VIE -> DUS

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Eine Stadt zu verlassen, wo man sie gerade erst begriffen hat, fühlt sich immer etwas komisch an, vor allem wenn man dann nach Wuppertal aufbricht. Es ist immer schön rauszukommen und ich habe es in diesem Jahr mehr noch als vorher versucht, so wenig Zeit wie nur möglich in Wuppertal zu verbringen. Wären die Mieten hier nicht so günstig… Aber das ist eine andere Geschichte.

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Ich reise selten mit Zügen. Sie bürgen für mich immer ein nicht einzuschätzendes Risiko. Es gibt da dieses Naturgesetz, von dem nur wenige bisher etwas gehört haben. Andrés Anschlusszug fällt immer aus!

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Da wo Reisende zusammenkommen, da muss man Geschichten nicht suchen. Sie passieren einfach. Bahnhöfe, Flughäfen, U-Bahnen… Nirgends kann man so viel aufgreifen, wie an dieses Orten. Wer ein Buch schreiben möchte, wer Street fotografieren will, wer Inspiration für eine Geschichte braucht, muss sich nur einige Zeit an diesen Orten aufhalten.

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Als Kind bin ich nie geflogen. Erst mit Mitte 20 bin ich in ein Flugzeug von Köln nach Berlin gestiegen. Ich finde es großartig. Es hat für mich irgendwie eine besondere Bedeutung. So sehr ich Züge hasse, so sehr mag ich Flugzeuge.

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Möglicherweise besitze ich auch eine übertriebene Vorliebe für Wolken.

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Es folgt zum Abschluss eine etwas längere Geschichte, die ich „Deutschland 2016“ nennen möchte. Wir sind mit der S8 Richtung Hagen vom Düsseldorfer HBF aus zurückgefahren. Ich hatte mich noch gar nicht gewundert, dass der Zug nicht abfuhr, da präsentierte sich laut und direkt der Grund. Der Zugführer argumentierte recht unglücklich mit einer Frau, die seiner Meinung nach ein zu großes Sicherheitsrisiko darstellte, weswegen sie den Zug sofort verlassen sollte. Das Problem, woran der wenig krisensichere Zugführer sich deutlich gestoßen hatte – die Frau stand zu nah an einer der Zugtüren und schaute hinaus. Sie wartete noch auf jemanden, hielt dabei den Zug nicht auf. Sie wurde dennoch des Abteils verwiesen. Der Zugführer ging in seine Kabine, als er mitbekam, dass die Frau im hinteren Teil des Wagons wieder einstieg, stürmte er wütend den Gang entlang und uns offenbarte sich der Grund, warum die Frau unbedingt in diesem Zug bleiben wollte. Ihre Kinder, ihre Familie war noch an Board. Als der Zugführer sich mit einem besonnen argumentierenden und gut gekleideten Mann, der der Ehemann der Frau zu sein schien, konfrontiert sah, schloss er sich in seiner Kabine ein und erklärte den reisenden, dass er nicht abfahren könne, solange sich diese Familie an Board befände und er die Polizei verständig habe. Daraufhin verließ die Familie sichtlich schockiert den Wagon, einige Fahrgäste applaudierten und wir setzten zur Fahrt an. Einige Argumentationen und Äußerungen des Zugführers hinterlassen am Ende dann aber den bittersten Nachgeschmack. Sie offenbaren die Motivation seiner Hartnäckigkeit, die deutlich von Rassismus geprägt sein muss. Die Frau, ihr Mann, die ganze Familie sprach gutes Deutsch, aber ihre Hautfarbe unterschied sich deutlich von der des Zugführers, der unverständlich, laut und aggressiv argumentierte. Die Polizei wollte er vor allem deswegen gerne dazu holen, weil diese ja Dolmetscher vor Ort hätten. Sein einziges Verständigungsproblem war er selbst, der nur aggressiv und nicht reflektierend mit der Situation umging. Wir hätten pünktlich abfahren können. Niemand hätte den Wagon verlassen müssen. Die Rheinbahn hätte ihr Image vor allem vor mir bewahren können. Es wäre so einfach gewesen mit der Situation umzugehen.

Für mich ist dieses Erlebnis der absolute Beweis dafür, dass die Gegend hier einfach vor allem menschlich nicht schön ist. Wir waren wieder zuhause.