Ich habe mich in letzter Zeit immer wieder über Marken unterhalten, oder anders gesagt, ich wollte mich über die Produkte der Marken unterhalten und am Ende unterhielten wir uns über die Marken selbst. Es ging um Preis- und Produktpolitik und vor allem darum, warum jemand eben genau diese Marke nicht braucht. Es ging dabei öfter um Leica, aber auch um Eizo oder Autos, die erstmal nicht vernünftig sind. Es ging Produkte, die man nicht mal eben so kauft, weil sie Nischen bedienen, oder aber anders formuliert ziemlich teuer sind. Augenscheinlich passt das Preisleistungsverhältnis nicht in unser Konsumverhalten. In den Gesprächen habe ich festgestellt, dass die Reaktionen oft sehr eingefahren sind. Es scheint, dass viele sich versuchen mehr zu rechtfertigen, warum sie sich dieses oder jenes Produkt nicht kaufen und dazu rationale Argumente heranziehen. Auf emotionaler Ebene haben sie sich nämlich schon dafür entschieden, aber die Vernunft verbietet es ihnen. Nun möchte ich nichts gegen die Vernunft sagen und ich möchte auch niemanden in die Überschuldung treiben. Ich möchte nicht mal sagen, dass jeder eine Leica benutzen sollte, denn das wäre ja auch Quatsch. Es geht mir viel mehr darum, jeden zu animieren sich seine Wünsche zu erfüllen, oder anders gesagt, sein Leben so zu gestalten, wie er es gerne möchte und nicht, wie es vernünftig wäre. Wir tun oft irrationale Dinge, aber irgendwie seltner, wenn es darum geht, uns Wünsche zu erfüllen. Öfter passiert es, dass wir sie uns aus genauso irrationalen Gründen nicht erfüllen. In den Gesprächen wollte ich immer auf genau diesen Punkt hinaus und habe jedoch gemerkt, dass die Verteidigungslinie gegen die guten irrationalen Entscheidungen ziemlich gut befestigt ist. Meine Gesprächspartner waren gut vorbereitet. Sie haben vermutlich schon oft mit sich selbst trainiert. Ich denke über solche Feststellungen nach und als ich gerade so mit dem SLK (Eine meiner unvernünftig Entscheidungen aus dem letzten Jahr, die ich bisher nicht bereut habe. 3200€ in der Anschaffung, 100€ für Verschleißteile und mehr Platz im Kofferraum, als im Audi A1 davor. Ich habe ein Cabrio und ein angenehmeres Auto für deutlich weniger Geld. Ich habe alles was ich wollte und bin völlig im Rahmen meiner Möglichkeiten geblieben. Meine Vernunft sprach aber Jahre zu vor dagegen. Altes Auto, sicher unpraktisch, wird ständig Geld kosten, nimmste lieber das Leasing und die neue Karre.) fahre, überlege ich mir, was uns immer so begrenzt. Es ist irgendwie dieser Vernunftsgedanke, zumindest war er das bei mir sehr oft. Ich bin viele Kompromisse eingegangen und die haben mich nicht immer vor Risiken bewahrt. Oft war der Kompromiss eigentlich das größere Risiko. Ich hätte mich viel eher für die Fotografie und die Selbstständigkeit entscheiden sollen. Eine Leica wäre auch schon eher drin gewesen und überhaupt sind da so viele Dinge, die man irgendwie machen wollte, aber es immer etwas gab, was dagegen sprach. Seltsamerweise haben die „Sicherheitsentscheidungen“ mich nicht vor dem Unheil bewahrt, welches hin und wieder einfach mal stattfindet. Wir können Risiken nicht aus unseren Leben streichen, wir können sie nicht mal völlig überblicken, denn dafür ist das Leben zu Komplex. Ich habe vor einer Weile damit aufgehört darüber nachzudenken, wie ich vernünftig entscheide. Ich höre mehr auf mein Bauchgefühl, meine Wünsche und versuche einfach nicht dumm zu sein, wenn ich sie mir erfülle. Oft ist es nur eine Frage von Prioritäten, oder man muss sich ein bisschen anstrengen. Man muss nach Möglichkeiten suchen, oder einfach ein bisschen konsequenter oder härter arbeiten. Ich möchte sagen, dass es oft immer eine Möglichkeit gibt und Geld nicht so sehr eine Rolle spielt. Geld ist nur ein Tauschobjekt. Wenn Geld fehlt, muss ich etwas für Geld eintauschen und wenn man sich von klassischen „Ich bekommen ein Gehalt von XXX.“ Gedanken verabschiedet und nach Möglichkeiten sucht, wird man sie finden. Man muss nur genug wollen, aber da ist ja manchmal die Vernunft, die uns sagt, wir sollen nicht wollen. Denkt mal drüber nach.
Künstler / Dienstleister
Ich habe mir in letzter Zeit viele alte Arbeiten angesehen, weil ich nach Material für meine Lightroom Presets suchte. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich im letzten Jahr sehr gut werblich fotografiert habe, aber dabei die Kunst, vor allem meine Kunst auf der Strecke blieb. Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, fotografierte ich sehr viel mehr nach Herz und weniger nach Verstand. Ich habe nicht überlegt, welche Strecken mir helfen würden, was mein Portfolio noch braucht und das war meine größte Schwäche, als Dienstleister, aber meine größte Stärke als Künstler. Ich möchte nicht behaupten Künstler zu sein, aber ich vertrete die Ansicht, dass jemand der kreativen Output liefert, zwangsläufig kunstschaffend ist.
Man könnte also sagen, meine Kreativität lag am Boden, auch wenn die visuelle Qualität gestiegen war. Seit einige Zeit fotografiere ich wieder mehr für mich und weniger für das Portfolio. Ich erlege mir kleine Aufgaben auf, um nicht wieder zu vergessen, Bilder in erster Linie erstmal für mich zu fotografieren. So möchte ich ein Buch füllen, für mich und so mehr herausfinden, wie ich visuell arbeiten möchte, nicht wie es ein Markt gerade gerne sieht. Irgendwo habe ich zwar bei jeder Produktion meinen Kopf durchgesetzt und der ist auch nichts weiter als eine meinem Herzen unterstellte Institution meines Körpers, aber ich war sprunghaft, wenig gradlinig und wollte ständig in neue Richtungen.
Nun kann ich zwar ne ganze Menge, aber das hilft mir nicht dabei Inhalte, Geschichten in Bildern zu erzählen. Wir halten uns zu oft mit Werkzeugen auf und beschäftigen uns zu wenig mit den eigentlichen Inhalten der Fotografie. Aktuell stehe ich da vor einem neuen Dilemma. Die Spiegelreflexausrüstung kann eigentlich weg, aber zum Teil werde ich die Ausrüstung noch für Jobs benötigen. Das sagt zumindest der Dienstleister in mir und der Künstler schreit laut: „Halt die Klappe!“.
Gestern habe ich eine Tasche mit zum Job geschleppt, die voller war, als sie hätte sein müssen, nur um sicher zu gehen. Ich brauchte genau 3 Dinge. Leica M, 35mm Summicron und 28mm Ultron, wobei ich es auch mit nur einer Optik hätte fotografieren können. Vielleicht verkaufe ich bald einfach alles. Risiko hat schon immer geholfen, wirklich konsequent zu sein, mir zumindest. Ich möchte auch nicht mehr so viel an den Bildern machen. Mal gucken, wie lange ich das durchhalte. Das es sich lohnt, seinen Weg zu finden und durchzuhalten, sehe ich gerade oft in meinem Umfeld. Da zahlt sich die Arbeit und die Sturheit, gerade aus und das sehr verdient. Ich mache also da weiter, wo ich 2013 schon mal war und schau wenige auf die Portfolios anderer, aber höre dafür mehr auf mein Herz.
Die ersten 2 Wochen mit dem Eizo ColorEdge CG2730
Normalerweise steht auf meinem Schreibtisch ein Dell U2515H Monitor*. Das war der erste halbwegs vernünftige Monitor, den ich mir gegönnt habe, um nicht mehr so gebückt vor dem Notebook zu sitzen. Das Ding funktioniert ganz gut, stellt neutral dar, verbraucht nicht so viel Strom und kostete 300€. Besser geht es nicht, für’s Geld.
Seit 2 Wochen steht nun hier aber der Eizo CG2730 und der Dell schmollt in der Ecke, denn bei den Arbeiten an den Classic K14 Lightroom Presets, kamen immer wieder Fragen aus der Community, wie ich es denn schaffe, wirklich genau zu arbeiten und welche Hardware Verwendung findet. Einige spannende Gespräche später, schrieb ich eine Mail an Eizo. Ich habe das Classic Presets Projekt vorgestellt und erklärt, was ich da demnächst mit dem Classic ECN-2 vorhabe und bat um ein Leihgerät für ein paar Wochen, denn so kann ich mit der besten Technologie arbeiten, um nicht mehr nur auf Messwerte und mein Gefühl vertrauen zu müssen. Ich kann sehen, was ich da tue!
Die ersten 2 Wochen habe mir gezeigt, dass ich manche Farben einfach völlig unterschätzt habe. Der CG2730 stellt sehr neutral dar und erstmal ist man nicht so beeindruckt, wie man es vielleicht erwarten würde, aber bald merkt man, dass es nur Nuancen bedarf, damit eine Farbe plötzlich sehr hervorsticht. Ich habe erstmal die Bilder genommen, mit denen ich seit Monaten arbeite, die mir vertraut sind und darauf die Kodachrome inspirierten Classic K14 Presets angewandt. Zunächst wirkte alles, wie immer, aber bald fiel mir auf, wie intensiv stark gesättigte Farbbereiche auftreten. Es ist nicht überzogen, oder besser gesagt, es wirkt nicht unrealistisch, sondern es ist plötzlich realer und weniger nur ein Abbild der Realität. Auch die Zeichnung in den Tiefen und Lichtern ist besser, aber nicht so, dass es plötzlich fremd wirkt. Das Ding ist ein wirklich solides Werkzeug, was einen weniger in eine Falle tappen lässt.
Bisher habe ich mir immer Colorimeter ausleihen müssen. Ich wollte mir so ein Ding einfach nicht anschaffen. Der CG2730 besitzt selbst eins und kalibriert sich vollständig allein und auch sonst ist alles dabei, was man bei anderen erstmal besorgen muss. Verkabelung, Sonnenblende und so gar Putzzeug! Ich liebe es ja, wenn jemand mitdenkt! Eizo hat hier sehr mitgedacht!
Wer sich einen wirklich soliden Arbeitsplatz einrichten möchte, sollte sich den Eizo CG2730* ansehen. Wir, die unser Geld mit der Fotografie und Bildbearbeitung verdienen, können diesen Monitor als wirklich sinnvolle Geschäftsinvestition nutzen. Morgen fotografiere ich wieder eine Hochzeit. Danach wird mindestens 1 Tag am Schreibtisch verbracht. So geht es uns ja irgendwie allen. Wir sitzen sehr viel vor einem Monitor und sind manchmal etwas geizig, wirklich in den eigenen Arbeitsplatz zu investieren. Wir sitzen mit krummen Rücken vor MacBooks und denken, Retina ist das Beste, was wir uns erlauben. Erlaubt euch lieber mal mehr, sitzt wieder aufrecht und kauft einmal was Gutes. Das gilt nicht nur für Monitore, sondern für alle Dinge, die euch helfen, eure Arbeit zu verrichten. Arbeitet mit dem, was ihr mögt, was euch hilft. Man braucht keinen teuren Monitor, eine Leica oder ein Cabrio, aber wenn man 30.000km im Jahr nur beruflich fährt, dann doch vielleicht mit einem Auto, was man wirklich liebt.
Ich wollte mich erstmal eingewöhnen und nun beginne ich die Arbeit am nächsten Preset. Das Classic ECN-2 wird ein Lightroom Preset Paket werden, welches Kodak Vision 3 bzw. CineStill 800t und 50d abbildet. Als Grundlage kommen dafür Farbprofile zum Einsatz, genau wie beim Classic K14, nur dass ich sie diesmal viel genauer entwickeln kann, da ich original Filmmaterial als direkte Referenz nutzen werde. Wer einen kleinen Vorgeschmack haben möchte, schaut sich mal diesen Film zum Kodak Vision 3 an.
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Classic K14 Interview: Hendrik Steffens
1. Hendrik, du machst eine ganz entscheidende Sache sehr richtig. Du reist viel und fotografierst dort, wo spannende Menschen sind. Du probierst nicht, etwas in einer langweiligen deutschen Kleinstadt zu fotografieren, was man eben nur in Marrakesch bekommt. Ist das eine bewusste Entscheidung gewesen, oder reist du nur gerne und das hat sich so ergeben?
Ich glaube, dass gute Straßenfotografen auch in einer deutschen Kleinstadt großartige Bilder machen. Das Bresson-Foto mit der Treppe und dem unscharfen Radler zum Beispiel könnte in ähnlicher Form überall entstehen. Mir würde es aber keinen Spaß machen, in deutschen Kleinstädten nach Symmetrien, Kontrasten oder lustigen Plakaten zu suchen. Und wahrscheinlich kann ich es auch nicht so gut, dass mir oder anderen die Bilder gefallen würden.
In fremden Ländern und Städten fällt es leichter, so zu fotografieren, dass ich Freude an den Ergebnissen habe. Ich habe vorab keine strikten Muster, Regeln oder Pläne für Bildstrecken. Ich nehme eine Kamera mit einem 35er mit und die Fotos, die herauskommen, sind ein Nebenprodukt der Reise. Die Ziele sind aber so gewählt, dass absehbar ist, dass ich Bilder sehe, die ich nicht ungeknipst lassen kann. Außerdem achte ich drauf, dass ich nicht in Hotels, sondern in Airbnb-Wohnungen unterkomme, um gefühlt ein bisschen näher dran zu sein.
2. Ich fotografiere ja auch viel Street und komme dann mit den Fotografierten in Gespräche. Das freut mich immer, weil mich die Person auch immer fernab vom Motiv alleine interessiert. Wie sieht das auf deinen Reise aus? Spielen Sprachbarrieren da eine Rolle?
In der Regel bemerken die Personen, die auf meinen Street-Bildern sind, mich nicht. Ich bin meistens auch nicht so nah dran wie Du oder Thomas Baldessarini jetzt bei „28mm“, weil es mir weniger um konkrete Personen geht. Ich suche meist ein Gesamtgefüge, bei dem eine Person die Aufgabe hat, eine Stimmung, eine Farbe, eine Gewichtung im Bild, kulturellen Wiedererkennungswert etc. einzubringen. Wenn sich doch mal eine Kommunikation mit den Fotografierten ergibt, dann findet die in der Regel über Mimik und Gestik statt. Der Fingerzeig auf die Kamera mit einem freundlichen Lächeln macht vieles Möglich.
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3. Deine Bilder haben oft etwas Szenisches. Wie arbeitest du? Spontan, oder findest du Plätze, wo du genau weißt, wie du die Szenen dort darstellen möchtest und wartest auf deine Gelegenheit?
Danke. Und beides! Was ich vermeide, ist vor dem Start Pläne zu machen. Ich gehe nicht in London los und denke mir, dass ich eine coole Szene am Buckingham Palace brauche. Ich schlendere am liebsten planlos durch die ungewohnte Umgebung und erkunde, genieße, sitze in Cafés und lasse die Stadt wirken. Irgendwann komme ich dann in eine Stimmung, die von der Atmosphäre der Stadt ausgeht. Und dann suche ich eher unterbewusst Szenen, die meine Stimmung darstellen. Sie zu finden und abzubilden gelingt mir dann mal mehr, mal weniger.
In der Medina von Marrakech habe ich am Tage viel Lebendigkeit, Trubel und Lärm wahrgenommen. Menschenmassen auf Märkten, Motorroller in viel zu engen Gassen und Kids, die einem den Weg zum zentralen Platz der Stadt zurufen. Um das abzubilden, habe ich spontan fotografiert, wenn ich das Gefühl hatte, das Geschehen bildet mein Gefühl ab. Da sind unscharfe und hektische Bilder entstanden, die technisch für den Eimer sind, aber für mich trotzdem ok sind, weil sie mir Kopfkino bescheren.
Mit Einbruch der Dämmerung wird es ruhiger in der Altstadt von Marrakesch und man nimmt anders wahr: Diese typischen alten Gebäude aus rotem Sandstein in Kombination mit den scharfen Licht- und Schattenkanten, die die Sonne in den engen Gassen wirft. Als ich das gesehen hatte, wollte ich das historische der Stadt irgendwie episch einfangen. Dann habe ich bewusst Bildausschnitte geplant und gewartet, bis eine Person durch läuft, die passt: Ein Mann mit Turban, eine Frau mit dunklem Schleier oder was gerade passte. In dieser Umgebung Bilder zu machen, die irgendwie etwas Besonderes haben, ist nicht sehr schwer. Viel leichter als in Darmstadt.
4. Du fotografierst auch Hochzeiten. Ich habe gemerkt, dass meine Arbeit auf der Straße mir sehr geholfen hat, dokumentarisch zu arbeiten. Hat das bei dir auch Einfluss gehabt?
Auf die Reportage hat es Einfluss. Ich finde die Hochzeitsreportagen am besten, die natürlich und ungestellt aussehen, aber trotzdem einem sehr hohen ästhetischen Anspruch genügen. Du bekommst das sehr gut hin, prägend fand ich aber immer auch z.B. Steffen Böttcher. Der Fotograf, der so etwas hinbekommt, muss vieles in seiner Arbeit vereinen: Er muss unauffällig und geschickt, fit mit seiner Technik, konzentriert und fokussiert, ästhetisch sicher und mit einem guten Instinkt ausgestattet sein für das, was gleich passieren könnte. Prophetisch quasi. Das alles schult man beim Fotografieren auf der Straße. Man übt, möglichst gut mit dem zu arbeiten, was da ist, ohne einzugreifen. Ob mich die Straßenfotografie nun zu einem `besseren` Hochzeitsfotografen gemacht hat, weiß ich nicht. Aber Einfluss hat sie.
5. Wie sehr beeinflusst dich das Internet? Instagram, Blogs? Inspiration und Wissen kommt bei dir woher?
Ich lese gerade ein sehr beliebtes Buch über Posing, aber das ist die Ausnahme. Mein fotografischer Input kommt fast ausschließlich aus dem Internet, vor allem von Instagram, Blogs und Facebook – in der Reihenfolge. Ich versuche, Personen und Seiten zu sehen, die etwas zeigen, das ich entweder einfach mag oder auch gern hätte, könnte, wüsste. Podcasts muss ich noch erwähnen: In den letzten Wochen habe ich alle Folgen des Uncle Bobcast inhaliert.
Ich versuche gleichzeitig, auf den ganzen Kanälen alles auszublenden, was nicht dem entspricht, wo ich hinwill oder was ich ästhetisch mag. Wenn man ordentlich filtert, ist das Internet der beste Coach, den man haben kann. Wenn Du einen neuen coolen Fotografen entdeckt hast, dann erfährt du ja oft auch, woher der wiederum seine Inspirationen und Techniken nimmt und so multipliziert sich der gute Input. Ohne diese Möglichkeiten hätte ich nie ernsthaft zu fotografieren begonnen.
6. Wie kommt das Classic K14 Preset bei dir ins Spiel? Was gefällt dir daran und warum nutzt du es?
Es kam ins Spiel, weil Du gutes Marketing gemacht hast. Die Samples, die du in der Entwicklungsphase gezeigt hast, waren überzeugend in Farbstimmung und Knackigkeit. Außerdem mag ich analoge Looks, bekomme nichtdigitale Fotografie aber nicht auf die Reihe.
Seit ich das Preset aber habe, nutze ich es für freie Arbeiten fast ausschließlich. Es ist knackiger und knalliger als Kodak Portra oder Kodak Gold und ich mag vor allem die Rot- und die Hauttöne extrem gern. Da du unterschiedliche Varianten des Presets eingestellt hast, ist auch für jede Lichtstimmung oder Atmosphäre eine passende Variante dabei. Das Feintuning, das du bei dem Preset geleistet hast, ist glaube ich ziemlich einzigartig.
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7. Bildgestaltung fängt ja beim Motiv an. Du hast in Marrakesch ja stark mit Licht und Schatten gearbeitet. Weißt du schon, wo du hin möchtest und fotografierst entsprechend, oder entscheidest du später noch viel im Editing?
Die Motivideen und der Look entstehen mit dem Gefühl, das mir der Ort vermittelt. Lissabon im Sommer hat auf mich so hell und warm gewirkt, dass ich dementsprechend passende Szenen Gesucht habe und auch mal leicht überbelichtet habe. Die Energie, die von dem Ort ausgeht, filtert und lenkt die Wahrnehmung und damit die Suche nach Motiven. Da wusste ich dann auch beim Knipsen, dass ich in der Nachbearbeitung den Weißabgleich ein bisschen zu warm machen werde.
Der erste Tag in Marrakesch hat mir dieses Thema vom tosenden Leben aufgedrängt. Und weil ich das nicht immer als positiv empfunden habe, habe ich meist recht dunkel fotografiert, was Szenen und Ausdruck der Menschen angeht. Da wollte ich bewusst nicht nur lachende Kinder zeigen, obwohl es die natürlich gab. Bei den Bildern mit den harten Lichtkontrasten am Abend habe ich versucht, sauber zu belichten, damit keine wichtigen Bildpartien ausfressen oder absaufen.
8. Wo möchtest du als nächstes hinreisen und warum?
Nach Porto. Ich bin wahrscheinlich gerade da, wenn das Interview online geht. Das liegt zum einen daran, dass Ryanair günstige Flüge anbietet, zum anderen an der schönen Zeit, die ich letztes Jahr in Lissabon hatte. Ich mag die Leichtigkeit der Portugiesen und das gute Wetter, und ich bin sicher, dass die Altstadt von Porto genau den Nährboden für diese filmischen Szenen bietet, die ich so mag. Ich habe aber keine Ahnung, was ich da genau tun und mir angucken werde, wo genau mein Airbnb liegt oder wo es den besten Portwein gibt. Ich lasse mich lieber Überraschen, statt durchzutakten.
Neu ist, dass ich zum ersten Mal allein verreise. Das heißt, dass ich niemandem auf die Nerven gehe, wenn ich eine halbe Stunde vor einem Torboden hocke und hoffe, dass da jetzt eine dunkelhaarige Frau mit rotem Kleid durchgeht. Obwohl meine Freundin, mit der ich sonst verreise, sehr geduldig mit mir ist. Sie fotografiert auch, was toll ist, weil wir uns viel austauschen und zusammen Ideen entwickeln.
9. Warum fotografierst du eigentlich?
In erster Linie für gute Gefühle: Wenn mein Kameradisplay das Bild zeigt, auf das ich hingearbeitet habe. Wenn jemand, den ich fotografiert habe, sich mit mir über das Ergebnis freut. Wenn jemand fragt, ob ich ihr oder ihm ein Bild machen könnte, weil mein Stil cool sei. Ich habe das Glück, nicht von Fotografie leben zu müssen. So habe ich den Luxus, die Kamera fast nur dann zücken zu müssen, wenn es mir Spaß macht. Mittlerweile habe ich eine Menge gute Dinge erlebt und Menschen kennengelernt, die ich ohne Knipse verpasst hätte.
10. Letzte Frage, deine Bühne: Was möchtest du uns noch gerne erzählen? Liegt dir was auf der Seele, am Herzen oder hast du einen Tipp für uns?
Gerade freue ich mich einfach auf den Porto-Trip, der Dienstag losgeht, und hoffe, dass in diesem Jahr und den nächsten noch einige folgen werden. Südostasien wäre cool, aber auch Kanada oder ein Ziel in Afrika (außer Südafrika, davon bin ich fotografisch gerade übersättigt). Mal sehen. Und sobald deine Interpretation von CineStill fertig ist, freue ich mich, sie auszuprobieren. Zuletzt möchte meine wunderbare Freundin Theresa grüßen, die gerade zum zweiten Mal in Marokko ist und da hoffentlich eine wunderbare Zeit hat.
Hendrik im Netz:
www.hendriksteffens.de und www.hendrikundtheresa.de https://www.instagram.com/hendriksteffens/
Ich möchte nicht ignorant sein.
Früher, vor Social Media, als man beispielsweise in Foren zusammenkam, lief Kommunikation oft ähnlich ab, wie in den Kommentarspalten heute auf Facebook, wenn auch weniger rau und hässlich. Damals habe ich darüber nicht so sehr nachgedacht, wie heute, denn seit dem Classic K14 Preset passiert bei mir deutlich mehr. Es gibt mehr Meinungen und Menschen, die etwas zu sagen haben, in meinem Alltag. Ich habe die Ansicht entwickelt, dass jede Meinung und jeder Mensch ernst zu nehmen ist, denn ich möchte die Kommunikationskultur verändern, zumindest für meinen Teil. Allzu oft stoßen kritische Stimmen auf Ablehnung, es gibt Lagerbildung und eigentlich keinen Diskurs mehr. Ich möchte das gerne aufbrechen und mit jedem diskutieren, der etwas zu sagen hat. Ich bin bereit meinen Standpunkt zu verändern, um zu zeigen, dass das Vorbringen von Argumenten durchaus etwas verändern kann, wenn sie fundiert sind und beharrlich vorgebracht werden. Das kostet viel Zeit, sehr viel Energie und macht manchmal nicht wirklich glücklich. Seitdem ich jedoch etwas mehr im Fokus stehe und noch etwas länger hier bleiben möchte, ist es mir ein Anliegen, nicht so zu agieren, wie viele andere es tun. Ich sehe mich nicht als eine Art Influencer, oder einer der zu vielen spricht. Ich bin Teil einer Masse. Meine Meinung ist nicht wichtiger, richtiger, oder wertvoller als deine. Was ich mache, ist nicht wichtiger, als das was ihr macht. Meine Arbeiten sind nicht bedeutsamer, nur weil sie mir wichtig sind.
Ich habe mich am Wochenende mit vielen über Street Photography im Allgemeinen und eben auch meiner Arbeiten im Speziellen unterhalten und dabei vor allem die kritischen Stimmen mehr hinterfragt. Mir ist dabei aufgefallen, dass wir sie oft gar nicht anhören und eine gewisse Ignoranz besitzen. Sicherlich muss man abgrenzen, damit man seine eigenen Ziele durchsetzen kann, aber in der Argumentation ist es schwierig, denn es erzeugt eine große Ablehnung auf der anderen Seite. Man muss nicht jedem gefallen, aber davonjagen muss man die Leute auch nicht gleich. Ich habe bei vielen Dingen einen hohen Anspruch und vor allem einen hohen Anspruch an mich selbst. Ich denke nicht, dass man es sich zu einfach machen sollte und so werde ich nicht mehr sagen, dass ich einfach mein Ziele weiterverfolgen werde, wenn ein anderer fundierte Argumente dagegen hat. Wer es schafft, mich zu überzeugen, wer eben wirklich gute Gründe hat, wieso ich vielleicht falsch liege, der kann mich dazu bringen, meine Ziele zu verändern, auch wenn diese mir sehr wichtig waren. Ich rede nich davon, einfach immer die kritische Meinung selbst anzunehmen. Ich werde meine Standpunkte verteidigen und so gut ich nur kann für meine Überzeugungen eintreten, aber nur solange ich es schaffe, eben jene zu verteidigen. Das möchte ich respektvoll tun.
Am Wochenende habe ich es nicht mehr geschafft, Teile meiner Fotografie zu verteidigen. Street Photography ist zu kontrovers, als dass man sie verteidigen könnte, ohne nicht egoistisch und ignorant zu gelten. Es gibt keinen gemeinsam zu erreichenden Konsens und für manche werden die Bilder immer bedeutungslos bleiben und werden dadurch einzig noch zu moralischen Verfehlung. Will ich jene ernst nehmen, für die das gilt, muss ich eine Konsequenz ziehen. Ich muss diese Art der Fotografie aufgeben. Führe ich es fort, obwohl ich anerkenne, dass die Argumente durchaus eine Bedeutung haben, die man mir vorbringt, bleibe ich ignorant. Das setzt meiner Meinung nach ein falsches Zeichen. Viele sind gerne ignorant, oder spielen damit, sich anderen gegenüber durchgesetzt zu haben. Sie verbuchen es als Sieg, die Stimmen zu ignorieren, die deutlich aufzeigen, was sie falsch machen. Ich möchte nicht, dass jemand zurücktreten muss, sich abgelehnt fühlt, oder gar ausgegrenzt, nur weil ich meine Kunst stur fortsetzen möchte. Darum sollte ich nun einige Dinge verändern. Ich sollte nicht mehr auf der Straße fotografieren. Ich sollte die inhaltliche Aussage meines Portfolios für Hochzeiten verändern und ich sollte mich nicht weiter darum bemühen, Werbung zu fotografieren. Damit wären alle Kritiken berücksichtigt, die deutlich genug aufgezeigt haben, dass ich falsch liege und die ich in den letzten Monaten einfach ignoriert habe. Das tut weh und es ist hart, aber vielleicht der hohe Preis, den man für seine Ignoranz zu zahlen hat. Ich möchte das nicht. In mir wehrt sich etwas sehr stark dagegen, aber will ich nicht weiter ignorant sein und mich durchsetzen, gegen den Willen anderer, will ich sie anhören und umsetzen, womit sie Recht haben, müsste ich so handeln. Ich sehe nur einen Fehler, den ich nicht gelöst bekomme. Was ist, wenn der andere sich einfach nicht überzeugen lassen will. Was ist, wenn er letztendlich Argumente nicht anerkennt, oder das Thema einfach keine richtige und keine absolut falsche Aussage zulässt? Wenn die Mehrheit sagt, Street Photography ist ok und hat ihren Wert, aber wenige das nicht nachvollziehen können, was ist dann richtig? Es ist eine Frage der Sichtweise und wenn mir mein Gegenüber meine Sichtweise absolut nicht eingestehen will, werde ich zwangsläufig seine Sichtweise annehmen müssen, möchte ich nicht an dem Punkt landen, wo man nur noch seine Meinungen wiederholt, aber nicht mehr darüber diskutiert. Was ist, wenn ich über das Thema diskutieren will, es versuche abstrakt und unemotional zu halten, aber der andere einfach nur seine Meinung aufbaut, weil meine Art ihm nicht gefällt? Ich habe gemerkt, dass das sich durchsetzen, bei manchen auf Ablehnung stößt. Sie finden es befremdlich, dass jemand seine Ziele gegenüber vermeintlicher Grenzen durchsetzt, weil ihm etwas daran liegt. Es wird als Egoismus und Übergriff gewertet. Für manche Grenzen gilt das sicherlich ohne Frage, aber andere müssen übertreten werden, damit eine Entwicklung stattfindet. Ich will sagen, was ist, wenn es ganz andere persönliche Dinge sind, die ihre Argumentation beeinflussen? Ich möchte nur nicht blind, unreflektiert und egoistisch tun und lassen, was ich will. Das macht mir ein bisschen Angst.
Ich suche noch nach einem Ausweg.
Über Street Photography
Ich habe vor 10 Jahren angefangen bewusst zu fotografieren und habe lange viel Zeit verschwendet. Nun versuche ich das aufzuholen und gewissenhafter, überlegter und zielgerichteter zu Arbeiten. Warum? Ich möchte es einfach können. Das mache ich nicht für Jobs, für Reputation, oder um besser zu sein, als du, sondern einfach nur, weil ich mich daran erfreue, etwas gelernt zu haben. Vor 10 Jahren habe ich auch angefangen auf der Straße zu fotografieren. Es waren die Motive, die eben da waren und als ich begonnen habe, mein Geld mit Fotografie zu verdienen, geriet das Thema Street Photography etwas in Vergessenheit. Seit etwa einem Jahr versuche ich hier wieder dran zu arbeiten und überhaupt erstmal rauszufinden, welchen Weg ich gehen möchte. Mich beeinflussen sehr verschiedene Fotografen. Jo Fischer, Alex Webb oder Tomaso Baldessarini nenne ich da gerne und jeder arbeitet für sich anders, als der andere. Ich kann morgens aufstehen und habe Lust solche Bilder zu machen, wie ich sie hier gerade zeige und am nächsten Tag, interessieren mich wieder emotionalere einfache Motive mit weniger Dichte. Da bin ich noch etwas unentschlossen. Trotzdem interessiert es manche, wie ich arbeite und nach der Wienstrecke, fragte man mich, ob ich das nicht mal erklären könnte und zwar komplett. Also, wer mir über die Schulter schauen möchte und wen es nicht stört, dass ich viel zu viel erzähle, der guckt sich nun diesen Screencast an.
Wien
Classic K14 Interview: Tobias Löhr
Tobias, deine Aufnahmen von deiner „Abenteuer Vietnam“ Reise, haben mir sofort bewiesen, dass das Preset sehr nah an dem ist, was ich generieren wollte, nämlich Kodak Kodachrome. Wenn ich an Bilder von McCurry denke und deine daneben halte, sehe ich, dass der digitale Kompromiss sehr gelungen ist. Mich interessiert da brennend deine Meinung. Hast du das Preset deswegen ausgewählt?
Das ist sogar ziemlich genau der Grund warum ich das Preset ausgewählt habe. Wenn ich an Reise- und Dokumentarfotos aus aller Welt denke, habe ich immer die Bilder von Steve McCurry vor Augen. Ich habe mit Begeisterung die Dokumentation über die letzte Rolle Kodachrome gesehen, welche von McCurry belichtet worden ist. Der Look von Kodachrome hat sich richtig in mein Hirn gebrannt und ich habe immer nach einen Preset gesucht, dass dem Original nahe kommt. Ich habe jetzt jahrelang meine Bilder mit Presets von VSCO bearbeitet. Damit war ich im Grunde genommen auch zufrieden, muss aber sagen, dass mir im Hinterkopf doch immer was gefehlt hat. Umso erfreuter war ich, als ich zwei Wochen vor Abflug nach Vietnam dein Preset entdeckt habe. Erstmals habe ich es dann richtig in Vietnam verwendet und mich tierisch gefreut, endlich den Look gefunden zu haben, den ich jahrelang gesucht habe. Seit dem habe ich kein anderes Farbpreset mehr verwendet. Ich habe sogar Bilder von vergangen Reisen mit dem Preset neu bearbeitet. Die ersten beiden Hochzeiten, die ich dieses Jahr fotografiert habe, kamen ebenfalls in den Genuss dieses Presets.
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Ich habe die Reise ja, vor allem wegen dir, verfolgt und würde mich freuen, wenn du sie kurz zusammenfasst. Warum wart ihr in Vietnam und was hast du an Eindrücken mitgenommen. Gibt es etwas, dass du gelernt hast, fotografisch, oder menschlich?
Wir waren zwei Wochen im Norden Vietnams unterwegs. Die Reise führte uns startend von Hanoi aus an die laotische Grenze, durch die Berge Vietnams, durch die Halong Bay und wieder zurück nach Hanoi. Meine eigentliche Intention für die Reise war es einfach mal zwei Wochen mit Gleichgesinnten meinem Hobby nachgehen zu können. Und da ich immer gerne nach Asien fahre, bot sich die Reise von Steffen Böttcher natürlich an. Im Nachhinein habe ich neben neuen Freunden – die „Reisegruppe“ hat sich zu einer richtigen kleinen Familie entwickelt – vor Allem ein paar Denkanstöße mitgenommen. Ein großer Teil der Reise bestand aus Workshops zum Thema Persönlichkeitsentwicklung und Wahrnehmung. Steffen, der schon das eine oder andere in seinem Leben mitgemacht hat, hat von seinen Erfahrungen gesprochen und seinen Weg mit allem umzugehen aufgezeigt. Das ist natürlich nicht auf jeden übertragbar, aber jeder aus der Gruppe hat so sein „Päckchen“ auf die Waage gelegt und den einen oder anderen Tipp für sich mitgenommen. Fotografisch hatte ich für mich vorher schon einen Weg gefunden, der für mich funktioniert.
Was ich aus Vietnam mitnehme, ist die unglaubliche Freundlichkeit der Vietnamesen. Ich habe noch in keinem Land der Welt so eine Gastfreundlichkeit erlebt. Wenn man sich mal irgendwo auf der Welt zur Ruhe setzen will, kann ich mir gut vorstellen, dass in Vietnam zu tun. Der harte Cut wenn man zurück nach Deutschland kommt, trifft einen wie ein Vorschlaghammer und man überlegt sich öfters mal über was für einen Mist sich in Deutschland aufgeregt wird und warum man nicht einfach mal fünf gerade sein lässt und sein Leben genießt. Deutschland kann sich mal eine ganz dicke Scheibe von Vietnam abschneiden :-).
Wenn man auf einer solchen Reise fotografiert, wie sehr ist man da Tourist und wie sehr dokumentierender Fotograf. Ich denke ja, dass auch in einer Zeit, wo es mehr Bilder gibt, mehr fotografiert wird, als je zu vor, es immer noch wichtig ist, bewusst bestimmtes zu dokumentieren, Zeitzeuge zu sein.
Auch wenn man es nicht so bezeichnen möchte, ist man auch auf solch einer Reise zu allererst erstmal ein Tourist. Das fotografische Konzept von „Abenteuer Vietnam“ ist es, ein Thema zu finden und das dann fotografisch zwei Wochen zu verfolgen. Damit wird man fokussierter und löst die Grenze von einem „normalen“ Touristen und wird mehr zu einem dokumentierendem Fotografen. Vor Allem geht es aber bei „Abenteuer Vietnam“ darum Kontakte mit fremden Menschen zu knüpfen, sich auf diese einzulassen und dann deren Geschichten zu erzählen. Ich hatte mir das Thema „Nightlife“ ausgesucht und habe dieses auch verfolgt. Du hast ja unseren Blog verfolgt und vielleicht mitbekommen, dass wir einen kleinen Aufenthalt in einem Krankenhaus hatten. Dort habe ich die ganze Nacht durch Bilder gemacht und in diesem Fall ganz klar dokumentarisch gearbeitet. Das sind natürlich Ereignisse, die man als Pauschaltourist nicht erlebt. Auch wurden wir zu einer Hochzeit eingeladen als wir Mittags durch ein kleines Dorf gelaufen sind und haben stundenlang gefeiert. Das sind alles wunderbare Erinnerungen, die ich nicht mehr missen möchte und ich bin auch sehr froh, diese Erinnerungen mit der Kamera für immer konserviert zu haben.
Bilder leben immer von Storys und der Look kommt durch das Motiv. Farben und Licht spielt eine große Rolle. Hast du auf bestimmte Dinge geachtet, weil du genau wusstest, was du möchtest, oder erst hinterher am Rechner entschieden, dass das Classic K14 Preset die richtige Rezeptur ist?
Ich habe das Preset auf meine ersten Bilder angewandt und gleich gemerkt, dass es zu der Art passt, wie ich diese mache. Ich bin ein sehr intuitiver Fotograf und suche immer unbewusst nach Licht. Ich mag es wenn rot richtig knallt und dafür ist dein Preset natürlich perfekt. Ich habe zwar sehr viele Bilder gemacht, aber nicht in vielen Situationen („Shoot less more often“). Ich weiß was ich vorhabe und setze das dann für mich um. Das das Preset dann so gut zu den Bildern passt, hat mich natürlich super gefreut. Vielen Dank nochmal für die Arbeit, die Du dir damit gemacht hast.
Hast du einen Tipp, wie man einen Look analysiert, um dann ähnliche zu fotografieren und die richtige Bearbeitung zu finden?
Das muss jeder für sich machen. Jeder hat seine „Datenbank“ von Bildern im Kopf, die er oder sie gut findet. Wenn man sich in diese Richtung entwickeln möchte, sollte man sich einen Stapel Bildbände ins Haus holen und die Bilder studieren. Bei mir waren das z.B. Bildbände von Saul Leiter, Alex Webb, Steve McCurry, Martin Parr oder David Alen Harvey. Alles Fotografen, die hauptsächlich in Farbe fotografieren. Oftmals auch mit starken Rottönen. Dann kann man sich daheim an den Rechner setzen und schauen ob man das irgendwie adaptiert bekommt.
Wenn du nicht gerade in Vietnam bist, was fotografierst du sonst? Worin liegt deine Leidenschaft und wie bist du dahin gekommen?
Ich bin eigentlich als Hochzeitsfotograf unterwegs, was mir auch richtig Spaß macht. Mein Vater hat immer in unseren Familienurlauben fotografiert und alles in Alben abgeheftet. Ich selbst habe nie großes Interesse daran gehabt und habe bis zu dem Zeitpunkt als mein Vater 2010 plötzlich verstorben ist, nie selbst eine Kamera in der Hand gehabt. Danach habe ich für mich realisiert, dass das Leben jederzeit vorbei sein kann und das man das vielleicht festhalten sollte. So habe ich mir Ende 2010 meine erste Kamera in meinem Leben gekauft. Mit dem Schalter, den ich mir selbst im Kopf umgelegt habe, habe ich auch ein extremes Fernweh entwickelt und reise seit dem so oft wie es nur geht. Die Welt hat so viel zu bieten und ich will so viel wie möglich davon sehen. Hier kam natürlich auch wieder die Kamera ins Spiel. In dieses Thema habe ich mich im laufe der Zeit immer mehr reingefuchst und habe meine fotografischen Fähigkeiten verbessert. Natürlich habe ich mir auch das eine oder andere Upgrade gegönnt ;-). Aber darauf kommt es natürlich nicht an. Irgendwann kommt dann immer der Moment, wo man von Freunden gefragt wird, ob man nicht deren Hochzeit fotografieren möchte. Und da ich noch nie Angst davor hatte, den großen Tag zu „versauen“, habe ich gleich ein Gewerbe angemeldet und ziehe seitdem als gut gelaunter Hochzeitsfotograf durchs Land.
Was würde dich reizen noch zu fotografieren? Hast du da Ziele, oder Wünsche, auch wenn sie unrealistisch sind und wie gehst du die an?
Hochzeiten ist schon das was ich machen möchte. Ich möchte aber ein bisschen davon weg, gestellte Bilder zu machen. Am liebsten möchte ich rein dokumentarisch auf Hochzeiten unterwegs sein und alle Momente ungestellt festhalten. In England gibt es einige sehr gute dokumentarische Fotografen, die Bilder zeigen, die in Deutschland wohl nicht unter „schöne“ Hochzeitsbilder laufen würden. Da ist der englische Humor unserem um ein paar Jahre voraus. Aber ich hoffe noch :-).
Ich möchte in Zukunft auch gerne andere Themen dokumentarisch umsetzten. Hier habe ich mir aber, außer das ich das sehr gerne machen möchte, noch keine weiteren Gedanken gemacht in welche Richtung das für mich gehen soll. Aber da werde ich mir schon noch Klarheit verschaffen.
Die Reisefotografie ist natürlich auch noch großes Thema für mich. Das wäre schon ein kleiner Traum von mir, davon in irgendeiner Art und Weise leben zu können. Ich habe mir ja zumindest schon mal eine zweite Webseite eingerichtet, auf der ich ausschließlich Reisebilder zeige.
Als nächstes möchte ich CineStill 800T und 50D emulieren. Bei welchen Motiven würdest du diesen Look verwenden?
CineStill ist ja, glaube ich, ein Film der für Nachtfotografie unter Kunstlicht entwickelt worden ist. Ich denke in diesem Einsatzzweck könnte sich der Look ganz gut machen.
Anmerkung: CineStill spult Kodak Vision 3 5219 auf Kleinbild, oder Rollfilm um und macht ihn für Fotoapparate nutzbar, da der Film eigentlich für’s Bewegtbild gedacht ist. Es ist ein Tungsten-Film, der Weiß bei Kunstlicht richtig wiedergibt, aber mit einem Farbfilter, funktioniert das auch bei Tageslicht. Alle das möchte ich simulieren und eben diesen Look erhalten. Hier ist ein kleiner Werbefilm von Kodak dazu.
Viele lieben Dank Tobias!
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Journal Eins #1
Ich wollte schon lange ein Buch machen, aber konnte mich kaum auf ein Thema festlegen. Alles war zu klein, zu verkopft, oder ich entlarvte es als allzu dumme Idee. Nun mache ich ein Buch. Es gibt keine feste Story, kein festes Thema außer eben jenes, was mich interessiert, was mein Hirn zermartert und was mich all das tun lässt, was ich eben tue. Es wird kein Tagebuch und möglicherweise wird es stellenweise Fiktion geben, aber vielleicht ist auch alles wirklich so passiert. Ich schweige darüber. Es wird nicht fancy, es wird kein Lifestyle und es wird nur ein Exemplar geben.
Über Neid
Seitdem es Qualitätssicherung Fotografie gibt, muss ich viel weniger selbst meckern, weil dort eh mit viel mehr Talent Salz in die Wunden gerieben wird und Satire immer besser ist, als zu meckern, kommt sie doch mit einem kleinen Augenzwinkern um die Ecke. Kritisieren, ankreiden, anschwärzen, meckern, all das bringt sehr wenig Veränderung mit sich und meistens führt es nur dazu, dass man selbst nicht mehr angehört wird und das wichtige Thema eigentlich undiskutiert und unreflektiert bleibt. Ich konnte mal richtig gut meckern. Man könnte sagen, ich war Grumpy Cat, nur nicht ganz so niedlich. Irgendwann habe ich mich dann einmal zu oft gewundert, warum sich niemals etwas ändert und mein Zynismus etwas unverstanden blieb. Damals hatte ich einen Artikel über Workshops, ausgedruckte Tumblr und LR Presets gedanklich vorgeschrieben, aber mich dann dagegen entschieden, noch mehr zu meckern. Seit gestern muss ich das auch nicht mehr aufschreiben. Ich könnte höchstens nur noch ergänzen. Es gibt in meinem Umfeld ein paar sehr erfolgreiche, sehr angenehme Menschen, die ich immer sehr beeindruckend finde, wenn ich ihnen begegne. Sie sind einfach fürchterlich empathisch und wenig neidvoll. Sie erheben sich nicht über andere, sondern differenzieren nur manchmal. Man ist nicht besser, weil man nie einen Fotocommunity Account besessen hat, aber der andere seinen heute noch mit einiger Sorgfalt pflegt. All zu oft geht es erstmal um die eigene Aufwertung und dann erst um die Kritik an inhaltsleeren Workshops. Man selbst würde ja nie zu so etwas gehen, aber das Geld und die Bühne vielleicht schon nehmen? Mhmm? Ertappt? Wenn man ein gutes Produkt hat und fair bleibt, warum nicht? Ich möchte selbst niemals Workshops geben. Ich treffe mich lieber mit den Menschen, rufe mal eben an, oder schreibe eine Mail, beantworte Fragen und geben das weiter, was ich eben weiß, ohne Lehrer sein zu wollen, denn manchmal lerne ich dabei auch. Ich möchte auch die Arbeit von anderen nicht mehr allzu kritisch beurteilen. Während einer noch den anderen kopiert, ist der Kopierte längst auf und davon und sonnt sich glücklich ganz woanders. Warum soll man sich ärgern. Lieber beglückwünsche ich jemanden, der seine Entwicklung auf eine neue Stufe gehoben hat. Eines Tages wird er vielleicht mal besser sein, als das Idol dem er nacheifert. Fotografen nehmen sich oft viel zu ernst. Sie vergleichen sich und das oft monetär. Fotografierst du Hochzeiten und bist im Januar noch nicht ausgebucht, dann… ja dann… Was dann eigentlich? Hängst du nicht in Südafrika rum, sondern gehst mit deinen Kindern im Februar rodeln, dann wird das nix mit der nächsten Lifestyle Kampagne, oder…? Keine 25.000 Follower auf Instagram? Da bekommen selbst Produkt- und Architekturfotografen Bammel. Wer sagt denn, dass man bei jedem Spiel mitmachen muss? Wer sagt denn, dass wir uns immer vergleichen müssen und dass wir immer gleiche Wege, nur besser, effizienter und cooler gehen müssen, als der andere? Warum freuen wir uns nicht für unsere Kollegen, die mit den Kindern rodeln gehen, genauso, wie über unsere eigenen großartigen Möglichkeiten? Wenn einer sein Buch mal eben zusammenwirft, dann kann er das ja machen und wir müssen es nicht kaufen, ihm gratulieren aber auch nicht. Wenn er dann aber mal groß abliefert, möchte ich gerne persönlich die Hand schütteln und meinen ernsten Respekt verkünden. Neid, Angst und Unsicherheit lassen einen immer nur die Dinge tun, die einen in Sackgassen führen und dort bekommt man nur noch mehr Angst. Das ganze Ding mit der Fotografie wird nicht besser, wenn wir Kommentare schreiben, aber vielleicht, wenn wir einfach weniger neidvoll sind, es anderen mehr gönnen und uns gemeinsam freuen. Selber richtig gut abliefern aber nicht vergessen!