Classic K14 Interview: Lucas Coersten

Lucas bin ich das erste Mal in Köln begegnet, als Ben Bernschneider uns in Marie Schmidts Studio eingeladen hatte und eines muss ich Ben lassen, er hat es geschafft einige wirklich angenehme Leute zusammenzubringen. Seitdem verfolge ich etwas mehr, was Lucas tut und vor einiger Zeit hat er Bilder aus Marokko in der The Classic Presets Facebook Gruppe gezeigt, die ich so spannend fand, dass ich ihn gerne ausfragen wollte. Er hat hauptsächlich mit dem Kodachrome inspiriertem Classic K14 – 64er Old gearbeitet.

#1 Lucas, möchtest du uns kurz erzählen, was du so fotografierst, nein besser – erzähle uns doch gleich auch noch, warum du fotografierst.

Ich fotografiere Menschen. Angefangen mit 13 Jahren und einem Sony Ericsson CyberShot Handy und satten 3,2MP. Damals mich selbst und meine besten Freunde. Für noch coolere Schüler-VZ Bilder habe ich mir Photoshop CS3 aus dem Netz besorgt und habe mich durch Youtube-Tutorials in jenes Programm reingesteigert. Ich konnte damals definitiv besser bearbeiten, als fotografieren.  2011, mit nun 16 Jahren, habe ich die kompletten Sommerferien als Heizungsinstallateur gejobbt um mir meine erste Spiegelreflexkamera zu kaufen. Den Draht zu Menschen habe ich auch danach nicht verloren, nur haben die Selbstportraits nachgelassen und ich fing an die Freunde von Freunden, Mitschüler und kurze Zeit später auch mir Fremde, die ich auf Facebook angefragt habe, zu fotografieren.
Mittlerweile bin ich im dritten Jahr selbstständig, fotografiere immer noch nur Menschen, inzwischen hauptsächlich an ihrem schönsten Tag im Leben, in Kleidung von Designern und welchen die es werden wollen, ohne Kleidung in ihren eigenen vier Wänden, mal zu Werbezwecken und mal nur für sich selbst. Häufig werde ich danach gefragt, manchmal frage ich selbst die Leute und manchmal wird auch ungefragt auf der Straße fotografiert.

Anfangs war die Fotografie nur ein Hobby, inzwischen ist sie neben dem Designstudium, mein Beruf geworden, wobei Beruf immer so nach reiner Arbeit klingt, es ist eher mein Hobby und meine Leidenschaft, mit der ich inzwischen mein Geld verdiene.

#2 Die erste Frage war jetzt schon die Frage aller Fragen, darum jetzt was lockeres. Was hat dich nach Marokko getrieben. Viele sind und waren da ja in letzter Zeit. Wie kam das bei dir?

Ich bin mit meinem Mentor, Fabio Borquez, der Fotograf der damals eine Foto-AG in meiner Schule geleitet hat, nach Marokko geflogen. Er war anfangs für mich ein Lehrer und ist inzwischen, trotz hohem Altersunterschied, ein guter Freund und Wegbegleiter. Warum wir nach Marokko geflogen sind? Weil uns Indien zu teuer war.

Ich habe mich vorher kaum mit dem Land beschäftigt, konnte aber bei Ryanair einen günstigen Flug finden und zwei Tage später haben wir gebucht. In Marokko selbst hat uns die fremde Kultur, die vielfältigen Landschaften, die mal mehr und mal weniger herzlichen Menschen, angetrieben eine Rundreise zu machen, die so nie geplant war. Am Ende haben wir im Land selbst über 2000km mit dem Auto zurück gelegt und sind von Fes in die Sahara, zur Atlantikküste und in die Berge im Norden gefahren und wussten nie wie sich unser nächster Tag gestaltet.

#3 Gibt es etwas, dass das Land oder die Zeit dort dich gelehrt hat? Das ist nicht unbedingt eine fotografische Frage.

Wie gut wir es in Deutschland haben und wie glücklich man mit dem was man hat sein kann.

#4 Ich finde die Farben in fremden Ländern immer interessant. Neulich meinte irgendwer, dass kann man alles auch hier in Deutschland fotografieren und wir müssen aufpassen, dass wir nicht den Eindruck erwecken, man müsste viel Geld in die Hand nehmen, um gute Bilder zu fotografieren. Wie siehst du das?

Was die Farben angeht bin ich voll auf deiner Seite, die Sonne wirft ein anderes Licht, die Farben der Häuser, der Menschen und der Umgebung, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich die Bilder aus Marokko auch hier in Deutschland hätte schießen können.

Ich bin als Student, und vielleicht gerade deshalb, durchaus der Meinung, dass man nicht viel Geld ausgeben muss um gute Bilder zu schießen. Großartige Fotografen sind nur zu Fuß durch ihre Heimatstadt gelaufen und haben Bilder geschossen, die den Status einer Ikone erreicht haben.

So wie eine teure Kamera nicht automatisch gute Bilder schießt, schießt man in fremden Ländern nicht automatisch bessere Bilder.

#5 Warum hast du das Classic K14 als Look ausgewählt?

Meine bisherigen Arbeiten im Street-Bereich habe ich stets in schwarz und weiß gehalten, mit einer ganz simplen RAW-Entwicklung in Lightroom, selber entwickelt und auf alle Bilder anwendbar.

Die Bilder aus Marokko haben aber einfach ohne die Farbe nicht so ausgesehen, wie ich Marokko im Gedächnis hatte, die Farben haben einfach einen Großteil der Bildgestaltung eingenommen und diese raus zu nehmen habe ich nicht übers Herz gebracht.
Den Classik K14 Look habe ich bis dato nur in einem Shooting eingesetzt, zu meinen anderen Arbeiten hat es einfach nicht gepasst, es hat nicht gefunkt.
Bis ich mich an die Bilder aus Chefchaouen, der blauen Stadt in Marokko, gesetzt habe. Das Blau und die warmen beige Töne wurden einfach perfekt wiedergegeben! Ich habe ein paar Regler bewegt bis alles passte und die Einstellungen auf andere Bilder kopiert – ich war hin und weg, alle Bilder sahen so aus wie ich wollte, ohne eine einzige Veränderung. Inzwischen habe ich alle Bilder aus Marokko mit genau dem gleichen Einstellungen (64er old, less muted colors, Lichter in den Gravitationskurven auf +40) bearbeitet.

#6 Alle fotografieren ja hübsche Mädchen im Gegenlicht, damit sie auf Instagram ordentlich likes bekommen. Was würdest du sagen, ist wirklich wichtig, wenn man mit Bildern beeindrucken möchte?

Auch ich fotografiere hübsche Mädchen im Gegenlicht wie du so schön sagst, aber inzwischen immer weniger. Ich versuche seit Anfang 2017 mehr in Bücher der alten Großen zu schauen, anstatt den follower-starken Fotografen auf Instagram zu folgen. Ein Bild sollte nicht nur beeindrucken, weil die Person auf dem Bild beeindruckt, sondern weil die Person durch dieses Bild beeindruckend wirkt. Mich persönlich beeindrucken Bilder, in die ich mich reindenken kann, hineinfühlen kann, reinversetzen kann, wo mein Bauch sagt – ja, dass ist es.

#7 Wie definierst du „erfolg als Fotograf haben“ für dich?

In meinen Anfängen tatsächlich durch Likes und Feedback in sozialen Medien, angefangen mit 500px, dann auf Facebook, danach auf Instagram. In meinem persönlichen Umfeld habe ich nur die gewohnten Streicheleinheiten bekommen und alles war immer schön, auf den sozialen Medien war ich immer stolz, wenn ich ein Like bekommen habe von jemanden, den ich schätze, der meines Erachtens sogar besser ist als ich selbst.
Inzwischen, sicherlich auch durch das etwas erwachsenere Denken, sind ausgewählte Menschen und glückliche Kunden mein persönlicher Erfolg als Fotograf. Durch die inzwischen fünfte Ausstellung habe ich ein ganz anderes Gefühl erlangt, was Feedback ist, welche Worte man zu schätzen weiß, worauf man getrost verzichten kann und was für mich Erfolg ist.

#8 An welchen Zielen arbeitest du gerade?

Fotografisch versuche ich “mehr” in meine Fotografien reinzubringen, das Plakative und den Kitsch zu reduzieren.
Die große Baustelle aktuell ist meine Website, da wird aber in nächster Zeit weiter dran gearbeitet.

#9 Wie könnte man dich dabei unterstützen?

Vielleicht durch unangenehme Fragen wie: “hast du eine Website, die ich mir mal anschauen kann?”, oder “wie läufts eigentlicht mit deiner Seite?”

Bei dem fotografischen Ziel freue ich mich über Kommentare zu Bildern, die ich in Netz stelle, wenn es einem gefällt, wenn es einem nicht gefällt oder man das Gefühl hat “wäre es etwas anders fände ich es noch besser”, das einfach mal dadrunter zu schreiben. Ich glaube bei manchen Dingen muss man seinen eigenen Stolz beiseite legen und die Meinung anderer reflektieren. Man lernt daraus und wird sicher mit einem klareren Blick weiter fotografieren.

#10 Wenn du uns einen Rat geben könntest, welcher wäre das?

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