Die Sache mit der Leica

Ich habe mich in letzter Zeit immer wieder über Marken unterhalten, oder anders gesagt, ich wollte mich über die Produkte der Marken unterhalten und am Ende unterhielten wir uns über die Marken selbst. Es ging um Preis- und Produktpolitik und vor allem darum, warum jemand eben genau diese Marke nicht braucht. Es ging dabei öfter um Leica, aber auch um Eizo oder Autos, die erstmal nicht vernünftig sind. Es ging Produkte, die man nicht mal eben so kauft, weil sie Nischen bedienen, oder aber anders formuliert ziemlich teuer sind. Augenscheinlich passt das Preisleistungsverhältnis nicht in unser Konsumverhalten. In den Gesprächen habe ich festgestellt, dass die Reaktionen oft sehr eingefahren sind. Es scheint, dass viele sich versuchen mehr zu rechtfertigen, warum sie sich dieses oder jenes Produkt nicht kaufen und dazu rationale Argumente heranziehen. Auf emotionaler Ebene haben sie sich nämlich schon dafür entschieden, aber die Vernunft verbietet es ihnen. Nun möchte ich nichts gegen die Vernunft sagen und ich möchte auch niemanden in die Überschuldung treiben. Ich möchte nicht mal sagen, dass jeder eine Leica benutzen sollte, denn das wäre ja auch Quatsch. Es geht mir viel mehr darum, jeden zu animieren sich seine Wünsche zu erfüllen, oder anders gesagt, sein Leben so zu gestalten, wie er es gerne möchte und nicht, wie es vernünftig wäre. Wir tun oft irrationale Dinge, aber irgendwie seltner, wenn es darum geht, uns Wünsche zu erfüllen. Öfter passiert es, dass wir sie uns aus genauso irrationalen Gründen nicht erfüllen. In den Gesprächen wollte ich immer auf genau diesen Punkt hinaus und habe jedoch gemerkt, dass die Verteidigungslinie gegen die guten irrationalen Entscheidungen ziemlich gut befestigt ist. Meine Gesprächspartner waren gut vorbereitet. Sie haben vermutlich schon oft mit sich selbst trainiert. Ich denke über solche Feststellungen nach und als ich gerade so mit dem SLK (Eine meiner unvernünftig Entscheidungen aus dem letzten Jahr, die ich bisher nicht bereut habe. 3200€ in der Anschaffung, 100€ für Verschleißteile und mehr Platz im Kofferraum, als im Audi A1 davor. Ich habe ein Cabrio und ein angenehmeres Auto für deutlich weniger Geld. Ich habe alles was ich wollte und bin völlig im Rahmen meiner Möglichkeiten geblieben. Meine Vernunft sprach aber Jahre zu vor dagegen. Altes Auto, sicher unpraktisch, wird ständig Geld kosten, nimmste lieber das Leasing und die neue Karre.) fahre, überlege ich mir, was uns immer so begrenzt. Es ist irgendwie dieser Vernunftsgedanke, zumindest war er das bei mir sehr oft. Ich bin viele Kompromisse eingegangen und die haben mich nicht immer vor Risiken bewahrt. Oft war der Kompromiss eigentlich das größere Risiko. Ich hätte mich viel eher für die Fotografie und die Selbstständigkeit entscheiden sollen. Eine Leica wäre auch schon eher drin gewesen und überhaupt sind da so viele Dinge, die man irgendwie machen wollte, aber es immer etwas gab, was dagegen sprach. Seltsamerweise haben die „Sicherheitsentscheidungen“ mich nicht vor dem Unheil bewahrt, welches hin und wieder einfach mal stattfindet. Wir können Risiken nicht aus unseren Leben streichen, wir können sie nicht mal völlig überblicken, denn dafür ist das Leben zu Komplex. Ich habe vor einer Weile damit aufgehört darüber nachzudenken, wie ich vernünftig entscheide. Ich höre mehr auf mein Bauchgefühl, meine Wünsche und versuche einfach nicht dumm zu sein, wenn ich sie mir erfülle. Oft ist es nur eine Frage von Prioritäten, oder man muss sich ein bisschen anstrengen. Man muss nach Möglichkeiten suchen, oder einfach ein bisschen konsequenter oder härter arbeiten. Ich möchte sagen, dass es oft immer eine Möglichkeit gibt und Geld nicht so sehr eine Rolle spielt. Geld ist nur ein Tauschobjekt. Wenn Geld fehlt, muss ich etwas für Geld eintauschen und wenn man sich von klassischen „Ich bekommen ein Gehalt von XXX.“ Gedanken verabschiedet und nach Möglichkeiten sucht, wird man sie finden. Man muss nur genug wollen, aber da ist ja manchmal die Vernunft, die uns sagt, wir sollen nicht wollen. Denkt mal drüber nach.