Seitdem es Qualitätssicherung Fotografie gibt, muss ich viel weniger selbst meckern, weil dort eh mit viel mehr Talent Salz in die Wunden gerieben wird und Satire immer besser ist, als zu meckern, kommt sie doch mit einem kleinen Augenzwinkern um die Ecke. Kritisieren, ankreiden, anschwärzen, meckern, all das bringt sehr wenig Veränderung mit sich und meistens führt es nur dazu, dass man selbst nicht mehr angehört wird und das wichtige Thema eigentlich undiskutiert und unreflektiert bleibt. Ich konnte mal richtig gut meckern. Man könnte sagen, ich war Grumpy Cat, nur nicht ganz so niedlich. Irgendwann habe ich mich dann einmal zu oft gewundert, warum sich niemals etwas ändert und mein Zynismus etwas unverstanden blieb. Damals hatte ich einen Artikel über Workshops, ausgedruckte Tumblr und LR Presets gedanklich vorgeschrieben, aber mich dann dagegen entschieden, noch mehr zu meckern. Seit gestern muss ich das auch nicht mehr aufschreiben. Ich könnte höchstens nur noch ergänzen. Es gibt in meinem Umfeld ein paar sehr erfolgreiche, sehr angenehme Menschen, die ich immer sehr beeindruckend finde, wenn ich ihnen begegne. Sie sind einfach fürchterlich empathisch und wenig neidvoll. Sie erheben sich nicht über andere, sondern differenzieren nur manchmal. Man ist nicht besser, weil man nie einen Fotocommunity Account besessen hat, aber der andere seinen heute noch mit einiger Sorgfalt pflegt. All zu oft geht es erstmal um die eigene Aufwertung und dann erst um die Kritik an inhaltsleeren Workshops. Man selbst würde ja nie zu so etwas gehen, aber das Geld und die Bühne vielleicht schon nehmen? Mhmm? Ertappt? Wenn man ein gutes Produkt hat und fair bleibt, warum nicht? Ich möchte selbst niemals Workshops geben. Ich treffe mich lieber mit den Menschen, rufe mal eben an, oder schreibe eine Mail, beantworte Fragen und geben das weiter, was ich eben weiß, ohne Lehrer sein zu wollen, denn manchmal lerne ich dabei auch. Ich möchte auch die Arbeit von anderen nicht mehr allzu kritisch beurteilen. Während einer noch den anderen kopiert, ist der Kopierte längst auf und davon und sonnt sich glücklich ganz woanders. Warum soll man sich ärgern. Lieber beglückwünsche ich jemanden, der seine Entwicklung auf eine neue Stufe gehoben hat. Eines Tages wird er vielleicht mal besser sein, als das Idol dem er nacheifert. Fotografen nehmen sich oft viel zu ernst. Sie vergleichen sich und das oft monetär. Fotografierst du Hochzeiten und bist im Januar noch nicht ausgebucht, dann… ja dann… Was dann eigentlich? Hängst du nicht in Südafrika rum, sondern gehst mit deinen Kindern im Februar rodeln, dann wird das nix mit der nächsten Lifestyle Kampagne, oder…? Keine 25.000 Follower auf Instagram? Da bekommen selbst Produkt- und Architekturfotografen Bammel. Wer sagt denn, dass man bei jedem Spiel mitmachen muss? Wer sagt denn, dass wir uns immer vergleichen müssen und dass wir immer gleiche Wege, nur besser, effizienter und cooler gehen müssen, als der andere? Warum freuen wir uns nicht für unsere Kollegen, die mit den Kindern rodeln gehen, genauso, wie über unsere eigenen großartigen Möglichkeiten? Wenn einer sein Buch mal eben zusammenwirft, dann kann er das ja machen und wir müssen es nicht kaufen, ihm gratulieren aber auch nicht. Wenn er dann aber mal groß abliefert, möchte ich gerne persönlich die Hand schütteln und meinen ernsten Respekt verkünden. Neid, Angst und Unsicherheit lassen einen immer nur die Dinge tun, die einen in Sackgassen führen und dort bekommt man nur noch mehr Angst. Das ganze Ding mit der Fotografie wird nicht besser, wenn wir Kommentare schreiben, aber vielleicht, wenn wir einfach weniger neidvoll sind, es anderen mehr gönnen und uns gemeinsam freuen. Selber richtig gut abliefern aber nicht vergessen!
2 Kommentare