Die, auf die es ankommt.

In den letzten Tagen ist mir sehr viel Gutes passiert und ich möchte darüber reden, denn es ist nichts, was man einfach so abnickt, kurz lächelt und einfach weitermacht. Ich muss dafür aber ein bisschen ausholen, weil ihr mich sicher nicht alle so gut kennt, wie es nötig wäre, um das zu verstehen.

Ihr kennt Paul vielleicht aus Life of Paul, I want to work for Ripky, oder weil ihr nach dem Weltmeisterschaftsendspiel nicht gleich abgeschaltet habt und euch fragtet, wer der Typ mit der Leica ist, der da plötzlich auf dem Platz steht. Paul war jetzt zweimal sehr nett zu mir. 2012 hatte mich ein Freund überredet, mich auf ein Praktikum bei Paul zu bewerben und ich hatte erstmal genug Gegenargumente, dass mein Kumpel Alex ziemlich genervt von mir war. Er meinte es nur gut und ich gab mir einen Ruck, denn meine Argumente zählten nicht. Ich war damals einfach noch nicht bereit für etwas einzustehen, was meine eigene Zukunft direkt gestallten sollte. So schrieb ich abends eine etwas rotzige, aber dafür ziemlich ehrliche Bewerbung. Zwei Tage später saß ich in Norderstedt und wusste nicht so recht, wo mich das hinführen sollte. Was Paul mir damals skizzierte, war kein Praktikum. Es war ein Job mit viel Verantwortung, bei dem mir gleich drei Leute einfielen, die dafür besser geeignet wären, als ich es damals war. Ich konnte das nicht ruhigen Gewissens annehmen. Ich wollte niemanden enttäuschen, der mir so viel Vertrauen entgegenbrachte und ich wusste auch gar nicht, wie ich das ganz Ding anpacken sollte. So schrieb ich einen langen Text, in dem ich mit viel zu vielen Worten erklärte, dass ich noch nicht mutig genug war und lehnte ab. Dieses Erlebnis hat für mich aber einige Weichen gestellt. Ich war so unendlich motiviert und gewillt an meine Einstellung zu arbeiten, dass ich damals endlich zu überlegen begann, was ich eigentlich machen wollte und nach Wegen suchte, dass zu erreichen. Das war damals sicherlich nicht Pauls Intention, aber ich bin ihm dennoch sehr dankbar dafür.

Seitdem habe ich mal mehr und mal weniger konsequent daran gearbeitet, zu fotografieren und davon zu leben. Es hat noch ein bisschen Anlauf gebraucht, aber mittlerweile habe ich ziemlich gut definiert, was ich möchte und die Sache läuft. Das Ding ist nur, der Anlauf war sehr lang und eine ordentliche Durststrecke. Wirtschaftlich war da manches nicht und ich fand es ok. Jetzt, wo alles so schön ist, wie es nur sein könnte, merke ich aber, dass all die Kompromisse noch heute ihre Auswirkungen zeigen und noch ein paar Dinge aufzuräumen sind. Die Presets helfen mir dabei und das nicht nur finanziell.

Dienstagmorgen saß ich mit meiner Freundin beim Frühstück, die Katze lag auf dem Stuhl neben mir und auf’s Handy hatte ich noch nicht geschaut. Das lag auf dem Schreibtisch und machte immer mehr und  vor allem auffällig viele verschiedene Geräusche. Sheila und die Katze blickten mich beide sehr irritiert an. Es war erstmal schwer nachzuvollziehen, was da passierte. Erstmal waren da Facebook und Instagram Messages mit Glückwünschen, die aber nicht näher benannten, was passiert war. Der Online Shop schien aber deutlich besser besucht zu sein, als üblich. Nachdem ich mich durch die Masse an Meldungen gewühlt hatte, war ersichtlich, was geschehen war. Paul hatte in seiner Instagram Story meine Presets erwähnt und damit einiges losgetreten. Überall passierte plötzlich so viel, wie in einem Monat nicht. Follower, Likes, Kommentare, Nachrichten, Mails, Anrufe… Zum Mittag hin wurde ich ein bisschen überrannt und ich wusste immer noch nicht, warum das nun geschehen war, aber ich hatte eine Vermutung, die sich bestätigte, als später mit Paul sprach. Er hatte meinen letzten Blogpost gelesen, wo ich ein bisschen was zur Motivation hinter meinem Preset-Geschäft geschrieben hatte. „Warum nicht mal die Reichweite für etwas positives nutzen?“, sagte er und hat sich damit mal eben meine ewige Dankbarkeit gesichert. Hemingway nannte seine Freunde „Jene auf die es ankommt.“ und ich finde diese Beschreibung sehr treffend. Menschen wie Paul haben mir immer wieder geholfen und mir Wertschätzung gelehrt. Sie waren da, selbst wenn man sie nicht gerufen hatte, um genau das richtige zu tun. Mein Bafög ist damit abbezahlt und ich kann mich um den nächsten Schritt in meinem Leben kümmern und irgendwie möchte ich immer noch ganz oft Danke sage.

Ich hab mit Paul noch ein bisschen geschnackt und dabei kam ein interessanter Gedanke auf. Warum nicht offen kommunizieren, was bei all dem rumgekommen ist? Ich befinde mich zwar oft in angenehmer Gesellschaft, aber irgendwo gibt es immer Neider und auch wenn Malte mich fragte, ob ich nun den giftgrünen oder gelben Lamborghini bestelle und das nur ein Spass war, zeigt es doch, wo so der erste Gedanke hingeht. Neid und Missgunst begegnen uns dieser Tage leider sehr oft und gerade im Internet am häufigsten. Als ich Paul damals auf’s Spielfeld rennen sah, habe ich mich so für ihn gefreut. Ich wusste, es ist ein Lebenstraum für ihn. Viele Nachrichten an diesem verrückten Dienstag neulich, haben mir auch gezeigt, wie viele von euch sich auch so sehr für jemand anderen freuen können. Das zu erleben, war schön und ich wünsche mir das es auch anderen zu Teil wird.

Rund 3200,00€ Bafög musste ich noch tilgen. Davon war die Hälfte schon beglichen. Den Rest habe ich diese Woche überwiesen. Da bleibt noch was übrig, was helfen wird, Wuppertal zu verlassen, um mir mit Sheila ein schönes gemütliches Heim zu schaffen. Ich hab also keine Leica M10 bestellt. 😉

Freitag habe ich mit Paddy gesprochen und er sagte, so langsam ist der Welpenschutz für mich dann auch mal vorbei. Damit hat er recht, denn mein Ziel habe ich erreicht und noch mehr als das. Den großen Plan habe ich ja oftmals nicht und ich setze lieber einen Fuss vor den anderen. Jetzt habe ich eine funktionierende Marke, einen ordentlichen Shop und Kundschaft. Hinter alle dem steht eine kleine und sehr angenehme Community und es macht mir alles sehr viel Spaß. Ich freue mich, wenn meine Arbeit anderen hilft und Freude bereitet. Ich lerne immer wieder neue Leute kennen und manchmal helfe ich ihnen, oder so mir. Das geht weit über Presets hinaus. Also, wo geht es nun hin. Ich werde das ganze weiter machen und mir neue Produkte überlegen, die bestehenden stetig weiterentwickeln und doch in erster Linie Fotograf bleiben. Ich habe mir aufgeschrieben, was die Menschen an meiner Arbeit mögen und was ihnen wichtig ist, denn ich möchte das nicht vergessen. Ich will die Community etwas mehr ausbauen und mich weiter dafür einsetzen, dass das Internet zu einem etwas schönerem Ort wird. Außerdem habe ich Dienstag noch beschlossen, dass jetzt jeden Monat 100,00€ vom Presets-Geld an Viva con Aqua gehen. Vielleicht kann man das in der Zukunft noch ausweiten. Der Gedanke gefällt mir jedenfalls, dass nicht nur für mich was rumkommt. Vielleicht kann man so etwas mehr von dem möglich machen, was man gerne sehen würde, statt sich einfach nur Spielzeug vom Geld zu kaufen.

Nun habe ich sehr viel über Paul gesprochen, aber der Titel heißt „Die, auf die es ankommt.“ – Plural! Kwerfeldein.de, Paddy, alle in der Facebook Gruppe, Malte, Daniel, Felix, Stefan, Milad, Tobias… so viele Menschen haben mir bei so vielen verschiedenen Dingen geholfen. Technische Fragen, Ideen, Lösungen, Footage, Texte, Übersetzungen, Inspiration, Reichweite und eine Bühne habe ich bekommen, ganz freiwillig und aus reiner Nettigkeit. Es sind nicht immer alle nur neidisch, gierig und auf sich selbst bezogen. Ich freue mich so sehr, dass ich diesen großartigen Haufen Menschen um mich habe, der mir immer wieder zeigt, dass es auch anders geht. Danke.