I fell in love.

IMG_0658-BearbeitetIch habe mich verliebt, so richtig und ich wusste es schon immer. Eines Tages werden wir uns treffen und es wird ein ganz besonderer Moment sein. Ich hatte schon ein paar Leicas in der Hand, M6, SL, X1, Minilux, Q und auch mal die M 240, aber es war immer nur so, als würde man eine schöne Frau auf der anderen Straßenseite sehen. Da schaut man hin, aber man ist noch nicht gleich verliebt. Es braucht Zeit und es braucht einen gewissen Zauber, der sich in einem wunderbaren Moment versteckt. Ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass manche Dinge, manche Orte und vor allem manche Menschen einfach immer wieder Großartiges anziehen. Freitag bin ich mit meinem guten Freund Daniel nach Österreich gefahren, um eine Hochzeit zu fotografieren. Die letzten 2h fuhren wir zusammen und ich spielte etwas mit der „M“ von Monsieur Müller. Worte können ab hier nicht mehr beschreiben, was dann passiert. Seht einfach… L1003365 L1003413 L1003421 L1003422 L1003423 L1003437 L1003443 L1003453 L1003458 L1003463 L1003464 L1003471 L1003480 L1003488 L1003494 L1003503 L1003511 L1003515 L1003519 L1003525 L1003533 L1003608 L1003634 L1003635 L1003645 L1003648

 

Niemand muss Sachsen sein.

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Manchmal, wenn ich hier im Westen auf Partys bin und mich jemand fragt, wo ich herkommen, dann sage ich gerne: „Juten Tach, isch bin de Ronny ausm Oösten.“. Das mache ich, weil ich damit fast jede Westdeutschen zum Lachen bringe, aber warte mal. Es gibt Westdeutsche? War da nicht was mit der Wiedervereinigung und so? Bin ich ein Ostdeutscher? Bin ich überhaupt Deutscher? Ich fühl mich irgendwie nicht so.

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Am Wochenende habe ich meine Familie besucht und die lebt in Sachsen-Anhalt. Da bin ich aufgewachsen. Von dort bin ich weggezogen, wie viele meiner Freunde. Als ich meinen Schulabschluss machte, war es fast schon so, als hätte man eine Goldmedaille gewonnen, oder hätte es gerade noch so aus einem brennenden Haus geschafft, wenn man eine Ausbildungsstelle hatte. Das unterschreiben eines Arbeitsvertrages war wie eine rettende, helfende Hand. Man fühlte sich in Sicherheit und alle waren unglaublich erleichtert. Ich bin in einer Generation aufgewachsen, der man gesagt hat, dass sie weggehen muss. Dass sie Arbeit in der Heimat nicht finden, oder sie dort schlechter bezahlt sein wird. Geht, oder ihr seid die Verlierer der Gesellschaft und niemand verliert gerne. Heute sehe ich mich weder als Verlierer, oder Gewinner, wenn ich zurückkehre.

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Ich bin zufrieden. Ich hab über mein Leben immer selbst entschieden und alle um mich, haben mich unterstützt. Ich habe das Gefühl, ich kann mich frei entfalten. Ich kann leben, wie ich möchte, wo ich möchte und mit wem ich möchte. Ich bin frei und es ist der großartigste Luxus überhaupt. Wenn ich zurückkehre, mich umsehe und an Supermarktkassen stehe, dann stehen da in meiner Schlange frustrierte, ausgelaugte, desillusionierte Menschen, die sich irgendwie mit ihrer Lage abgefunden haben. Das gilt sicherlich nicht für jeden, der dort lebt, aber für einige dafür umso mehr. Mancher Orts spürt man die Überalterung, wenn man tiefer nach Sachsen-Anhalt reinfährt, aber selbst 30km hinter der Grenze ist das durchaus präsent. Die Grenze gibt es zwar physisch nicht mehr, aber durchaus und gerade wieder stärker in den Köpfen, egal ob im Osten, oder im Westen.

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Ich war also bei meiner Familie und ich unterhielt mich mit meiner Großmutter. Ich habe sie gefragt, warum ältere Menschen oft so schlecht gelaunt erscheinen, warum sie meckern und nicht noch ihr Leben genießen und sie sagte etwas, dass ich auf so viel mehr gerade noch beziehen möchte. Sie sagte: „All ihre Freunde sind tot, oder zu krank. Man fühlt sich alleine.“ und genau das ist es, wie sich die Menschen an der Kasse fühlen werden. Alleine gelassen, im Stich gelassen und nicht in der Lage, sich daraus selbst zu befreien.

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In Heidenau schreien sie dann: „Wir sind das Pack.“ und meinen es Ernst. Sie sind das Pack, sie fühlen sich als Pack und sie gehen auch davon aus, dass das niemals besser werden wird. Es geht hier viel um ein Selbstverständnis, ein Selbstbild, was beeinflusst wurde von Lehrerinnen, die sich sichtlich darüber freuen, dass auch die meisten der schwächeren Kinder in der Klasse, eine Ausbildung gefunden haben und dass andere ihr Abitur machen werden und studieren gehen, vermutlich im Westen. Es ist geprägt von Freibädern, die 10 Jahre lang stillgelegt werden, wo es immer wieder Ideen, Initiativen und Investoren gibt, aber letztendlich doch nichts daraus wird. Von Parkplätzen im nirgendwo, die einmal der erste Schritt zu größeren Projekten sein sollten. Projekte, die nicht kamen und Parkplätze, die jetzt als mahnendes Sinnbild für das Scheitern vieler stehen, die mal vom Aufbau Ost sprachen und dabei vergessen haben, das man irgendwann aufhören muss, in Ost und West zu unterteilen. Es sind nur Himmelsrichtungen, aber sie werden immer noch als stigmatisierende Begriffe benutzt.

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Der Tag der deutschen Einheit hat in NRW für viele erst eine Bedeutung, wenn er auf einen Wochentag fällt. Wenn ich davon erzähle, wo ich herkommen, dann sagen die Leute auch oft: „Du sprichst doch ganz normal.“ und irgendwie klingt die Aussage dann fast so beruhigend, wie damals als man sich über den unterschriebenen Arbeitsvertrag freute.

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Ich habe absolut kein Verständnis für Dinge, die gerade passieren. Sie machen mir Angst und ich will dagegen etwas unternehmen, ohne aktionistisch zu reagieren, ohne blind und wütend darüber zu agieren, auch wenn ich das bin. Ich will verstehen, warum es für Menschen völlig legitim ist, sich selbst als Pack zu beschreiben. Ich will verstehen, wo der Hass herkommt und ich will mit diesem Wissen etwas unternehmen, auch wenn es mich mit einer Aggression erfüllt, wenn ich sehe, wie Staat und Bevölkerung, die Gesellschaft eben, versagen, bei einer eigentlich ziemlich selbstverständlichen Sache.

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Ich habe den Wunsch, dass unsere Gesellschaft stark genug ist, so etwas zu diskutieren und dabei zu erkennen, was nötig ist. Ausgrenzung kann nie die Lösung sein. Es gilt die Menschen einzubeziehen, alle auch Ronny aus dem Osten. Es geht darum niemanden das Gefühl zu geben, dass er chancenlos ist. Es geht darum, nicht nur zu sagen: „Wir schaffen das.“ sonder auch hinzuzufügen, wie wir das schaffen können.

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Zwangsläufig muss sich einiges ändern, nicht nur in Sachsen. Eine Gesellschaft kann immer über sich hinaus wachsen und ich bin ja so ein dummer Typ, der immer Hoffnung hat. Ich sage das etwas zynisch, weil man manchmal schon ein Träumer sein muss, um seine Träume zu verwirklichen und mein Traum ist es gerade, dass wir mit dem Pack fertig werden. Damit meine ich nicht, dass wir das Pack fertig machen, sondern die Ursachen, die dazu geführt haben. Ich will, dass wir mehr aufeinander achten und weniger Menschen alleine lassen.

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Für meine Großmutter ist es schon schön, wenn man sie ab und zu besucht, wenn sie merkt, dass man an sie denkt und sie noch lange nicht alleine ist. Für meine Freunde ist das genauso wichtig und ebenso für alle anderen um mich herum. Ich kann einfach mal freundlich zu Fremden sein. Ich kann ein wenig Empathie beweisen und öfter fragen: „Wie geht es dir?“. Ich kann teilen, wovon ich genug habe und ich kann andere mit einbeziehen, wenn ich mein Leben glücklich und frei lebe. Ich kann das Pack bekämpfen, ich kann den Hass bekämpfen und ich kann gewinnen. Helft ihr mir?

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Tales of an American Summer

Tales of an American Summer by Ben BernschneiderHallo Ben,

eigentlich sollte ich dir das hier auf eine Serviette von einem In ’n‘ Out Burger schreiben und dir mal im Suff mit einer großen Geste zustecken, aber ich werfe es dann doch erstmal lieber ins Internet, wegen Marketing, wegen Erfolg, für dich und dein Buch.

Weißte, da komm ich gestern nachhause und meine Nachbarn haben, wirklich schön und ansehnlich, ein Paket im Treppenhaus drapiert. Man kam gar nicht umhin, nicht drauf zu linsen, für wen das ist. Ich war dann etwas überrascht, weil ich nichts bestellt hatte und ein kleines bisschen Hoffnung kam auf, als ich beim Treppensteigen den Aufkleber „Büchersendung“ entdeckte. Die Tiefkühlpizza, die ich mir unter den Arm geklemmt hatte, begann langsam weich zu werden. Aus Hoffnung wird ja manchmal tatsächlich Realität und da war tatsächlich das Buch drin, auf das ich mich seit Monaten freue. Ich begann also darin zu Blättern und da war es plötzlich, dieses Gefühl, dieses eine. Ich legte das Buch kurz weg. Es verdiente mehr einfach mehr Aufmerksamkeit, als mein wirrer Geist gerade aufbringen konnte. Später am Abend las ich es dann richtig und es ist absolut das, was ich mir gewünscht habe. Es ist irgendwas zwischen Drinking in L.A. und einem Hauch von Bukowskis Tagebucheinträgen. Die Bilder alleine wären schon großartig, aber was mich am Ende wirklich packt, sind die dazwischen geworfenen Worte. Das ist der erste Bildband, den ich wirklich aus ästhetischer Sicht konsumiere und nicht ein nur aus Inspirationsgründen aufschlage. Dieses wunderbare Buch hat es in unter 15 Seiten geschafft, dass ich ein Gefühl entwickle, als würde man an einer lauen Sommernacht in Venice Beach spazieren gehen, weil man einfach nicht schlafen kann. Es hat mich ein bisschen aus dem Alltag gerissen und lässt mich immer noch die Dinge liegen lassen, die ich eigentlich machen müsste, weil ich viel lieber darin blättere und in Ruhe frühstücke, statt mir einen Nutella Toast rein zu drücken und irgendeine To-Do-List abzuarbeiten. Fuck, es ist Sonntag.

Ben, danke! Danke für das Buch, dass du es gemacht hast und danke, dass du es mir schon geschickt hast.

Weird Wrestling Circus – Hotel Gewalt

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Last night a little dancer came dancin‘ to my door
Last night a little angel came pumpin cross my floor

Circus ist einmal im Jahr und es ist besser als Weihnacht, besser als dein und mein Geburtstag zusammen. Es ist ein bisschen, wie die Wirklichkeit gewordene Version eines Halloweens, dass man sich nicht mal für eine Treehouse of Horror Folge ausdenken würde. Es ist ein bisschen so, wie ein Familientreffen, nur dass einem die Leute dort wirklich etwas bedeuten. Müsste hier ne Leiche verschwinden, ich würde eher bei Circus anrufen, als… Genug des Lobes! Zeit für harte Fakten, verpackt in weiteren Worten, der unermesslichen Liebe. Der Weird Wrestling Circus hat am Samstag das Hotel Gewalt wiedereröffnet und keine noch so dunkle Kraft, konnte diesen Akt der Liebe und Triebe verhindern, nicht mal das Bauamt. Im letzten Jahr wurden wir verraten, in diesem konnte niemand aufhalten, was passieren sollte, ja musste! Die unbändige Gewalt des Weird Wrestling Circus entlud sich in einer phenomenalen Show. Die Luft war biergetränkt, der Circle Pit voller Liebe und im Ring trafen Gladiatoren aufeinander, wie es sie nicht im alten Rom gegeben haben dürfte. Wir erlebten ein Epos dargeboten von Größen Bitch Buchannon und Kardinal Rektal, wie es nicht mal die Geschichte selbst schreiben könnte und auch wenn der Backstage klein war, waren die Herzen umso größer. Für ein Moment am Samstagabend, war das Hotel Gewalt der perfekte Ort, an dem alles möglich war. Danke lieber Circus! Was bleibt, ist nichts als Liebe!

 

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Strangers and a Friend

André Duhme - Fotograf Wuppertal

Neulich war ich ja mit Monsieur Müller in München bei einer hochzeitlichen Gesellschaft. Da wir zu zweit waren, konnte wir uns für manches etwas mehr Zeit nehmen und so ist diese kleine Serie entstanden. Nicht immer hat man auf einer Hochzeit als Fotograf die Zeit, sich länger mit ein paar Gästen abzusetzen und schnell ein kleines Setting aufzubauen, aber wenn es gelingt, kommt doch was schönes dabei rum. Ich werde das auf jeden Fall weiterhin versuchen, in der jeder Hochzeitsreportage unterzubringen.

André Duhme - Fotograf Wuppertal

André Duhme - Fotograf Wuppertal André Duhme - Fotograf Wuppertal André Duhme - Fotograf Wuppertal André Duhme - Fotograf Wuppertal

…und das ist Daniel, oder auch Monsieur Müller.

André Duhme - Fotograf Wuppertal

Herr Müller und die Liebe.

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Das hier ist Herr Müller. Herr Müller lebt im Süden, da wo die Menschen manchmal etwas komisch reden und dabei keine Sachsen sind, in oder besser bei München. Herr Müller gehört zu den Menschen, die sich viel Mühe geben und dazu ein sehr großes Herz haben. Vielleicht fotografiert er deswegen so gerne Hochzeiten und Menschen, die sich lieben. Herr Müller, oder wie ich ihn nenne, Daniel, denn so heißt er, lud mich schon mehrfach ein, aber ich nehme mir ja immer zu selten Zeit, um mal ohne Job, ohne Projekt, ohne Aufgabe in die Welt rauszugehen. Da Herr Müller ziemlich schlau ist und mich mittlerweile schon sehr gut kennt, hat er sich deswegen einen Trick einfallen lassen. Er holte mich als Unterstützung zu einer Hochzeit, die er am Wochenende fotografiert hat. Es war so entspannt, mal weniger Regisseur und dafür wieder mehr Beobachter zu sein und dazu noch sehr spannend zu sehen, wie Daniel an die Aufgaben herangeht. Schade nur, dass er da unten im Süden lebt, sonst würde ich ihn zu meinem nächsten Job auch einladen, buchen und verpflichten.

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