Prolog, oder wie alles begann.

Manchmal scheine ich etwas relativ selbstbewusstes auszustrahlen, so dass mancher mit etwas mehr Fragen im Kopf zu mir kommt und mir seine Ratlosigkeit offenbart. Ich kenne diese Ratlosigkeit, denn an dem Punkt war ich auch mal und manchmal kehre ich auch heute noch dahin zurück, um dann aber immer schneller wieder auf Kurs zu kommen. Ich habe Werkzeuge gefunden, die mir helfen schneller meine eigenen Fragen zu beantworten und Entscheidungen zu treffen. Das hat oft sehr viel damit zu tun, dass ich einfach jemanden Frage, der schlauer ist als ich, oder sagen wir mal, die Erfahrungen schon gemacht hat, die mir noch bevorstehen. So hole ich mir immer wieder eine Portion Rat ab und wachse damit. Mittlerweile stehen aber auch ab und an ein paar Leute vor mir und holen sich ihre Portion Rat bei mir. Da sich ihre Fragen oft ähnlich sind und man dort Tendenzen absehen kann, habe ich überlegt einfach mal so ein paar Antworten aufzuschreiben, damit es noch mehr Leuten hilft und vielleicht auch etwas Einblick gibt, was ich hier so eigentlich mache und dass das nicht so fancy ist, aber mir sehr viel bedeutet. Also, es geht los!

Prolog

Es ist wichtig den Beginn der Geschichte zu kennen, um das aktuelle Kapitel zu verorten. Ich habe in Werbeagenturen gearbeitet und dort alles mögliche gemacht. Grafikdesign, UX/UI Design, Community Management, Motion Design… Ach fast alles irgendwie. Das hatte sich immer so ergeben und irgendwie kann ich das ja auch alles, aber nicht so gut, wie eben Fotografieren. Das liegt daran, dass ich darin immer mehr Mühe und Zeit gesteckt habe. Die Selbstständigkeit habe ich immer als großes Risiko gesehen, aber nachdem ich gemerkt habe, wie schnell man aus einer Festanstellung auch wieder raus sein kann und wie wenig einem vom niedrigen Gehalt bleibt, da fand ich die Selbstständigkeit nicht mehr so risikoreich, zumindest nicht im Vergleich.

Ich war gerade gekündigt worden und konnte es mir gar nicht mehr vorstellen, in der nächsten Agentur anzuheuern, um dann wieder nicht den Vorstellungen der Geschäftsführung zu entsprechen, die in mir irgendwie immer eine Output-Maschine für effekthascherische Beeindruckungswerke gesehen hat. Der Duhme, der bringt uns die Jobs. Der kann doch all so fancy Zeug. Das man aber auch gescheite Konzepte braucht und mit Tiefe und Inhalt genauso überzeugen muss, war dann immer etwas, dass ich zwar einforderte, aber damit auch ziemlich allein da stand. Hier wird es nämlich plötzlich schwierig und ein reines „mach mal“ reicht nicht mehr. Man muss gemeinsam daran arbeiten und Input liefern, recherchieren und konzipieren. Das wollte ich nicht schon wieder erleben, um dann wieder zu enttäuschen und eben nicht die Lösung zu sein. Als ich heim fuhr und so über meine Zukunft grübelte, rief mich ein sehr guter Freund an und ohne es zu wissen, lieferte er mir die Lösung, um erstmal nicht zum Amt gehen zu müssen. Ich war plötzlich Freelancer und einer meiner ersten Jobs war es eine Timelapse Sequenz für einen Werbefilm zu fotografieren. Es war eine große Produktion. Ich schlug mir 2 Nächte um die Ohren und sah die Sonne zweimal hinter einem LIDL-Supermarkt aufgehen. Das war irgendwie besser, als jeden Tag am gleichen Schreibtisch zu sitzen und irgendwas aus dem Nichts schaffen zu müssen. Danach kamen über alte Bekannte weitere Jobs, die nicht so groß und fancy waren, aber es mir ermöglichten erstmal weiterzumachen.

Ich begann mir Ziele zu stecken und Bereiche auszuloten, wo ich gerne aktiv werden wollte. Erstmal musste ein regelmäßiger Cashflow her. Der brauchte nicht groß sein, aber zumindest die Fixkosten decken, wäre gut und klug, dachte ich. Ein Jahr zuvor hatte ich viel Einblick in die Arbeit der Pressefotografen der örtlichen Lokalredaktionen erhalten und die netten Fotoonkel, die manchmal gar nicht so nett sind, schienen mir da eine recht einfache und planbare Arbeit zu verrichten. Man muss nur gewissenhaft und effektiv arbeiten, ein bisschen den Überblick behalten und gut mit Menschen können. Fotografisch war ich da eh überlegen, dachte ich. Bringt mich in einen Raum mit einem Chefredakteur und ich hab den Job sofort, nahm ich an. Ich begann also eine Mappe zusammenzustellen, die sich genau darauf auslegte. Plötzlich hatte ich dann wirklich so einen Job und fotografierte in Neuss für die Westdeutsche Zeitung. Die Lokalredaktion sollte geschlossen werden und irgendwie sind denen gleich alle Freelancer abgesprungen. Sechs Wochen Redaktionsniedergang, weil ich wieder mal wen kannte und im richtigen Moment an mich gedacht wurde. Das ist etwas, dass sich noch als sehr wichtig herausstellen sollte.

Ich hatte gerade meinen zweiten Tag hinter mir, als man in mein Auto einbrach und alles klaute, was ich für diesen Job brauchte. Ich hatte noch etwas Geld, aber ohne meine Familie hätte ich an diesem Punkt einpacken können. Ich habe an diesem Tag etwas wichtiges gelernt. Auch wenn es nach einer Katastrophe aussieht, bist du noch nicht aus dem Spiel, solange du noch jemanden um Hilfe bitten kannst. Dieser Vorfall hat mich mutiger werden lassen. Ich brauchte die restlichen Wochen bei der Zeitung hinter mir und hatte meine Mappe zusammen. Im Nachhinein muss ich aber sagen, habe ich noch etwas anderes, vielleicht wichtigeres mitnehmen können. Ich habe gelernt schnell und präzise zu arbeiten und so Geschichten in möglichst wenig Bildern zu komprimieren. Ich habe auch gelernt, wie man mit Menschen umgeht, sie zur Mitarbeit bewegt und schnell aktivieren kann. Allein ist man nämlich eigentlich hoffnungslos verloren. Das sollte man bedenken und üben etwas charmant und verständlich zu fragen, aber vor allem Dankbarkeit auszustrahlen.

Nun hatte ich alles beisammen, um dorthin zugehen, wo ich mir gute Chancen ausmalte. Ich wusste was dort nicht gut funktioniert. Ich hatte meine Arbeiten und habe in meinem Leben noch keine so gute und auf den Job perfekt abgestimmte Bewerbung verfasst. Ich schickte sie ab und nichts passierte. Keine Reaktion, kein Nein, kein Ja, kein „Ich habe keine 10 Minuten, um mit Ihnen zu sprechen!“. Ich war desillusioniert. Es war doch alles so perfekt. Statt beharrlich und direkt zu sein, beschloss ich noch perfekter zu werden. Weihnachten stand vor der Tür und ich machte ein kleines Buch fertig, was eigentlich nur dazu dienen sollte, genau eine Person von mir zu überzeugen und ihr eine Reaktion abzuverlangen. Ich bin mir sehr sicher, dass dieses Buch mit seinem sehr konkret formulierten Anschreiben bei der richtigen Person gelandet war. Keine Reaktion. Ich weiß bis heute nicht, woran es lag, aber ich beschloss jetzt eingeschnappt zu sein und nie für diesen Mann zu arbeiten. Stattdessen ging ich zur direkten Konkurrenz, bekam bei allen Termine und danach Jobs. Ich merkte, dass manche einfach offener sind und Chancen sehen und verwandeln können. Ich verstand auch, dass man seine Energie nicht an die verschwenden sollte, die einfach nicht wollen, sondern auch woanders das tun kann, was man möchte und das oftmals so gar noch besser.

Weitere Jobs kamen durch Bekannte und Freunde. Akquise machte ich kaum und wenn beschränkte sich die darauf das eigene Portfolio runder zu gestalten. Hier holte ich mir Hilfe und begann alle zu Fragen, deren Arbeiten ich großartig fand und die ich erreichen konnte. Das war eher aus eine mutigen Gemütslage heraus entstanden, aber plötzlich merkte ich, dass man mich ernst nahm und bereit war mir zu helfen. Alleine kommt man nämlich nur genau so weit, wie man eben sehen kann. Es geht nur mit und durch andere, über den eigenen Horizont hinauszuwachsen. Erfahrungen zu sammeln und sich Feedback zu holen, sind die Schlüsselpunkte, um zu wachsen.

Dank einiger wirklich guter Leute, die sich ihr gutes Karma genauso verdient haben, wie meine Wertschätzung, habe ich begonnen möglichst viel zu fotografieren, aber das nicht mehr ungeplant, sondern sehr darauf fokussiert, Lücken im Portfolio zu schließen. Das nimmt übrigens nie ein Ende. Da sitze ich heute noch dran und versuche jede Möglichkeit zu nutzen, mit wenig Aufwand an gute Strecken zu kommen.

Nun sind 2,5 Jahre vergangen und ich bin langsam da, wo ich mich am Anfang gesehen habe. Die Zeit habe ich nur überlebt, weil ich Hilfe hatte und einfach auch nicht aufgegeben habe. Ich bin meinen Eltern unendlich dankbar. Auch meine Großmutter hat mich unterstützt, auch wenn ich sie jedes Mal mit der Kamera nerve, wenn ich bei ihr zu Besuch bin. Es gibt da Daniel Müller, David Daub, Malte Grüner, Ernest Linker, Timo Knorr, Filip Hulok, Marc Huth, Nick Harwart, Yannick Wolff, Lisa Lukas… so viele Freunde, die für mich vor der Kamera standen, so viele Menschen die mir manchmal auch nur mit einer Kleinigkeit geholfen haben, ohne die es am Ende aber nicht funktioniert hätte. Dafür bin ich sehr dankbar.

Bald schreibe ich noch mal ganz genau auf, wie das jetzt bei mir läuft. Vielleicht möchtet ihr mir einen Kommentar schreiben, was da speziell interessiert?

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