Meine Motivation zu fotografieren.

Im Prolog habe ich erzählt, wo ich herkomme. Nun möchte ich davon erzählen, wo ich denn nun bin und was mich eigentlich motiviert hat, hier anzukommen. Auch würde ich gerne verraten, wie ich arbeite. Damit meine ich nicht, welche Software, oder Hardware ich benutze, sondern wie ich Projekte angehe. Ich möchte das gerade deswegen tun, weil es sehr viele gibt, die vor der großen Frage stehen, wie sie das für sich angehen können und möglicherweise hilft es.

Motivation

Vielleicht hängt das mit meinem Charakter zusammen. Wenn mir etwas gefällt, dann möchte ich unbedingt herausfinden, wie das geht und darin gut werden. Ich mag auch große Emotionen, große Gesten, perfekte Soundtracks zu perfekten Momenten. Ben meinte neulich, ich bin ein Romantiker. Vielleicht bin ich das. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich etwas bin oder nicht. Lange konnte ich mich nicht mal damit anfreunden Fotograf zu sein. Ab wann ist man das nämlich und ab wann ist man dann etwas anderes, was man vorher war vielleicht nicht mehr?

Ich habe mich immer umgesehen und war neugierig. Meine Umgebung schien voller Geschichten zu sein und ich freute mich, wenn ich die entschlüsselte, ohne daran teilzunehmen. Früher war ich eines von den schüchternen Kindern, müsst ihr wissen. Möglicherweise kommt meine Liebe zu Beobachtung daher. Nach dem Abi war ich ein bisschen ziellos unterwegs und sah meine Zuflucht in allem, was kreativen Output lieferte. Heute sage ich gerne, ich hatte damals mein KreaTIEF. Ich hatte Zeit und war frei. Na ja, frei vielleicht nicht wirklich, denn ich hatte natürlich kein Geld. Als ich dann die Grenzen dieser Beschränkung für mich auslotete, bemerkte ich, dass das eine spannende und wichtige Zeit werden würde. Ich wollte das dokumentieren, was da vielleicht bald stattfinden würde und so schnappe ich mir das Sparbuch, was meine Eltern für meine Zukunft angelegt hatten und kaufe so eine Preisleistungs-Testsieger-Bridge-Camera von Fuji. Ich handelte ein Ausstellungsstück runter und hatte nun meine Kamera. Dann stieg ich in mein Auto und fuhr dahin, wo ich mich vor der eigentlichen Frage, wie denn mein Berufsleben einmal aussehen soll, so gut verstecken konnte. Von den Bildern, die ich damals machen wollte, blieb nicht viel über. Entweder waren sie belanglos, oder ich hatte die Kamera und die Fotografie als solches noch nicht mal im Ansatz begriffen. Das sollte erst später passieren. Mein Interesse war jedenfalls geweckt.

Ich hab dann doch irgendwie Medieninformatik studiert und im ersten Semester gab es eine Vorlesung „Digitalfotografie“. Wir sahen uns War Photographer an und der Dozent erzählte allerhand zur Geschichte der Fotografie. Langsam begriff ich, wie das eigentlich funktioniert und die Sache mit der Technik dahinter, hatte ich auch verstanden, dachte ich zumindest. Für die Prüfungsleistung fotografierte ich auf der Straße und Street Photography schien mich am meisten anzuziehen. Das ich mir damit gleich eines der schwierigsten Themengebiete ausgesucht hatte, war mir nicht klar und beschreibt vielleicht meinen Respekt vor einer Aufgabe. Wenn ich motiviert bin, dann scheint mir vieles erreichbar, aber leider nur dann. Zu der Zeit kam auch Control von Anton Corbijn heraus und ich las einen Artikel über ihn. Seine Portraits haben mich so beeindruckt, dass ich das auch machen wollte. Genau so! Die Fähigkeit Bilder auseinanderzunehmen und dahinter zu kommen, wie sie fotografiert wurden, was für das Motiv wichtig ist und überhaupt, dass man am Ende seinen eigenen Stil finden muss, war mir damals noch nicht gegeben. So mochte ich Corbijns Bilder, aber knipste nur so vor mich hin, das aber mit Anspruch und wild entschlossen besser zu werden.

Immer häufiger passierte es, dass ich wirklich stolz auf ein Bild war. Es waren aber nur zufällige Erfolge, die meine Motivation aber gewaltig anstachelten. Ich traute mich aber nicht, tatsächlich viel dafür zu tun und eben Fotograf zu werden. So fotografierte ich Freunde, Familie und weiter die Straßen einer Kleinstadt. Eines Tages war ich kurz in Berlin und habe so viele gute Street Shots mitgebracht, dass ich beschloss zu bloggen. Bloggen war damals gerade so ein Ding und ich war schon etwas zu spät dafür dran, eigentlich. Ich begann ein Netzwerk aufzubauen und aus der Kleinstadt zumindest digital zu entfliehen. Ich wollte Feedback, Input, all das, was mir fehlte, weiter zu wachsen. Ich bekam es in Kleinstrationen.

Später, ich arbeitete mittlerweile in einer Werbeagentur und war nach Aachen geraten, begann ich wirklich ernsthaft zu fotografieren, zumindest aus heutiger Sicht. An einem Sonntag fand ich beim Frühstück Camerabag-TV. Das hat mich so unendlich motiviert und mit etwas Budget ausgestattet, fotografierte ich fast 1 Jahr lang auf 35mm Film. Später kam Rollfilm dazu und ich besaß plötzlich 12 Kameras. Das ist kein Garant für Ernsthaftigkeit, aber war ein prima Kompensationsmotor für die fehlende Zeit. So ein 9-5 Job schränkt schon ziemlich ein, wenn er sich so selten mit dem beschäftigt, was einen eigentlich viel mehr interessiert. Wie ich mich ausrichten sollte, wusste ich aber immer noch nicht. Ich begann viel zu kopieren, fotografierte aber immer noch nur in meinem näheren Umfeld.

Das hat sich erst dann geändert, als ich begann Pläne zu schmieden und mal wirklich konkret darüber nachzudenken, was es denn braucht, um ein gescheites Portfolio zu besitzen. Schließlich brauchte ich eines, denn der Agenturjob war weg und ich konnte mir nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu machen. Ich war auch irgendwie zu komisch ausgebildet und hatte zu viel verschiedenes schon gemacht. Das verstand keiner und alles kann man nun wirklich nicht gut können, das ist dann selbst mir klar, auch wenn ich es immer versuchen würde. Ich begann mir Feedback zu holen und alle anzusprechen, von denen ich begeistert war und die mir erreichbar schienen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich da eine Feedback-Quote von 2/3 erreichen würde und ich plötzlich mit den Leuten telefonieren würde, die ich da zaghaft angeschrieben habe und mir wurde klar, wo ich eigentlich stand. Es hat dann noch ein Jahr gedauert, bis ich wirklich ernsthaft bei diesem ganzen Spiel mitmischen konnte.

Das war ein langer Weg, aber man kann ich schneller gehen. Wenn man weiß, wo man hin möchte und die richtigen Menschen anspricht und einfach nach dem Weg fragt. Darum schreibe ich das hier gerade auf. Ich möchte, dass man aus meinen Fehlern lernen kann. Ich sage zwar immer, dass ich entschlossen war, aber ich war anfangs nicht entschlossen genug, um wirklich daran zu arbeiten. Ich war zu bequem und wusste gar nicht dieses große Ganze für mich aufzuschlüsseln. Ein wenig Führung hätte mir da gut getan, aber ob eine Ausbildung, oder Studium in der Hinsicht mir da geholfen hätten, weiß ich auch nicht.

Aber eigentlich wollte ich ja von meiner Motivation erzählen. Die Arbeiten anderer motivieren mich. Wenn ich durch sie eine Welt sehe, die ich spannend finde, dann möchte ich für mich selbst eine eigene Welt mit diesem grad an Spannung entdecken. Ich möchte Menschen fotografieren und ich möchte sie dadurch ein Stück begreifen. Fotografie ist für mich manchmal das Meer, was mich mit seinen Wellen auf eine Insel zutreibt, die ich alleine nie gefunden hätte. Ich komme an Orte, begegne Menschen und sehe viel mehr, als ich mir damals in der Kleinstadt, in der ich geboren wurde, je hätte vorstellen können. Das motiviert mich daran am meisten.

Beruflich habe ich gelernt, dass alle Jobs mir grundsätzlich die Möglichkeit dazu geben. Es gibt Jobs, die ich ablehne, aber das meistens aus dem Grund, dass sie zu schlecht bezahlt werden, oder es einen besseren Dienstleister dafür gibt. Wenn ich mich langweile, weil ich zahnmedizinische Werkzeuge fotografieren muss, dann kann dabei nichts rauskommen. Wenn ich nun aber Mitarbeiter fotografiere, oder damals mich eine Tageszeitung zu den Aufbauvorbreitungen eines Schützenfestes schickte, dann hat mich das bisher immer gelehrt, dass ich dort auf Menschen treffen kann, die mir eine Geschichte und ein Bild liefern, was mein Bedürfnis erfüllt etwas von er Welt zu sehen. Es ist nicht Venice Beach, aber von alleine wäre ich doch an den meisten Orten auch nicht gelandet. So habe ich viel gelernt, über die Welt, die Menschen und über mich. Nichts anderes wollte ich.

An diesem Punkt beschließe ich, das alles noch mehr aufzuteilen. Ich werde noch Texte zur Akquise, Portfolios, meinen Workflows, Social Media, bzw. Marketing im Allgemeinen schreiben. Schreibt mir einfach, was euch interessiert, worauf ich eingehen soll. Ich versuche es mit zu verarbeiten.

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