Hallo Heimat

Heimat, der Weltbürger in mir mag diesen Begriff nicht, aber ich wüsste auch nicht, wie ich die Gegend, in der ich doch so lange gelebt habe und in der ich aufgewachsen bin, bezeichnen sollte. Wenn ich jetzt zurückkehre, wie am Wochenende, dann ist es für mich zu einem Museum geworden. Ich zeige Sheila Plätze aus meiner Erinnerung und beschreibe, was sich dort zutrug. Es sind Geschichten aus einem anderen Leben und doch bin ich kein anderer Mensch. Es ist surreal, jedesmal mehr und so langsam fühlt sich das alles endlich an. Meine Erinnerung lässt auch zunehmend nach. Gerade habe ich ein Playlist zusammengeklickt mit Songs aus einer Zeit, in der ich vieles nicht mal erahnen konnte, was heute so fest, bestimmt und allgegenwärtig ist. Mein vor allem jugendliches Ich spielt euch jetzt was vor.

Die M gibt es natürlich noch und die meisten Bilder aus diesem Post sind auch mit ihr entstanden. Die X-Pro 2 ergänzt sie nur und ich versuche langsam ein Gefühl für das System zu bekommen, um zu wissen, wo ich mich auf Automatismen verlassen kann. Die olle Canon 6D kommt dann weg. Mehr dazu in ein paar Wochen. Technik ist ja auch gar nicht so wichtig.

Die, auf die es ankommt.

In den letzten Tagen ist mir sehr viel Gutes passiert und ich möchte darüber reden, denn es ist nichts, was man einfach so abnickt, kurz lächelt und einfach weitermacht. Ich muss dafür aber ein bisschen ausholen, weil ihr mich sicher nicht alle so gut kennt, wie es nötig wäre, um das zu verstehen.

Ihr kennt Paul vielleicht aus Life of Paul, I want to work for Ripky, oder weil ihr nach dem Weltmeisterschaftsendspiel nicht gleich abgeschaltet habt und euch fragtet, wer der Typ mit der Leica ist, der da plötzlich auf dem Platz steht. Paul war jetzt zweimal sehr nett zu mir. 2012 hatte mich ein Freund überredet, mich auf ein Praktikum bei Paul zu bewerben und ich hatte erstmal genug Gegenargumente, dass mein Kumpel Alex ziemlich genervt von mir war. Er meinte es nur gut und ich gab mir einen Ruck, denn meine Argumente zählten nicht. Ich war damals einfach noch nicht bereit für etwas einzustehen, was meine eigene Zukunft direkt gestallten sollte. So schrieb ich abends eine etwas rotzige, aber dafür ziemlich ehrliche Bewerbung. Zwei Tage später saß ich in Norderstedt und wusste nicht so recht, wo mich das hinführen sollte. Was Paul mir damals skizzierte, war kein Praktikum. Es war ein Job mit viel Verantwortung, bei dem mir gleich drei Leute einfielen, die dafür besser geeignet wären, als ich es damals war. Ich konnte das nicht ruhigen Gewissens annehmen. Ich wollte niemanden enttäuschen, der mir so viel Vertrauen entgegenbrachte und ich wusste auch gar nicht, wie ich das ganz Ding anpacken sollte. So schrieb ich einen langen Text, in dem ich mit viel zu vielen Worten erklärte, dass ich noch nicht mutig genug war und lehnte ab. Dieses Erlebnis hat für mich aber einige Weichen gestellt. Ich war so unendlich motiviert und gewillt an meine Einstellung zu arbeiten, dass ich damals endlich zu überlegen begann, was ich eigentlich machen wollte und nach Wegen suchte, dass zu erreichen. Das war damals sicherlich nicht Pauls Intention, aber ich bin ihm dennoch sehr dankbar dafür.

Seitdem habe ich mal mehr und mal weniger konsequent daran gearbeitet, zu fotografieren und davon zu leben. Es hat noch ein bisschen Anlauf gebraucht, aber mittlerweile habe ich ziemlich gut definiert, was ich möchte und die Sache läuft. Das Ding ist nur, der Anlauf war sehr lang und eine ordentliche Durststrecke. Wirtschaftlich war da manches nicht und ich fand es ok. Jetzt, wo alles so schön ist, wie es nur sein könnte, merke ich aber, dass all die Kompromisse noch heute ihre Auswirkungen zeigen und noch ein paar Dinge aufzuräumen sind. Die Presets helfen mir dabei und das nicht nur finanziell.

Dienstagmorgen saß ich mit meiner Freundin beim Frühstück, die Katze lag auf dem Stuhl neben mir und auf’s Handy hatte ich noch nicht geschaut. Das lag auf dem Schreibtisch und machte immer mehr und  vor allem auffällig viele verschiedene Geräusche. Sheila und die Katze blickten mich beide sehr irritiert an. Es war erstmal schwer nachzuvollziehen, was da passierte. Erstmal waren da Facebook und Instagram Messages mit Glückwünschen, die aber nicht näher benannten, was passiert war. Der Online Shop schien aber deutlich besser besucht zu sein, als üblich. Nachdem ich mich durch die Masse an Meldungen gewühlt hatte, war ersichtlich, was geschehen war. Paul hatte in seiner Instagram Story meine Presets erwähnt und damit einiges losgetreten. Überall passierte plötzlich so viel, wie in einem Monat nicht. Follower, Likes, Kommentare, Nachrichten, Mails, Anrufe… Zum Mittag hin wurde ich ein bisschen überrannt und ich wusste immer noch nicht, warum das nun geschehen war, aber ich hatte eine Vermutung, die sich bestätigte, als später mit Paul sprach. Er hatte meinen letzten Blogpost gelesen, wo ich ein bisschen was zur Motivation hinter meinem Preset-Geschäft geschrieben hatte. „Warum nicht mal die Reichweite für etwas positives nutzen?“, sagte er und hat sich damit mal eben meine ewige Dankbarkeit gesichert. Hemingway nannte seine Freunde „Jene auf die es ankommt.“ und ich finde diese Beschreibung sehr treffend. Menschen wie Paul haben mir immer wieder geholfen und mir Wertschätzung gelehrt. Sie waren da, selbst wenn man sie nicht gerufen hatte, um genau das richtige zu tun. Mein Bafög ist damit abbezahlt und ich kann mich um den nächsten Schritt in meinem Leben kümmern und irgendwie möchte ich immer noch ganz oft Danke sage.

Ich hab mit Paul noch ein bisschen geschnackt und dabei kam ein interessanter Gedanke auf. Warum nicht offen kommunizieren, was bei all dem rumgekommen ist? Ich befinde mich zwar oft in angenehmer Gesellschaft, aber irgendwo gibt es immer Neider und auch wenn Malte mich fragte, ob ich nun den giftgrünen oder gelben Lamborghini bestelle und das nur ein Spass war, zeigt es doch, wo so der erste Gedanke hingeht. Neid und Missgunst begegnen uns dieser Tage leider sehr oft und gerade im Internet am häufigsten. Als ich Paul damals auf’s Spielfeld rennen sah, habe ich mich so für ihn gefreut. Ich wusste, es ist ein Lebenstraum für ihn. Viele Nachrichten an diesem verrückten Dienstag neulich, haben mir auch gezeigt, wie viele von euch sich auch so sehr für jemand anderen freuen können. Das zu erleben, war schön und ich wünsche mir das es auch anderen zu Teil wird.

Rund 3200,00€ Bafög musste ich noch tilgen. Davon war die Hälfte schon beglichen. Den Rest habe ich diese Woche überwiesen. Da bleibt noch was übrig, was helfen wird, Wuppertal zu verlassen, um mir mit Sheila ein schönes gemütliches Heim zu schaffen. Ich hab also keine Leica M10 bestellt. 😉

Freitag habe ich mit Paddy gesprochen und er sagte, so langsam ist der Welpenschutz für mich dann auch mal vorbei. Damit hat er recht, denn mein Ziel habe ich erreicht und noch mehr als das. Den großen Plan habe ich ja oftmals nicht und ich setze lieber einen Fuss vor den anderen. Jetzt habe ich eine funktionierende Marke, einen ordentlichen Shop und Kundschaft. Hinter alle dem steht eine kleine und sehr angenehme Community und es macht mir alles sehr viel Spaß. Ich freue mich, wenn meine Arbeit anderen hilft und Freude bereitet. Ich lerne immer wieder neue Leute kennen und manchmal helfe ich ihnen, oder so mir. Das geht weit über Presets hinaus. Also, wo geht es nun hin. Ich werde das ganze weiter machen und mir neue Produkte überlegen, die bestehenden stetig weiterentwickeln und doch in erster Linie Fotograf bleiben. Ich habe mir aufgeschrieben, was die Menschen an meiner Arbeit mögen und was ihnen wichtig ist, denn ich möchte das nicht vergessen. Ich will die Community etwas mehr ausbauen und mich weiter dafür einsetzen, dass das Internet zu einem etwas schönerem Ort wird. Außerdem habe ich Dienstag noch beschlossen, dass jetzt jeden Monat 100,00€ vom Presets-Geld an Viva con Aqua gehen. Vielleicht kann man das in der Zukunft noch ausweiten. Der Gedanke gefällt mir jedenfalls, dass nicht nur für mich was rumkommt. Vielleicht kann man so etwas mehr von dem möglich machen, was man gerne sehen würde, statt sich einfach nur Spielzeug vom Geld zu kaufen.

Nun habe ich sehr viel über Paul gesprochen, aber der Titel heißt „Die, auf die es ankommt.“ – Plural! Kwerfeldein.de, Paddy, alle in der Facebook Gruppe, Malte, Daniel, Felix, Stefan, Milad, Tobias… so viele Menschen haben mir bei so vielen verschiedenen Dingen geholfen. Technische Fragen, Ideen, Lösungen, Footage, Texte, Übersetzungen, Inspiration, Reichweite und eine Bühne habe ich bekommen, ganz freiwillig und aus reiner Nettigkeit. Es sind nicht immer alle nur neidisch, gierig und auf sich selbst bezogen. Ich freue mich so sehr, dass ich diesen großartigen Haufen Menschen um mich habe, der mir immer wieder zeigt, dass es auch anders geht. Danke.

Classic K14 25er – modern

Der erste Job im neuen Jahr liegt hinter mir und ich muss langsam wieder richtig arbeiten. Da dachte ich mir, wäre es doch nett, wenn wir vorher noch mal den ersten Geburtstag des Kodachrome inspiriertem Classic K14 Projektes feiern und ich den 25er nun auch mit einer überarbeiteten Modern-Variante ergänze.

Classic K14 25er – modern

In den letzten Monaten habe ich viel gelernt und all das Wissen möchte ich dazu nutzen, die Produkte noch ein bisschen zu verbessern. So gab es mit dem 64er – modern eine kleine Überraschung zu Weihnachten, denn für mich fehlte da noch eine dritte Variante, die etwas sanfter mit den Bildern umgeht und mehr Balance bietet. Das gilt nun auch für den 25er – modern. Das neue Preset nutzt die ursprünglichen Profile, aber ist nicht ganz so gesättigt. Außerdem werden die Tonwerte sanfter angesprochen, gerade was die Tiefen angeht. Wem nach etwas mehr Punch ist, kann ja die erweiterte Toolbox nutzen. Alles, was ihr bei den CineStill inspirierten ECN-2 Presets findet, findet ihr nun auch beim K14. Es wird nicht die letzte Veränderung, oder sagen wir Verbesserung der Presets gewesen sein. Ich möchte kontinuierlich weiterhin kostenlose Updates ausspielen und das Produkt immer wertiger gestalten.

Für den nächsten Textabschnitt empfehle ich folgenden Soundtrack:

Das hat auch etwas mit dem Lernen zu tun. Vor einem Jahr habe ich Pfandflaschen weggebracht, um mein Auto zu betanken und mir auch noch ein Abendessen zu kaufen. Kunden zahlten zu spät und im Winter läuft eh nicht viel. So war es eigentlich in jedem Januar, seitdem ich mich selbstständig gemacht habe, nur in diesem gerade nicht. In den letzten 2 Jahren ist mein Auftragsvolumen immer gleichmäßig gestiegen, aber für Rücklagen hat es nie gereicht. Es war immer ein gewisses Wagnis dabei und es war für mich ok, denn die Freiheiten und die vielen schönen Dinge des Jobs haben es mir immer auf anderem Wege vergolten. Wenn ich nur lange genug aushalten würde, dachte ich… Problematisch ist es nur, wenn mal was passiert und man plötzlich Probleme nur mit Geld lösen kann, wie 2013 als man in mein Auto einbrach und ich keine Kamera mehr zum Arbeiten besaß. Damals half mir meine Familie weitermachen zu können, denn ich war kurz vorher ohne Rücklagen, ohne Plan in die Selbstständigkeit gegangen, statt zum Amt, oder in die nächste Werbeagentur. Ich war damals ein kleines bisschen zu mutig und diesen Fehler kann ich erst jetzt ausgleichen. Erst jetzt ist mein Portfolio gut genug und ich bekomme die Jobs, die ich immer wollte. Erst jetzt habe ich ein paar Rücklagen und erst jetzt kann ich mein Bafög zurückzahlen und in diesem Januar müssen mich keine Pfandflaschen retten. Mancher mag meinen, dass ich nicht jammern und einfach einen vernünftigen Job suchen sollte. Mancher mag meinen, ich sollte einfach mehr Hochzeiten fotografieren, oder mich wo anstellen lassen, oder einfach mal meine Art selbstständig zu sein überdenken. Das Ding ist aber, dass ich nicht jammere und dass ich es viel zu sehr liebe, was ich tue. Ich bin zufrieden und bekam dank der Presets einen gewissen und eher kleinen, dafür aber sehr wichtigen Luxus geschenkt. Wenn ihr euch also mal gefragt habt, was ich mit dem Geld so mache, dann kommt hier die Antwort. Bafög wird getilgt, all die ganz mies bezahlten Jobs abgelehnt, bei denen man eigentlich nichts verdient und mein Pfandflaschensparkonto wich einem bei meiner Bank. Es fühlt sich zum ersten Mal so an, als könnte mein Weg wirklich am Ende erfolgreich sein und müsste nicht zwangsläufig in einem Desaster enden, was ich nur behaglich zu ignorieren gelernt hätte. In diesem Jahr möchte ich Wuppertal verlassen und mit Sheila irgendwo ein Heim schaffen, wo wir gerne leben und nicht nur, weil hier die Mieten bezahlbar genug sind. Und nein, es reicht nicht dafür, ein Haus zu kaufen, aber dafür den Umzug zu bezahlen.

Classic K14 25er – modern

Ich schreibe darüber, weil ich ausdrücken möchte, wie dankbar ich bin und was das für mich bedeutet. Ich betrachte das alles mit großer Dankbarkeit und Demut und so möchte ich eben auch einen größtmöglichen Mehrwert schaffen. Das ganze Internet, Großteile der Gesellschaft scheinen genau anders zu funktionieren und ich möchte da einfach nicht mitmachen.

Danke, das ich ein bisschen länger meine Träume leben kann!

Mehr Samples mit dem neuen Classic K14 25er – modern

Antisocial Media

1999 wollte ich unbedingt ein Modem haben, um mir die Demo von Quake 3 herunterzuladen. Kurze Zeit später begriff ich, dass ich im Internet nicht nur meine fertigen Hausaufgaben, sondern auch Interaktion finden konnte. Mein sozialer Horizont erweiterte sich über die Grenzen einer Schule und einer Kleinstadt hinaus. Kommunikation war für mich immer das wichtigste Werkzeug, um Antworten für Fragen zu finden, die ich mir selbst nicht beantworten konnte. Ich habe schnell begriffen, dass man mit den richtigen Leute, sehr schnell herausfinden kann, wie ein Weg zu gehen ist. Ihn danach zu gehen, ist dann eher der einfache Teil. Seitdem wir dieses ominöse Internet haben, können wir mit fast jedem Menschen direkt sprechen, kollaboriert arbeiten und Informationen teilen. Das finde ich großartig, denn ich wüsste sonst nicht, wie ich es aus der Kleinstadt geschafft hätte und jetzt das tun könnte, was mir so viel Freude bereitet. Das ist das Positive, was ich gerne lebe, gerne vermitteln möchte. Ich spreche von einem Miteinander, einem Teilen und Helfen.

Das Internet von damals, die ersten schönen Erfahrungen mit dem Social Web später, das alles existiert noch, aber wird überlagert von etwas Neuem. Ständige Selbstpräsentation, ewiger Erfolg, Selbsterhöhung und Inszenierung sehe ich öfter, als authentische agierende Persönlichkeiten und davon bin ich selbst betroffen, denn man fügt sich ein, in dieses Kollektiv der Parallelwelt. Man präsentiert das Schöne, das Besondere und wenn das mal ausbleibt, zeigt man nichts und fühlt sich irgendwie, als wäre etwas nicht in Ordnung, oder faked einfach alles.

Ich bin Fotograf und scharre so natürlich andere Fotografen um mich. Manche sind Künstler, andere Dienstleister und wiederum einige Hobbyisten. Ganz still sind die, denen es wirklich gut geht. Die, die zu tun haben, die die angekommen sind, wo sie sein wollen. Lauter wird es da, wo der Zweifel präsenter scheint. Da zeigt man jede Errungenschaft, nicht aus Freude an dieser, mehr um den eigenen Wert zu bestätigen. Hat man gerade nichts, schreibt man auch mal „for Nike“ oder „for Red Bull“ unter einen Instagram Post. Am Ende war es eine gute, freie Arbeit, aber eben nicht beauftragt von der Marke, für die alle Arbeiten wollen, weil sie damit ein Angekommen-sein verbinden. Ich glaube, viele fühlen sich sehr unsicher und glauben nicht an sich selbst, zumindest nicht permanent und ich weiß, wovon ich da spreche, denn auch ich brauch manchmal die Bestätigung, dass alles noch im Lot ist.

Vor einem Jahr im Januar, hätte ich auch ein „for Nike“ unter ein Bild schreiben können, oder ein paar Monate vorher „for BMW“ und es wäre nicht gelogen gewesen. Ich habe überlegt und es juckte in meine Fingern, aber es waren so kleine Jobs, über so viele Ecken und am Ende hätte es niemanden interessiert. Ich hätte das nur für mein eigenes Gefühl getan, um schlussendlich immer noch unsicher zu sein und so entschied ich mich dagegen. Beide Jobs finden sich nirgends, denn sie sind langweilig. Da hab ich besseres, aber ohne ein „for…“.

Es gibt Fragen, die kann einem dieses ominöse Internet nicht beantworten. Niemand kann das, denn es geht dabei um die Zukunft. Einen Rat aber, den kann man sich immer holen und manchmal ist er versteckt und verflochten in einer Reaktion, was mich zu dem eigentlich Grund bringt, überhaupt über das Thema zu schreiben. Wir leben eine happy-happy-fake Welt in der wir uns am meisten vor Kritik fürchten. Lieber ist uns ein anbiederndes „Awwwww“ als ein „Könntest du besser machen.“, wobei in letzterem tatsächlich eine neue Erkenntnis verborgen sein könnte. Natürlich könnte es auch Quatsch sein, aber warum wollen wir es nicht herausfinden? Weil der perfekte Schein uns wichtiger ist? Weil ein „sponsored Post“ unbedingt erfolgreich sein muss, damit die Marke auch den Nächsten bei uns bucht? Weil wir uns selbst nicht in Fragestellen wollen?

Warum haben wir nur so viel Angst, vor einer öffentlichen Diskussion? Wir könnten ja auch Angst vor dem Wetter haben, denn das ist noch weniger zu kontrollieren. Ich finde Gespräche immer bereichernd und selbst wenn jemand eine andere Haltung einnimmt, kann ich mir daraus immer noch eine andere Perspektive mitnehmen. Selbst völlig unberechtigte Kritik, wirres Gestammel, oder von Neid motiviertes Feedback, lässt mich etwas über den Sender dieser Botschaften erfahren und damit kann ich umgehen. Stellt man sich dem nicht, blendet man es aus und ignoriert es, ohne vorher zu analysieren, wird man nie erfahren, was wirklich da draußen vorgeht. Ich meine, da gibt es Leute, die so große Angst vor der öffentlichen Meinung haben, dass sie jedes Feedback fürchten, dass sie vergessen, dass sie auf diese Art nie wirklich sicher sein können, was tatsächlich überhaupt die Resonanz auf ihr tun ist. Vermutlich erwächst daraus nur eine größere Spirale der Selbsttäuschung.

Ich denke mehr über das nach, was ich tue und warum. Reichweite soll mir nicht wichtig sein, habe ich beschlossen, auch wenn ich in einem Online Shop Presets verkaufe. Wenn das Produkt nicht gut ist, wird es niemanden interessieren und daran ändert auch der immens leckere und großartig aussehende Burger nichts, den ich gestern NICHT in meiner Instagram Story zeigte. Was bringt es mir, wenn Menschen neidvoll auf mein Essen blicken? Ich möchte eigentlich nur, dass meine Familie und meine Freunde wissen, dass es mir gut geht, aber ich möchte nicht, dass diese und alle anderen Menschen auf der Welt denken, es geht mir immer dreimal besser, als ihnen. Ich möchte gemocht werden, weil ich die Person bin, die ich bin und nicht die Inszenierung einer Person, auf die ihr irgendwie neidisch seid, oder der ihr unbedingt nacheifern müsst, um euch Erfolgreich und Angekommen zu fühlen, denn gerade das, könnt ihr nur selbst messen und entscheiden. Ihr definiert, ob ihr zufrieden sein könnt.

Ich möchte zukünftig nicht nur das Positive zeigen. Ich möchte mich authentisch verhalten und nicht nur happy-happy-fun Kram posten. Dabei möchte ich hinterfragen, warum ich das tue und darauf verzichten, es nur zu tun, weil ich gerade mal wieder eine Bestätigung brauche. Ich möchte mehr interagieren, mehr diskutieren, Kontakte knüpfen und das Internet für das benutzten, für dass ich es so großartige finde.

Epilog: Nichts schien mir mehr geeignet, das hier zu bebildern, als ein Foto aus einem Wiener Klo. Schön noch mal zeigen, dass man eine Leica hat. Eklig sein, macht auch manchmal Spaß. Natürlich ist auch dieser Text irgendwo Marketing und Selbstinszenierung und ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt darüber sprechen möchte, zumindest auf diese Art. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, denn es ist authentisch und ich möchte drüber reden.

Classic Film Styles for Capture One

Foto: Felix Rödiger

Es ist nun fast ein Jahr her, dass ich euch das Kodachrome K14 Projekt vorgestellt habe, ohne zu wissen, was aus einer Idee meines müden Hirns am Ende des Tages erwachsen könnte. Damals kam relativ schnell die Frage, ob ich das Ding nicht auch für Capture One ausarbeiten könnte und ich drückte mich erstmal darum. Lange hatte ich mit Capture One gearbeitet und wusste um die Unterschiede zu Lightroom. Während ich in Lightroom ein Farbprofil nutzen muss, um den Funktionsumfang zu erweitern, ist der Farbeditor in Capture One schon mächtig genug, die nötigen Korrekturen umzusetzen, das war klar. Dennoch tat ich mich mit einer generellen Aussage schwer. Ich wollte das erstmal in Ruhe testen, bevor ich die Klappe aufreiße. Außerdem kam mir sofort der Gedanke, dass es noch mehr geben müsste, als nur die Kodachrome inspirierten K14 Presets. Was ist mit einem guten Kodak Portra 400, oder Tri-X 400? So richtig gefiel mir da am Markt nichts, zumindest wenn man etwas ähnliches, wie VSCO haben möchte.

Fuji Velvia 50

Als erstes probierte ich einen Kodak Gold 200 aus. Davon habe ich genug Rollen hier und in der Mju II ladet meistens nichts anderes. Da ich eh gerade Tests für die CineStill ECN-2 Lightroom Presets fotografierte, ging der Gold 200 gleich einfach mit. Mit ein bisschen Mühe, war das Ergebnis schneller ziemlich stattlich, als ich es gedacht hatte. Ich begann daraufhin mit dem Kodak Kodachrome 64. Die ersten Entwürfe, aus denen die K14 Presets hervorgegangen waren, wollte ich ohnehin ein bisschen überarbeiten. Aus überarbeiten wurde dann schnell eine völlig neue Version, die ich dem K14 Lightroom Presets zu Weihnachten hinzugefügt habe und die nun auch Teil der Film Styles für Capture One ist.

Foto: Felix Rödiger / Fuji Acros 100

Danach fragte ich mal in der Facebook Gruppe rum, was man sich sonst noch wünscht und schnell war eine schöne Liste an Lieblingsfilmen zusammengekommen. Auch neue Leute traten in mein Leben, die das Projekt ganz großartig unterstützten. Felix Rödiger hat mir so viel, so gutes Material zur Verfügung gestellt. Er hat Filme belichtet und mir so Tests abgenommen. Milad Ahmadvand führte mich zum besseren Fuji Acros 100 und Tobias Schult wusste, wie ein Kodak Gold 200 noch authentischer sein kann. Diese Hilfe ist wirklich großartig, wichtig und lieb gewesen. Ich bin sehr dankbar dafür. Am Ende bin ich ja immer noch Fotograf, hab meine Jobs und The Classic Presets ist mehr ein Nebenprojekt, Hobby wenn man so will.

Nun haben wir erstmal 26 verschiedene Farb-, Dia- und Schwarzweißfilme in Capture One angelegt. Die Grundlage, die wichtigste Basis, ist damit geschafft. Die VSCO Film Packs sind immer noch umfangreicher, aber wir können erstmal arbeiten und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Ich bin ein kleines bisschen stolz und froh, wie damals bei den Kodachrome K14 Presets. Die CineStills waren einfach, aber hier hatte ich doch etwas Bammel.

Welche Filme sind dabei:
Agfa Optima 100
 Agfa Vista 100
 CineStill 50D
 CineStill 800T
 Fuji 400h
 Fuji Acros 100
 Fuji Fortia SP 50
 Fuji Neopan 1600
 Fuji Provia 400x
 Fuji Sensia 100
 Fuji Superia 400
 Fuji Velvia 50
 Ilford Delta 100
 Ilford Delta 400
 Ilford Delta 3200
 Ilford FP4 125
 Ilford HP5 Plus 400
 Kodak Kodachrome 64
 Kodak E100
 Kodak Ektar 100
 Kodak Elite Chrome 100
 Kodak Gold 200
 Kodak Portra 160
 Kodak Portra 400
 Kodak TMAX 400
 Kodak Tri-X400

3 Packs, eine Collection.

Mehr Infos gibt es im Online Shop. Um möglichst fair zu sein, findet ihr dort 3 verschiedene Packs, Essentials zum Schnuppern, Extended für die Erweiterung der Essentials auf den vollen Umfang und dann natürlich noch die Full Collection. Egal, wie ihr euch entscheidet, es kostet nie mehr, als für die Full Collection.

Mehr Samples

Fuji 400h

Foto: Felix Rödiger / Fuji Velvia 50

Kodak Portra 400

Kodak Kodachrome 64

Kodak Kodachrome 64

Kodak Kodachrome 64

Kodak Kodachrome 64

Kodak Ektar 100

Foto: Felix Rödiger / Kodak Tri-X 400

Classic K14 64er – Modern

Es ist kein Jahr her, dass ich eines Nachts mit den Arbeiten an einem Preset begann, was Kodak Kodachrome simulieren sollte. Seit diesem Abend dreht sich bei mir vieles darum, wie Farben, wie Bilder, wie Lightroom, oder Capture One funktionieren. Es ist ein bisschen so, als hätte man die Matrix begriffen und könnte die Welt aus den Angeln heben. Große Worte, aber ich kann es nicht anders beschreiben. Ich bin sehr pedantisch geworden und das schlägt sich in meiner Arbeit nieder. Jüngst habe ich damit begonnen Film Styles für Capture One zu entwerfen und den Kodachrome noch mal etwas zu verbessern.

Ich weiß, viele lieben die Classic K14 Presets, wie sie sind, aber mit der Zeit störten mich ein paar Dinge. Manchmal kamen mir die Presets ein bisschen zu brachial daher und ich ertappte mich dabei, wie ich sie selbst immer weniger verwendete. Als es mir das erste Mal auffiel, war ich gerade mitten in der Arbeit am Nachfolgeprojekt, dem ECN-2 und ich hatte kaum Zeit, den CineStill richtig umzusetzen, da war ich schon mit meinen Gedanken bei einer Korrektur der K14 Presets. Am liebsten wäre ich mit dem Kopf durch die Wand gerannt und hätte alles eingerissen.

Mit der Zeit hatte ich gelernt, wie man dieses, oder jenes besser gestalten könnte und ich wusste nicht, wann ich es umsetzen sollte. Da alle zufrieden waren, schien es nur mich ein bisschen verrückt zu machen und so setze ich mir das Ziel, am ersten Geburtstag des Projektes, ein größeres Update auszuliefern. Nach Weihnachten wollte ich damit beginnen und die ruhigen Tage nutzen, aber ihr wisst, wie das mit Plänen ist. Hier kam einiges durcheinander und ich hatte jetzt die Zeit, also hab ich mich mal die letzten 2 Tage hingesetzt und eine neue K14-Variante erschaffen.

Das Classic K14 64er – Modern Preset ist eine Homage an die letzte Kodachrome Version vor ihrer Einstellung 2009. Das Preset orientiert sich weniger an den Bildern der 80er und 90er, sondern am Material der letzten Tage. Es ist ein bisschen gefälliger, sanfter, nüchterner. Ab sofort ist er Teil des Classic K14 Preset Packs. Das Update ging gerade raus.

Es wird weitere Verbesserungen geben. Ich denke daran, die Profile zu überarbeiten und eine bessere Balance zu gewährleisten, gerade wenn verschiedene Kameramodelle im Spiel sind und einen 25er – Modern bräuchte man ja vielleicht auch, oder einen 200er? Es bleibt spannend und wird nicht langweilig.

Classic K14 64er – Modern Samples

 

 

Solaris Project / Free Lightroom Preset

Ihr kennt vielleicht mein neues Hobby. Ich bastle Lightroom Presets und versuche ein paar Dinge hinzukriegen, die man bei VSCO oder ReallyNiceImages nicht anbietet. Angefangen hat alles damit, dass ich gerne sehen wollte, wie manche meiner Bilder auf Kodachrome 64 ausgesehen hätte und wie das manchmal so ist, wenn es andere nicht so gut hinbekommen, dann muss man es selbst machen. Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich bald einen kleinen Online Shop betreuen würde und das nicht das letzte Preset gewesen sein sollte, was ich bauen würde. Die Herausforderung weiterzumachen, war einfach so verlockend, dass ich mich gleich auf das nächste Projekt gestürzt habe, CineStill. Mittlerweile war eine kleine Community herangewachsen und ich bin mit vielen tollen Menschen in Kontakt gekommen, die mich immer wieder auf neue Ideen gebracht haben. Aktuell arbeite ich an vernünftigen Film Styles für Capture One. Eine erste Preview des Kodachrome könnt ihr sehen, wenn ihr meine letzte Reise nach Wien betrachtet, aber es wird weit mehr geben. Portras, Tri-X, T-Max, 400h, Velvia, Provia, Acros, Deltas…  Das wird allerdings noch eine Weile dauern und ich hätte doch so gerne ein kleines Weihnachtsgeschenk aus dem Hut gezogen. Mir ist Wertschätzung sehr wichtig und die muss auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich hab in diesem Jahr viel Lob und Unterstützung bekommen. Irgendwie möchte ich das noch mal honorieren und darum ziehe ich das übernächste Projekt schonmal in einem ganz kleinen Teil vor.

Solaris 1 – cool

Das „Solaris Project“ entstand als Idee, den Ferrenia Solaris in Lightroom mit einem Preset zu simulieren. Ich hab dazu ein paar Entwürfe gemacht und in der Facebook Gruppe zu den Classic Presets diskutiert. Dabei kam heraus, dass vielen ein funktionierender, leicht zu verstehender Look wichtiger ist, als eine exakte Simulation eines Films, den viele nicht mal mehr kennen. (Ihr währt erstaunt, wie wenige von Kodachrome wissen.) Eine neue Idee sprang mir damals in den Kopf. Wie wäre es, viele zu simulieren, die es gar nicht gegeben hat, aber die den gleichen analogen Charm besitzen? Die Möglichkeiten sind grenzenlos und wenn man einmal verstanden hat, wie sich unsere digitalen Daten zu den physischen Eigenschaften von Negativ- und Positivfilmen unterscheiden, kann man ein schönes kleines Portfolio von Presets zaubern, die genau das bieten, was euch wichtig ist.

Solaris 1 – warm

Das Solaris Project wird aber nicht einfach nur aus einer Hand voll Presets bestehen. Die Idee ist, mit einer Basis von sagen wir 10 Presets zu starten und monatlich einfach einen weiteren Film hinzuzufügen. Ich möchte mit der Community dann immer darüber entscheiden, was als nächstes kommen soll. Ich denke, das könnte allen Spaß machen. Heute fangen wir gleich damit an und Solaris 1 gibt es als Weihnachtsgeschenk.

Solaris 1 herunterladen

Solaris 1 Samples

 

Color Grading mit Adobe Lightroom

Leider gibt es kaum gute Literatur dazu, wie man einen Look entwickelt. Es gibt zwar ganz viele „Grade your pictures like…“ Videos, oder jemand erklärt dir die Funktionen der Software, aber wie kann man so einen Workflow logisch aufbauen? Was ist wichtig und wo beginnt man? Kann man Rückschlüsse aus Bildern anderer ziehen? Ich habe mich damit mal beschäftigt und einen kurzen, vielleicht hilfreichen Screencast aufgezeichnet. Mein Workflow beginnt eigentlich damit, dass ich Bilder analysiere. Hier kann man soweit gehen und Farbharmonien für die geplante Strecke erstellen, noch bevor man überhaupt das erste Bild schießt, schließlich kommt der Look vor allem erstmal vom Motiv selbst. Ein nützliches Tool dafür ist Adobe Color CC, oder die Browser Erweiterung für Google Chrome „Palette Creator“ (Danke an die Facebook Gruppe für den Hinweis). So kann man sein Set entsprechend gestalten, oder auf wiederkehrende Farbgebungen achten.
Natürlich spielt Licht, also oft die Tageszeit, das Wetter und unsere eingesetzten Kunstlichtquellen auch eine Rolle. All das muss man zuerst bedenken, bevor man auch nur einen Regler verschiebt. Im Idealfall passt es nämlich dann so schon ziemlich gut und muss nur noch verfeinert werden.
Wenn ich einen neuen Look erzeuge, dann beginne ich immer mit der HSL-Sektion in Lightroom. Dort bestimme ich meine Farben und mein Ziel ist es, hier schon so weit zu kommen, wie es nur geht. Erst danach mache ich mich an die Gradationskurve und runde alles mit der Teiltonung ab, wenn ich noch eine wärmere, oder kühlere Stimmung mitgeben möchte. Die restlichen Einstellungsmöglichkeiten sind für mich mehr Problemlöser, um Belichtungen zu korrigieren, die mir misslungen sind, oder mir der Funktionsumfang nicht ausreicht, um meine Wunschtonung zu bestimmen. Lightroom ist immer noch ein recht rudimentäres Tool und eigentlich gar nicht dafür gedacht, Bilder darin soweit auszuarbeiten. Archivieren und Korrigieren soll es können, aber Adobe sieht den Part der Ausarbeitung immer noch bei Photoshop. Nebenbei bemerkt, liefern Korrekturen dort auch elegantere Ergebnisse, aber ich schweife ab. Schaut euch das Tutorial an und kommentiert, wenn ihr Fragen, oder Anregungen habt.

Wien

Sheila wollte sich in Linz tätowieren lassen und so haben wir kurz ein paar Tage Wien gebucht und alles mitgenommen, was man damit verbinden kann. Familie, Air Berlin Bankrott, Leica Shop und Store besuchen, Schnitzel, nur das kunsthistorische Museum haben wir nicht geschafft. Seitdem ich das erste Mal in Wien war, wissentlich noch öfter zu kommen, fotografiere ich dort immer viel Straße. Es geht gut, aber insgeheim möchte ich irgendwann einfach mal genug haben, um es gedruckt Seite an Seite zu reihen. Aktuell ist das aber alles mehr oder weniger noch Findungsphase. Es passiert noch viel zu sehr nebenher und unbedacht. Mal sehen, eines Tages, ihr wisst schon.

Linz

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