autofokus immer noch genau, aber deutlich langsamer. Bisher ist mir das nicht nachteilig aufgefallen und muss noch eingehender unter realistischen Bedingungen getestet werden. Was mir aber gefällt, ist die Möglichkeit sofort den manuellen Fokus mit Focus Peaking nutzen zu können. Bei der 6D habe ich extra die Mattscheibe gewechselt, um überhaupt besser manuell fokussieren zu können, aber an ein ordentliches Peaking, kommt das Ding so nicht ran, denn das hilft schon sehr.

Die Dynamik ist großartig und das Rauschverhalten bis ISO 3200 nicht störend. 12800 würde ich wohl tatsächlich auch noch einsetzen, aber ich komme selten über 6400 hinaus. Man kann gut mit diesen Leistungen arbeiten, auch wenn es schon bessere Systeme am Markt gibt, auf die ich geschielt habe. Am Ende des Tages ist es weniger wichtig, als man denkt. In zwei Jahren sind uns nämlich ISO 12800 auch nicht mehr genug und alle meckern wieder.

Die Bedienung empfinde ich als sehr angenehm. Ich habe nie viele Knöpfe gebraucht, da ich nur wenige Funktionen wirklich oft nutze. Blende, ISO, Zeit, Fokus, damit arbeite ich und der Rest ist nett und hilfreich. Ich habe mir die Gesichtserkennung auf einen Button gelegt, die verschiedenen AutoISO Settings auf einen anderen und die AF-Modi wähle ich über einen eigens gewählten Button aus. Das Steuerkreuz ist hilfreich und nicht so nervig, wie mancher meint. Am Ende ist es Geschmackssache, aber ich habe das Gefühl, ich kann mir hier mein Werkzeug genug konfigurieren, damit es gut zu mir passt, aber nicht so sehr, dass ich es verschlimmbessere.

Für die X-Pro 2 habe ich mich nicht nur wegen des Rangefinder-ähnlichen Layouts entschieden, sondern weil mir der optische Suche wichtig war. Ich dachte, ich würde ihn öfter nutzen, aber es hält sich aktuell die Waage. Er kommt mir aber immer gelegen, wenn ich außerhalb des Frames sehen möchte, oder ich stark abblende und Blitzlicht in die Szene werfe.

Fuji bringt ständig neue Firmware Updates heraus und insgesamt merkt man, dass man dort sehr darüber nachdenkt, wie wir Kamera benutzen und was wirklich hilfreich ist. Es fühlt sich besser an, hier in ein System zu investieren, als bei vielen anderen Marken.

Kontra

X-Trans-RAWs und Lightroom mochten sich noch nie so richtig, aber die Files aus der X-Pro2 hassen Lightroom. Hier verstehen sich zwei gar nicht. Detailreiche Motive leiden schon bei kleineren Korrekturen deutlich. Hier kann man weder Fuji, noch Adobe die Schuld geben. Beide haben gute Gründe ihre Produkte so zu gestalten, wie sie nunmal hier nicht gut miteinander klarkommen. Ist nicht schön, aber man kann sich aber behelfen.

Dies ist ein 100% Ausschnitt aus einem Bild, was ich etwas extremer nachgeschärft habe, um den Effekt zu zeigen. Nicht Kantenkontraste werden verstärkt, sondern ganz neue Strukturen hervorgehoben.

Lösung A: Radius 1, Details 5, Schärfe unter 60, besser zwischen 30 und 40.

Lösung B: Iridient X-Transformer

Iridient bietet ein recht günstiges Stück Software an, was einem halbwegs schnell die X-Trans-RAWs in DNGs konvertiert, die sich dann wieder weitgehend wie gehabt verhalten. Die Dateigröße wächst nur leider deutlich an und es dauert etwas, größere Mengen zu konvertieren.

Diese Einstellungen passen für die meisten meiner Motive gut.

Mancher mag es noch als nervig empfinden, dass man öfter mal Akkus wechseln muss, oder dass die WR Objektive bei f2 etwas weicher sind, als bei f2.8. Man kann auch über den lauteren Autofokus beim 18mm R meckern, oder der Verzeichnung zum Rand hin. Nichts ist aber so nervig, wie die Sache mit dem Schärfen. Nachdem ich da nun aber eine praktikable Lösung gefunden habe, lebe ich damit und weiß bisher nichts weiteres in dieser Sektion zu berichten.

Edit: Eine Sache ist mir noch aufgefallen, aber das ist eher so ein haptisch gelerntes Ding. Das 28mm Ultron und mein 35mm Summicron haben einen Focus Tab an der Unterseite des Fokusrings. Damit weiß ich immer, auf welche Distanz ich gerade fokussiert habe, ohne hinzusehen. Die X-Pro 2 zeigt mir zwar wunderbar im Display die Schärfentiefe an, aber wenn ich Street fotografiere, schaue ich sehr selten, auf das Display, oder durch den Sucher. Situationen ändern sich schnell und ein Focus Tab hilft mir dabei, den Fokus zur geschätzten Distanz zu ändern. Ich könnte auch den AF nutzen, aber damit vertut man sich öfter, nicht weil er nicht schnell genug ist, sondern mehr, weil man den Fokuspunkt nicht genau ausgerichtet bekommt, ohne hinzusehen. Manueller Fokus fühlt sich für mich dann doch sicherer an.

Fazit

Bei Fuji bekommt man ein System, mit dem man alles machen kann, was man möchte, für vergleichsweise wenig Geld. Alles ist durchdacht und wenn auch nicht perfekt, aber perfekt genug, damit man sich auf Kompromisse einlässt und diese keinen Weltuntergang bedeuten. Wer viel Reportagen fotografiert, reist, oder sich auf der Straße rumtreibt, der hat hier einen guten Partner gefunden. In Bezug auf die Leica, wird die X-Pro2 eine gute Ergänzung sein, wenn es dunkler ist, oder man nicht ständig mit höchster Konzentration arbeiten möchte. Ein Tag Reportage mit der Leica fühlt sich großartig an, ist aber auch sehr anstrengend, wenn es um viel geht und ohnehin stressiger ist. Ich weiß, viele Leica-Fotografen schimpfen über Fuji und blicken mit etwas Verachtung auf diese Rangefinder-Imitation, was mir aber nicht liegt und ich als etwas affektiert empfinde. Mit der Fuji lernst du nicht so gut, denn sie bedeutet nicht die harte Schule, die ich manchmal brauche, aber sie rettet dich bestimmt, wenn du in eben dieser harten Schule nicht so gute Noten schreibst, dein Lehrer es auf dich abgesehen hat und niemand da ist, von dem mann die Hausaufgaben abschreiben kann.