Neulich

Hamburg

Ich war vor ein paar Wochen in Hamburg, um eine Person für eine vierteilige Porträtserie zu fotografieren. Vorher war ich schon der Nähe von Stuttgart, in Dortmund und München. Der Job lief wieder über meinen diesjährigen Lieblingskunden WDV, der mir wirklich schöne Strecken geschenkt hat. Bald werde ich auch alle davon zeigen können, aber schweife ab. Ich hatte Sheila mitgenommen, um im Anschluss gleich in den Urlaub zufahren. Gegen Mittag hatten wir eine größere Produktionspause und so bin ich mit Sheila ein bisschen durch die Schanze gelaufen und in ganz kurzer Zeit passierten, für uns Wuppertaler, ganz fremde Dinge. Zunächst bemerkte mich der Bote und verstand sofort, warum ich das Bild von ihm gemacht hatte. Er freute sich und klopfte mir sehr freundlich auf die Schulter, während ich mich noch gewohnt defensiv erklärte. Das war aber gar nicht nötig. Er war einfach ein freundlicher Mensch, der nicht in allem etwas Böses zu finden versucht. Dann gingen wir über die Straße und liefen Paul Stolem in die Arme. Er sprach uns an und wirkte überraschend informiert, als hätte er uns dort schon vermutet. Das Menschen deine Instagram Story verfolgen und dir begegnen, findet in Wuppertal auch eher nicht statt. Hamburg war gut zu uns. 

Das Summicron

In Wien hatte ich damals ein 35mm Summicron gekauft. Ich wusste gar nicht, dass Dennis Iwaskiewicz im Leica Shop arbeitet. Es gibt in Wien vielleicht 2 Fotografen, die ich seit längerer Zeit verfolge und wie verrückt ist das bitte, dass einer vor einem steht, wenn man spontan ein Summicron kaufen möchte? Wenn ihr mal in Wien seid, besucht den Laden in der Westbahnstraße und geht danach in die Westlicht Galerie, auch wenn ihr nichts kaufen wollt. Wer sich für Fotografie interessiert, ist dort an einem wunderbaren Ort. Wenn ihr doch was kaufen wollt, dann sei euch der Leica Shop gleich noch mal empfohlen. Das gebrauchte Summicron hatte leider einen sehr eigenwilligen, nicht gleich zu bemerkenden Fehler. Es kam zu einer Art Focus Shift, bei offener Blende, wenn man gegen unendlich fokussierte. Ich stellte das erst nach einer ganzen Weile fest und hatte eigentlich keine Hoffnung, da Support zu erhalten. Leistenschneider in Düsseldorf versucht immer um Garantieleistungen herumzukommen, oder gibt No-Name Akkus in Originalverpackung raus und ist nicht willig, den Umstand geradezubiegen. In Wien ist man anders drauf. Ich konnte mir aussuchen, ob ich ein anderes Objektiv möchte, oder Leica das Summicron reparieren soll. Nun habe ich ein tolles Summicron ASPH für einen tollen Preis und endlich einen Händler, dem ich gerne mein Geld gebe, weil er sich bemüht. Danke!

Seitdem fotografiere ich sehr viel mit dem Summicron und wenn es nur um belanglose Besorgungen geht. Irgendwas passiert immer, was ich schön finde. 

Maastricht und der neue SLK

Ich habe meinen SLK getauscht. Die Hydraulik im Verdeck war defekt und ich fuhr den halben Sommer geschlossen herum. Gekauft hatte ich den alten SLK im letzten August und so blieben eh nur wenige Tage des offen Fahrens. Mit ein bisschen Suchen und Handeln fand ich aber schnell einen neuen, alten SLK und eine der ersten Reisen führte nach Maastricht. Es war ein herrlich sonniger Tag und ich hatte ganz vergessen, wie Sonne so auf den Körper wirkt. Neben einem leichten Sonnenbrand, war ich auch unglaublich unkonzentriert, als wir ankamen. Ich hab ja öfter mal so Phasen, wo ich der verwirrteste Mensch bin, aber dieses Mal schlich sich das so merkwürdig an. Ich lief mit Sheila durch die Straßen und bemerkte gar nicht, wie sehr in neben der Spur war. Ich fotografierte die Straßenszenen und war irgendwie so unkonzentriert, dass ich mich einfach nur über die Bilder wunderte, die ich machte. Sie kamen mir in dem Moment so fremd und unbedacht vor. Zuhause, mit Essen und Getränken versorgt, konnte ich meine Empfindungen vom Tag nicht mehr teilen. Ich hatte genau so fotografiert, wie immer, aber einfach nicht auf mich geachtet.   

Ich bin umgezogen.

Seit ein paar Wochen wohne ich nun bei, besser gesagt mit Sheila zusammen. Der Umzug, meine Arbeit und meine gelegtliche Verwirrung haben mich von einigem abgehalten, unter anderem davon, all diese Bilder zu zeigen. Ich blicke nun jeden Tag auf die am stärksten befahrene Kreuzung der Stadt und wohne nicht mehr auf dem Hang. Richtige Sonnenuntergänge sehe ich hier noch weniger und bekomme dafür Wuppertal ein Stück mehr ungefiltert mit. Dennoch freue ich mich sehr. In meinen vorherigen Wohnungen gab es immer sehr viele Kompromisse. Alles war schon mit dem Einzug auf den irgendwann bevorstehenden Auszug fokussiert. Es haben immer Jobs, oder der Lauf der Dinge mein Wohnen bestimmt. Nie habe ich danach entschieden, wo ich wirklich leben wollte, sondern immer danach, wo ich leben musste. Ich lebe immer noch in einer Stadt, in der ich eigentlich nicht sein möchte, aber den Platz, den ich mir dafür ausgesucht habe, schlägt nichts. Ich werde nie wieder irgendwo hinziehen, weil ich muss, sondern nur noch weil ich es möchte.