Blankenburg

Ich will sagen, am Wochenende, aber eigentlich war es kein Wochenende, auch wenn es sich so anfühlt. Am Dienstag brachen wir in meine Heimat auf. Feiertag ausnutzen und der Familie eine kleine Freude machen, dass sie mich mehr als zweimal im Jahr sehen. Seitdem ich Sheila das erste Mal mitgenommen habe, ist mir da ein Gefühl aufgefallen, was vielleicht schon viel länger existiert. Ich komme mir immer eine bisschen vor, als wären wir Zeitreisende, oder würden uns in einem Traum bewegen. Die Straßen, die Wälder und so gar manche der Menschen, sind gleich geblieben, anderes hat sich verändert und obwohl es vertraut wirkt, fehlt ein weniger der Zugang. Wir sind nun Beobachter. Ich habe mich gefragt, wie ich mich dort einfügen würde, wäre ich nicht weggezogen und finde keine passende Vorstellung dafür. Es ist nur ein Gedankenspiel, denn ich will gar nicht mehr zurück und fühle mich dadurch bestätigt, in meiner Freude, dem entronnen zu sein. Allerdings kann ich auch nicht sagen, dass ich angekommen bin und nun das Spiel durchgespielt zu haben. Ich denke, das hat man nie. Kennt ihr diese TED Talks? Wo irgendwer von seiner „heroic Journey“ spricht und alles klingt, wie eine einfache Anleitung zum Erfolg? Das ist Marketing. So ist es doch mit nichts im Leben, außer man baut ein IKEA Möbelstück auf. Mein Leben findet jetzt gänzlich woanders statt und wird in naher Zukunft sich wieder wandeln. Ich bin sehr froh darüber, keine Grenzen mehr zu sehen, die meinen Horizont einschränken.

Ein Jahr Leica M

Vor einem Jahr kaufte ich voller Unvernunft eine Leica M9. Es gefiel mir, ein Risiko beim Kauf dieser Kamera einzugehen, nicht wissend, ob ich das Geld nicht für den Winter bräuchte. Dezember und Januar sind ja magere Monate. Wenn alles schief laufen würde, könnte ich sie ja wieder verkaufen, dachte ich. Die Dinger sind ja Wertstabil. Niemand hielt mich auf und dieser Moment gefühlter grenzenloser Freiheit, liegt seither wie ein verantwortungsvoller Schleier über mir. Ich fühle mich der Fotografie verpflichtet. Wer einen so teuren Halsschmuck spazieren trägt, fängt damit besser etwas an und genau das habe ich versucht. Ich habe viele hinterfragt, geübt und ziemlich oft mich selbst im Spiegel fotografiert. Keine Ahnung, ob ich nun ein besserer Fotograf geworden bin, oder jetzt intelligenter fotografiere. Ich weiß, dass wenn dafür die Kamera weniger verantwortlich ist, als ich es denn selbst bin. Sie ist höchstens ein ziemlich teurer Motivator und Trainer. Niemand braucht eine Leica, aber wer sich nicht gut selbst zusammenreißen kann, dem ist sie wärmstens empfohlen. Ich blende seither deutlich mehr ab und versuche Bilder mit mehr Tiefe zu erzeugen. Mein Blick fällt auf manches, an dem ich vielleicht vorbeigelaufen wäre. Ich fotografiere Jobs mit der M und alles fühlt sich ein bisschen ehrfürchtiger an. „Das ist aber eine schöne Kamera.“ höre ich seither öfter und denke mir: „Ach bitte, komm schon. Labere doch nicht.“. Ich fühle mich dann immer ertappt, dass es vielleicht doch nur ein teurer Halsschmuck ist. Immerhin sind gut 15.000 Bilder weniger auf der Festplatte, bei gleichem Arbeitspensum. Kann an der M liegen, kann aber auch sein, dass sich die Projekte nur verändert haben. Ich will sagen, ich liebe diese Kamera, aber niemand braucht sie. Ich lebe im Luxus und sei ehrlich, du willst es doch auch.

Leica M9

Leica M-P 240

Das CineStill Lightroom Preset

Ich hab da was Neues gebastelt, eine CineStill Lightroom Preset. Nachdem ich mich an Kodachrome versucht habe, dachte ich, fülle ich doch mal alle Lücken, die VSCO ausgelassen hat. Dazu gehört vor allem CineStill, den es in 2 Varianten gibt. Es handelt sich dabei um modifiziertes Kodak Vision 3 Material, was für den C41-Entwicklungsprozess nutzbar gemacht wird und so kann man, mit dem Material fotografieren, auf dem LaLaLand, oder The Hateful Eight produziert wurden. Kodak Vision 3 ist ziemlich beliebt bei Filmemachern, die gerne noch analog arbeiten. Wenn man also in Tarantinos Bilder verliebt ist, dann packt man es an, kauft sich 50D und 800T Filme und beginnt damit, Tests zu fotografieren.

Ich habe mit einer Canon EOS 5 die gleichen Motive fotografiert, wie mit meiner 6D. Gleiche Optik, gleiche Zeiten, möglichst identisch. Während die Filme dann zu MeinFilmLab gingen, die mir wunderbare 16bit-Tiffs gescannt haben, habe ich schon mal viel recherchiert und mir weiteres Vergleichsmaterial besorgt.

Referenzbild von Till Junker – CineStill 50D

Unterstützt hat mich meine kleine Facebook Gruppe. Till und Carsten haben zu der Zeit selbst 50D und 800T Rollen verschossen und versorgten mich mit reichlich Referenzbildern. So konnte ich schon mal vorarbeiten, bis die Scans aus dem Labor kamen. Mit denen erstellte ich dann, genau wie beim Classic K14-Projekt, Kameraprofile und passte meine Preset Prototypen an. Das war alles viel einfacher, da ich so gutes Referenzmaterial hatte, im Vergleich zum Kodachrome inspiriertem Classic K14. Damals musste ich mehr raten und benötigte einen viel größeren Fundus an Originalmaterial. 2 Jahre später war ich dann mit dem fertig. Für die CineStill Presets wollte ich mir zunächst 6 Wochen lassen, aber dann wurden es 5 Monate. Ganz so schnell und einfach war es dann doch nicht und ich musste auch ein bisschen richtig arbeiten und konnte weniger zuhause rumnerden.

Referenzbild auf CineStill 50

Referenzbild mit Canon EOS 6D und dem Classic ECN-2 50D Lightroom Preset

Nun ist das Projekt abgeschlossen und umfasst eine ganze Menge mehr, als ich mir am Anfang gedacht habe. Es gibt Push- und Pull-Varianten, Tonungen, Korrekturen, fast ein kleines digitales Labor, aber das erkläre ich euch gerne mal persönlich.

 

Mehr Infos findet ihr drüben im Online Shop.

Mehr Samples:

Ricoh GR – Classic ECN-2 800T

Canon 6D – Classic ECN-2 800T

Leica M-P 240 – Classic ECN-2 800T

Leica M-P 240 – Classic ECN-2 800T

Leica M9 – Classic ECN-2 800T

Leica M9 – Classic ECN-2 800T

Leica M9 – Classic ECN-2 800T

Ricoh GR – Classic ECN-2 800T

Leica M-P 240 – Classic ECN-2 800T

Leica M-P 240 – Classic ECN-2 50D

Leica M-P 240 – Classic ECN-2 50D

Liebe Sheila,

es sind ganz seltene Tage, an denen ich keine Kamera mitnehme, wenn wir zusammen etwas unternehmen, oder nur zum Supermarkt gehen, um langweiligen Alltagsquatsch zu erledigen. Ich versuche immer zu fotografieren und wenn ich nicht fotografiere, denke ich mich in irgendetwas rein, was damit zu tun hat. Es ist mein Job, es ist mein Hobby und würde ich im Schlaf sprechen und nicht nur undefinierte Geräusche machen, würde ich sicherlich dann auch noch davon sprechen. Ich will sagen, Fotografie ist ein wichtiger Teil in meinem Leben, genauso wie du es einer bist. In den letzten zwei Tagen war ich wieder ein bisschen mehr in meinen eigenen Gedanken gefangen. Ich bin das Eichhörnchen, was überall Nüsse sieht, nur dass es bei mir Bilder sind und ich nicht so flauschig bin. Manchmal muss ich der nervigste Mensch sein, der neben einem herlaufen kann. Darum weiß ich und ich möchte es gerne ändern, aber doch nicht ganz ablegen. Wenn ich mir die Bilder ansehe, denke ich immer an die Tage, an denen sie entstanden sind. Ich weiß, du bist neben mir gelaufen und ich weiß, worüber wir uns unterhalten haben. Mit dir habe ich einen Menschen gefunden, der mich darin versteht und unterstützt. Du erträgst es, aber du liebst es auch. Manchmal glaube ich, hilfst du mir so sehr, ohne es überlegt zu tun. Zusammen finden wir Lösungen für meine Fragen. Du hilfst mir, mich zu entwickeln und ich bin dir so dankbar dafür, dass du mich verstehst.

 

Während wir eine Hose kaufen wollten, fotografierte ich dies:

RNI ALL FILMS 4 – LITE für Capture One

Ich bin gestern über ein Preset Pack für Capture One gestolpert, was von VSCO Konkurrenten RNI stammt und einige ihrer Lightroom Presets als Capture One Styles abbilden möchte. Da ich mich in den letzten Monaten sehr mit der Filmemulation für Lightroom, aber seit kurzem eben auch für Capture One beschäftige, habe ich mal kurz Kreditkartenrodeo gespielt. Nennen wir es Recherche.

Vorab muss ich sagen, dass erstmal das Motive, Licht und das Objektiv oft massgeblich den Look bestimmen. Was wir dann nachträglich noch daran verändern ist eigentlich nur die Kirche auf der Sahne und ich habe nun versucht rauszufinden, wie gut die Kirschen denn in diesem Fall schmecken.

RNI hat erstmal die RGB Kurven übernommen und dann mit dem Farbeditor versucht das alles rund zu hauen, was kein falscher Ansatz ist. Ganz so einfach ist es in Capture One jedoch nicht, da der Farbeditor schon anders funktioniert, als der in Lightroom. Auch die Tonwerte werden durch einige andere Funktionen beeinflusst. Während man in Lightroom Schwarz- und Weißpunkt, Lichter und Schatten getrennt betrachtet, ist das in Capture One ein wenig globaler gelöst. Um etwas ähnliches zu simulieren, hat man sich bei RNI für das HDR Panel entschieden und wer sich in Caputre One etwas auskennt, weiß wie vorsichtig man damit sein muss.

In der Praxis bedeutet das, dass oft weniger Reserven für die weitere Bearbeitung gegeben sind. Der Slider für den Kontrast steht bei -50 auf Anschlag und die restlichen Settings sind ebenso exzessiv ausgereizt, zumindest bei einigen Styles, wie dem Velvia 50. Man muss schon genau wissen, was man da tut, wenn man sich aus der Nummer retten will und ein kontrastreiches Motiv entschärfen möchte. Schwierig, wenn man bedenkt, dass eher weniger versierte Käufer Presets einsetzen.

Was mir aber positiv auffällt ist, dass die Algorithmen hinter Capture One eine deutlich schönere Tiefe ins Bild zimmern. Es wirkt etwas brillianter und näher an einem wirklichen Dia, aber dafür muss es bessere Wege geben, die eben einem bessere Chancen lassen, das Bild nicht nur mit einem Look zu versehen, sondern erweiterte Korrekturen zulassen.

Daran möchte ich mich mal mittelfristig versuchen, nachdem der The Classic Presets ECN-2 fertig ist.

Kodak Gold 200

Velvia 50

Elitechrome 100

Velvia 100f

Kodak Gold 200

Kodak Portra 160c

Velvia 100f

Provia 400x

Kodak E200

Kodak Ektar100

Provia 400gx

Superia 200

Velvia100f HC

Velvia 50

Velvia 50

Ektra 100

Kodachrome (2000)

Neulich

Hamburg

Ich war vor ein paar Wochen in Hamburg, um eine Person für eine vierteilige Porträtserie zu fotografieren. Vorher war ich schon der Nähe von Stuttgart, in Dortmund und München. Der Job lief wieder über meinen diesjährigen Lieblingskunden WDV, der mir wirklich schöne Strecken geschenkt hat. Bald werde ich auch alle davon zeigen können, aber schweife ab. Ich hatte Sheila mitgenommen, um im Anschluss gleich in den Urlaub zufahren. Gegen Mittag hatten wir eine größere Produktionspause und so bin ich mit Sheila ein bisschen durch die Schanze gelaufen und in ganz kurzer Zeit passierten, für uns Wuppertaler, ganz fremde Dinge. Zunächst bemerkte mich der Bote und verstand sofort, warum ich das Bild von ihm gemacht hatte. Er freute sich und klopfte mir sehr freundlich auf die Schulter, während ich mich noch gewohnt defensiv erklärte. Das war aber gar nicht nötig. Er war einfach ein freundlicher Mensch, der nicht in allem etwas Böses zu finden versucht. Dann gingen wir über die Straße und liefen Paul Stolem in die Arme. Er sprach uns an und wirkte überraschend informiert, als hätte er uns dort schon vermutet. Das Menschen deine Instagram Story verfolgen und dir begegnen, findet in Wuppertal auch eher nicht statt. Hamburg war gut zu uns. 

Das Summicron

In Wien hatte ich damals ein 35mm Summicron gekauft. Ich wusste gar nicht, dass Dennis Iwaskiewicz im Leica Shop arbeitet. Es gibt in Wien vielleicht 2 Fotografen, die ich seit längerer Zeit verfolge und wie verrückt ist das bitte, dass einer vor einem steht, wenn man spontan ein Summicron kaufen möchte? Wenn ihr mal in Wien seid, besucht den Laden in der Westbahnstraße und geht danach in die Westlicht Galerie, auch wenn ihr nichts kaufen wollt. Wer sich für Fotografie interessiert, ist dort an einem wunderbaren Ort. Wenn ihr doch was kaufen wollt, dann sei euch der Leica Shop gleich noch mal empfohlen. Das gebrauchte Summicron hatte leider einen sehr eigenwilligen, nicht gleich zu bemerkenden Fehler. Es kam zu einer Art Focus Shift, bei offener Blende, wenn man gegen unendlich fokussierte. Ich stellte das erst nach einer ganzen Weile fest und hatte eigentlich keine Hoffnung, da Support zu erhalten. Leistenschneider in Düsseldorf versucht immer um Garantieleistungen herumzukommen, oder gibt No-Name Akkus in Originalverpackung raus und ist nicht willig, den Umstand geradezubiegen. In Wien ist man anders drauf. Ich konnte mir aussuchen, ob ich ein anderes Objektiv möchte, oder Leica das Summicron reparieren soll. Nun habe ich ein tolles Summicron ASPH für einen tollen Preis und endlich einen Händler, dem ich gerne mein Geld gebe, weil er sich bemüht. Danke!

Seitdem fotografiere ich sehr viel mit dem Summicron und wenn es nur um belanglose Besorgungen geht. Irgendwas passiert immer, was ich schön finde. 

Maastricht und der neue SLK

Ich habe meinen SLK getauscht. Die Hydraulik im Verdeck war defekt und ich fuhr den halben Sommer geschlossen herum. Gekauft hatte ich den alten SLK im letzten August und so blieben eh nur wenige Tage des offen Fahrens. Mit ein bisschen Suchen und Handeln fand ich aber schnell einen neuen, alten SLK und eine der ersten Reisen führte nach Maastricht. Es war ein herrlich sonniger Tag und ich hatte ganz vergessen, wie Sonne so auf den Körper wirkt. Neben einem leichten Sonnenbrand, war ich auch unglaublich unkonzentriert, als wir ankamen. Ich hab ja öfter mal so Phasen, wo ich der verwirrteste Mensch bin, aber dieses Mal schlich sich das so merkwürdig an. Ich lief mit Sheila durch die Straßen und bemerkte gar nicht, wie sehr in neben der Spur war. Ich fotografierte die Straßenszenen und war irgendwie so unkonzentriert, dass ich mich einfach nur über die Bilder wunderte, die ich machte. Sie kamen mir in dem Moment so fremd und unbedacht vor. Zuhause, mit Essen und Getränken versorgt, konnte ich meine Empfindungen vom Tag nicht mehr teilen. Ich hatte genau so fotografiert, wie immer, aber einfach nicht auf mich geachtet.   

Ich bin umgezogen.

Seit ein paar Wochen wohne ich nun bei, besser gesagt mit Sheila zusammen. Der Umzug, meine Arbeit und meine gelegtliche Verwirrung haben mich von einigem abgehalten, unter anderem davon, all diese Bilder zu zeigen. Ich blicke nun jeden Tag auf die am stärksten befahrene Kreuzung der Stadt und wohne nicht mehr auf dem Hang. Richtige Sonnenuntergänge sehe ich hier noch weniger und bekomme dafür Wuppertal ein Stück mehr ungefiltert mit. Dennoch freue ich mich sehr. In meinen vorherigen Wohnungen gab es immer sehr viele Kompromisse. Alles war schon mit dem Einzug auf den irgendwann bevorstehenden Auszug fokussiert. Es haben immer Jobs, oder der Lauf der Dinge mein Wohnen bestimmt. Nie habe ich danach entschieden, wo ich wirklich leben wollte, sondern immer danach, wo ich leben musste. Ich lebe immer noch in einer Stadt, in der ich eigentlich nicht sein möchte, aber den Platz, den ich mir dafür ausgesucht habe, schlägt nichts. Ich werde nie wieder irgendwo hinziehen, weil ich muss, sondern nur noch weil ich es möchte. 

Classic K14 Interview: Lucas Coersten

Lucas bin ich das erste Mal in Köln begegnet, als Ben Bernschneider uns in Marie Schmidts Studio eingeladen hatte und eines muss ich Ben lassen, er hat es geschafft einige wirklich angenehme Leute zusammenzubringen. Seitdem verfolge ich etwas mehr, was Lucas tut und vor einiger Zeit hat er Bilder aus Marokko in der The Classic Presets Facebook Gruppe gezeigt, die ich so spannend fand, dass ich ihn gerne ausfragen wollte. Er hat hauptsächlich mit dem Kodachrome inspiriertem Classic K14 – 64er Old gearbeitet.

#1 Lucas, möchtest du uns kurz erzählen, was du so fotografierst, nein besser – erzähle uns doch gleich auch noch, warum du fotografierst.

Ich fotografiere Menschen. Angefangen mit 13 Jahren und einem Sony Ericsson CyberShot Handy und satten 3,2MP. Damals mich selbst und meine besten Freunde. Für noch coolere Schüler-VZ Bilder habe ich mir Photoshop CS3 aus dem Netz besorgt und habe mich durch Youtube-Tutorials in jenes Programm reingesteigert. Ich konnte damals definitiv besser bearbeiten, als fotografieren.  2011, mit nun 16 Jahren, habe ich die kompletten Sommerferien als Heizungsinstallateur gejobbt um mir meine erste Spiegelreflexkamera zu kaufen. Den Draht zu Menschen habe ich auch danach nicht verloren, nur haben die Selbstportraits nachgelassen und ich fing an die Freunde von Freunden, Mitschüler und kurze Zeit später auch mir Fremde, die ich auf Facebook angefragt habe, zu fotografieren.
Mittlerweile bin ich im dritten Jahr selbstständig, fotografiere immer noch nur Menschen, inzwischen hauptsächlich an ihrem schönsten Tag im Leben, in Kleidung von Designern und welchen die es werden wollen, ohne Kleidung in ihren eigenen vier Wänden, mal zu Werbezwecken und mal nur für sich selbst. Häufig werde ich danach gefragt, manchmal frage ich selbst die Leute und manchmal wird auch ungefragt auf der Straße fotografiert.

Anfangs war die Fotografie nur ein Hobby, inzwischen ist sie neben dem Designstudium, mein Beruf geworden, wobei Beruf immer so nach reiner Arbeit klingt, es ist eher mein Hobby und meine Leidenschaft, mit der ich inzwischen mein Geld verdiene.

#2 Die erste Frage war jetzt schon die Frage aller Fragen, darum jetzt was lockeres. Was hat dich nach Marokko getrieben. Viele sind und waren da ja in letzter Zeit. Wie kam das bei dir?

Ich bin mit meinem Mentor, Fabio Borquez, der Fotograf der damals eine Foto-AG in meiner Schule geleitet hat, nach Marokko geflogen. Er war anfangs für mich ein Lehrer und ist inzwischen, trotz hohem Altersunterschied, ein guter Freund und Wegbegleiter. Warum wir nach Marokko geflogen sind? Weil uns Indien zu teuer war.

Ich habe mich vorher kaum mit dem Land beschäftigt, konnte aber bei Ryanair einen günstigen Flug finden und zwei Tage später haben wir gebucht. In Marokko selbst hat uns die fremde Kultur, die vielfältigen Landschaften, die mal mehr und mal weniger herzlichen Menschen, angetrieben eine Rundreise zu machen, die so nie geplant war. Am Ende haben wir im Land selbst über 2000km mit dem Auto zurück gelegt und sind von Fes in die Sahara, zur Atlantikküste und in die Berge im Norden gefahren und wussten nie wie sich unser nächster Tag gestaltet.

#3 Gibt es etwas, dass das Land oder die Zeit dort dich gelehrt hat? Das ist nicht unbedingt eine fotografische Frage.

Wie gut wir es in Deutschland haben und wie glücklich man mit dem was man hat sein kann.

#4 Ich finde die Farben in fremden Ländern immer interessant. Neulich meinte irgendwer, dass kann man alles auch hier in Deutschland fotografieren und wir müssen aufpassen, dass wir nicht den Eindruck erwecken, man müsste viel Geld in die Hand nehmen, um gute Bilder zu fotografieren. Wie siehst du das?

Was die Farben angeht bin ich voll auf deiner Seite, die Sonne wirft ein anderes Licht, die Farben der Häuser, der Menschen und der Umgebung, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich die Bilder aus Marokko auch hier in Deutschland hätte schießen können.

Ich bin als Student, und vielleicht gerade deshalb, durchaus der Meinung, dass man nicht viel Geld ausgeben muss um gute Bilder zu schießen. Großartige Fotografen sind nur zu Fuß durch ihre Heimatstadt gelaufen und haben Bilder geschossen, die den Status einer Ikone erreicht haben.

So wie eine teure Kamera nicht automatisch gute Bilder schießt, schießt man in fremden Ländern nicht automatisch bessere Bilder.

#5 Warum hast du das Classic K14 als Look ausgewählt?

Meine bisherigen Arbeiten im Street-Bereich habe ich stets in schwarz und weiß gehalten, mit einer ganz simplen RAW-Entwicklung in Lightroom, selber entwickelt und auf alle Bilder anwendbar.

Die Bilder aus Marokko haben aber einfach ohne die Farbe nicht so ausgesehen, wie ich Marokko im Gedächnis hatte, die Farben haben einfach einen Großteil der Bildgestaltung eingenommen und diese raus zu nehmen habe ich nicht übers Herz gebracht.
Den Classik K14 Look habe ich bis dato nur in einem Shooting eingesetzt, zu meinen anderen Arbeiten hat es einfach nicht gepasst, es hat nicht gefunkt.
Bis ich mich an die Bilder aus Chefchaouen, der blauen Stadt in Marokko, gesetzt habe. Das Blau und die warmen beige Töne wurden einfach perfekt wiedergegeben! Ich habe ein paar Regler bewegt bis alles passte und die Einstellungen auf andere Bilder kopiert – ich war hin und weg, alle Bilder sahen so aus wie ich wollte, ohne eine einzige Veränderung. Inzwischen habe ich alle Bilder aus Marokko mit genau dem gleichen Einstellungen (64er old, less muted colors, Lichter in den Gravitationskurven auf +40) bearbeitet.

#6 Alle fotografieren ja hübsche Mädchen im Gegenlicht, damit sie auf Instagram ordentlich likes bekommen. Was würdest du sagen, ist wirklich wichtig, wenn man mit Bildern beeindrucken möchte?

Auch ich fotografiere hübsche Mädchen im Gegenlicht wie du so schön sagst, aber inzwischen immer weniger. Ich versuche seit Anfang 2017 mehr in Bücher der alten Großen zu schauen, anstatt den follower-starken Fotografen auf Instagram zu folgen. Ein Bild sollte nicht nur beeindrucken, weil die Person auf dem Bild beeindruckt, sondern weil die Person durch dieses Bild beeindruckend wirkt. Mich persönlich beeindrucken Bilder, in die ich mich reindenken kann, hineinfühlen kann, reinversetzen kann, wo mein Bauch sagt – ja, dass ist es.

#7 Wie definierst du „erfolg als Fotograf haben“ für dich?

In meinen Anfängen tatsächlich durch Likes und Feedback in sozialen Medien, angefangen mit 500px, dann auf Facebook, danach auf Instagram. In meinem persönlichen Umfeld habe ich nur die gewohnten Streicheleinheiten bekommen und alles war immer schön, auf den sozialen Medien war ich immer stolz, wenn ich ein Like bekommen habe von jemanden, den ich schätze, der meines Erachtens sogar besser ist als ich selbst.
Inzwischen, sicherlich auch durch das etwas erwachsenere Denken, sind ausgewählte Menschen und glückliche Kunden mein persönlicher Erfolg als Fotograf. Durch die inzwischen fünfte Ausstellung habe ich ein ganz anderes Gefühl erlangt, was Feedback ist, welche Worte man zu schätzen weiß, worauf man getrost verzichten kann und was für mich Erfolg ist.

#8 An welchen Zielen arbeitest du gerade?

Fotografisch versuche ich “mehr” in meine Fotografien reinzubringen, das Plakative und den Kitsch zu reduzieren.
Die große Baustelle aktuell ist meine Website, da wird aber in nächster Zeit weiter dran gearbeitet.

#9 Wie könnte man dich dabei unterstützen?

Vielleicht durch unangenehme Fragen wie: “hast du eine Website, die ich mir mal anschauen kann?”, oder “wie läufts eigentlicht mit deiner Seite?”

Bei dem fotografischen Ziel freue ich mich über Kommentare zu Bildern, die ich in Netz stelle, wenn es einem gefällt, wenn es einem nicht gefällt oder man das Gefühl hat “wäre es etwas anders fände ich es noch besser”, das einfach mal dadrunter zu schreiben. Ich glaube bei manchen Dingen muss man seinen eigenen Stolz beiseite legen und die Meinung anderer reflektieren. Man lernt daraus und wird sicher mit einem klareren Blick weiter fotografieren.

#10 Wenn du uns einen Rat geben könntest, welcher wäre das?

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