Fuji X-Pro 2 – Nur ein paar Worte

Ich habe im Januar eine neue, weitere Kamera gekauft und es niemanden gesagt. Na ja nicht so ganz niemanden, verheimlicht habe ich es nicht, aber groß kommuniziert auch nicht. Das Internet ist voll von Techniknerds und keiner spricht über Bilder. Das Marketing der Konzerne verspricht uns bessere Bilder, wenn wir nur das aktuellste Modell kaufen, oder besser gleich zu Sony wechseln. Da werden Summen durch die Gegend geschoben, die ich nicht mal in meinen SLK investiert habe, nur für eine vermeintlich bessere Leistung des Sensors. Es ist ein Irrsinn und ich mache da so gar mit. Wer mir in den diversen Social Media Kanälen folgt, der weiß, dass ich mich für eben den gleichen Kram interessiere, wie alle anderen auch und am Ende doch nicht so wichtige Diskussionen über Sony A7RIII, X-Pro2 oder MacBooks anstoße, um dann lange zu reden und doch nichts zu entscheiden. Lebenszeitverschwendung und darum hielt ich erstmal meine Klappe. Doch nun sind sie da, die vielen Fragen und ich beantworte sie ja gerne, doch nicht ohne die mahnenden Worte:

„Geht fotografieren und kauft nicht ständig Zeug!“

Ich hatte noch nicht so viele Gelegenheiten mit der Fuji X-Pro 2 zu fotografieren. Ein bisschen Street, zwei Jobs, aber wirklich alle Anforderungen konnte ich noch nicht abprüfen. Darum wird das hier erstmal eine Art Schnellfazit.

Seit über einem Jahr fristet meine Canon 6D ein Schattendasein. Sie liegt im Schrank, oder wird zu Jobs mitgenommen, ohne dass ich sie überhaupt auspacke. Sehr viel fotografiere ich mit der Leica und nur wenn es gar nicht anders geht, kommt die olle Spiegelreflex zum Einsatz. Das Ding ist für mich einfach nur noch Mittel zum Zweck, aber keine Freude. Es ist schwer. Der Autofokus ist so mies, dass ich anfangs nicht wusste, ob das defekte Tamron wirklich defekt ist, oder ob es an der Kamera selbst liegt. Es war das Tamron, aber besser fühlt es sich dennoch nicht an. Seit 2 Jahren spiele ich schon mit dem Gedanken, das Ding zu ersetzen und hatte mich da fest auf Sony eingeschossen, um die Sigma Arts mitnehmen zu können. Das war ein Datenblatt motivierter Gedanke und wenig vernünftig, wollte ich doch die Leica M ergänzen.

Pro:

Fuji lockt mit Cashbacks und so begann ich zu rechnen. Für den Preis eine A7RIII bekomme ich schon alles, was ich brauche und habe ein ordentliches, wenn auch nicht perfektes System.

Mit der X-Pro 2 gibt es das Fuji XF 35mm F2 R WR als Kitobjektiv. Das Ding ist ziemlich gut, leicht, gegen Wasser geschützt und damit perfekt für die Reportage. Weiterhin habe ich das XF 23mm F2 R WR und das XF 18mm R F2 gekauft. Dieses Setup ist so klein und leicht, dass die Leica dagegen immens schwer wirkt. Alles passt nun in eine Tasche und lässt sich bequem tragen. 

Der Autofokus ist bei Tageslicht ziemlich gut und trifft im Gegensatz zur 6D deutlich besser. Ich muss mich noch daran gewöhnen, tatsächlich mehr als nur das mittlere Fokusfeld zu nutzen. Bei schlechtem Licht ist der Autofokus immer noch genau, aber deutlich langsamer. Bisher ist mir das nicht nachteilig aufgefallen und muss noch eingehender unter realistischen Bedingungen getestet werden. Was mir aber gefällt, ist die Möglichkeit sofort den manuellen Fokus mit Focus Peaking nutzen zu können. Bei der 6D habe ich extra die Mattscheibe gewechselt, um überhaupt besser manuell fokussieren zu können, aber an ein ordentliches Peaking, kommt das Ding so nicht ran, denn das hilft schon sehr.

Die Dynamik ist großartig und das Rauschverhalten bis ISO 3200 nicht störend. 12800 würde ich wohl tatsächlich auch noch einsetzen, aber ich komme selten über 6400 hinaus. Man kann gut mit diesen Leistungen arbeiten, auch wenn es schon bessere Systeme am Markt gibt, auf die ich geschielt habe. Am Ende des Tages ist es weniger wichtig, als man denkt. In zwei Jahren sind uns nämlich ISO 12800 auch nicht mehr genug und alle meckern wieder.

Die Bedienung empfinde ich als sehr angenehm. Ich habe nie viele Knöpfe gebraucht, da ich nur wenige Funktionen wirklich oft nutze. Blende, ISO, Zeit, Fokus, damit arbeite ich und der Rest ist nett und hilfreich. Ich habe mir die Gesichtserkennung auf einen Button gelegt, die verschiedenen AutoISO Settings auf einen anderen und die AF-Modi wähle ich über einen eigens gewählten Button aus. Das Steuerkreuz ist hilfreich und nicht so nervig, wie mancher meint. Am Ende ist es Geschmackssache, aber ich habe das Gefühl, ich kann mir hier mein Werkzeug genug konfigurieren, damit es gut zu mir passt, aber nicht so sehr, dass ich es verschlimmbessere.

Für die X-Pro 2 habe ich mich nicht nur wegen des Rangefinder-ähnlichen Layouts entschieden, sondern weil mir der optische Suche wichtig war. Ich dachte, ich würde ihn öfter nutzen, aber es hält sich aktuell die Waage. Er kommt mir aber immer gelegen, wenn ich außerhalb des Frames sehen möchte, oder ich stark abblende und Blitzlicht in die Szene werfe.

Fuji bringt ständig neue Firmware Updates heraus und insgesamt merkt man, dass man dort sehr darüber nachdenkt, wie wir Kamera benutzen und was wirklich hilfreich ist. Es fühlt sich besser an, hier in ein System zu investieren, als bei vielen anderen Marken.

Kontra

X-Trans-RAWs und Lightroom mochten sich noch nie so richtig, aber die Files aus der X-Pro2 hassen Lightroom. Hier verstehen sich zwei gar nicht. Detailreiche Motive leiden schon bei kleineren Korrekturen deutlich. Hier kann man weder Fuji, noch Adobe die Schuld geben. Beide haben gute Gründe ihre Produkte so zu gestalten, wie sie nunmal hier nicht gut miteinander klarkommen. Ist nicht schön, aber man kann sich aber behelfen.

Dies ist ein 100% Ausschnitt aus einem Bild, was ich etwas extremer nachgeschärft habe, um den Effekt zu zeigen. Nicht Kantenkontraste werden verstärkt, sondern ganz neue Strukturen hervorgehoben.

Lösung A: Radius 1, Details 5, Schärfe unter 60, besser zwischen 30 und 40.

Lösung B: Iridient X-Transformer

Iridient bietet ein recht günstiges Stück Software an, was einem halbwegs schnell die X-Trans-RAWs in DNGs konvertiert, die sich dann wieder weitgehend wie gehabt verhalten. Die Dateigröße wächst nur leider deutlich an und es dauert etwas, größere Mengen zu konvertieren.

Diese Einstellungen passen für die meisten meiner Motive gut.

Mancher mag es noch als nervig empfinden, dass man öfter mal Akkus wechseln muss, oder dass die WR Objektive bei f2 etwas weicher sind, als bei f2.8. Man kann auch über den lauteren Autofokus beim 18mm R meckern, oder der Verzeichnung zum Rand hin. Nichts ist aber so nervig, wie die Sache mit dem Schärfen. Nachdem ich da nun aber eine praktikable Lösung gefunden habe, lebe ich damit und weiß bisher nichts weiteres in dieser Sektion zu berichten.

Edit: Eine Sache ist mir noch aufgefallen, aber das ist eher so ein haptisch gelerntes Ding. Das 28mm Ultron und mein 35mm Summicron haben einen Focus Tab an der Unterseite des Fokusrings. Damit weiß ich immer, auf welche Distanz ich gerade fokussiert habe, ohne hinzusehen. Die X-Pro 2 zeigt mir zwar wunderbar im Display die Schärfentiefe an, aber wenn ich Street fotografiere, schaue ich sehr selten, auf das Display, oder durch den Sucher. Situationen ändern sich schnell und ein Focus Tab hilft mir dabei, den Fokus zur geschätzten Distanz zu ändern. Ich könnte auch den AF nutzen, aber damit vertut man sich öfter, nicht weil er nicht schnell genug ist, sondern mehr, weil man den Fokuspunkt nicht genau ausgerichtet bekommt, ohne hinzusehen. Manueller Fokus fühlt sich für mich dann doch sicherer an.

Fazit

Bei Fuji bekommt man ein System, mit dem man alles machen kann, was man möchte, für vergleichsweise wenig Geld. Alles ist durchdacht und wenn auch nicht perfekt, aber perfekt genug, damit man sich auf Kompromisse einlässt und diese keinen Weltuntergang bedeuten. Wer viel Reportagen fotografiert, reist, oder sich auf der Straße rumtreibt, der hat hier einen guten Partner gefunden. In Bezug auf die Leica, wird die X-Pro2 eine gute Ergänzung sein, wenn es dunkler ist, oder man nicht ständig mit höchster Konzentration arbeiten möchte. Ein Tag Reportage mit der Leica fühlt sich großartig an, ist aber auch sehr anstrengend, wenn es um viel geht und ohnehin stressiger ist. Ich weiß, viele Leica-Fotografen schimpfen über Fuji und blicken mit etwas Verachtung auf diese Rangefinder-Imitation, was mir aber nicht liegt und ich als etwas affektiert empfinde. Mit der Fuji lernst du nicht so gut, denn sie bedeutet nicht die harte Schule, die ich manchmal brauche, aber sie rettet dich bestimmt, wenn du in eben dieser harten Schule nicht so gute Noten schreibst, dein Lehrer es auf dich abgesehen hat und niemand da ist, von dem mann die Hausaufgaben abschreiben kann.